Cover des Buches Wenn die Liebe tanzen lernt (ISBN: 9783442482726)
Rezension zu Wenn die Liebe tanzen lernt von Jean Kwok

Eine Aschenputtel Geschichte à la Dirty Dancing von Jean Kwok

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ein modernes Aschenputtel Märchen!

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren
Charlie hat es wahrhaftig nicht leicht. Hin und her gerissen zwischen ihrer Herkunft, ihren chinesischen Wurzeln und dem modernem amerikanischem Alltagsleben, hat sie Schwierigkeiten ihr wahres Ich und sich selbst zu finden. Wie denn auch? Sie arbeitet als Tellerwäscherin in dem Restaurant, in dem auch ihr traditionell erzogener chinesischer Vater als berühmter Koch angestellt ist und schuftet den lieben langen Tag, um ihren Vater vor Allem finanziell zu unterstützen und ihn nicht mehr als unbedingt notwendig zur Lust zu fallen. Ihre jüngere Schwester schreibt Bestnoten in der Schule und hat sogar die Möglichkeit, ein Aufnahmetest für ein sehr renommiertes, aber eben auch teures College zu absolvieren.

Und Charlie? Ist ein wahrhaftiger Tollpatsch und ist ziemlich froh, dass sie überhaupt einen Job hat, bei dem sie einigermaßen bestehen kann. Ihre Schwester hat ein weitaus besseres Urteil von ihr und überredet sie, sich auf eine Zeitungsannonce des großen New Yorker Tanzstudios zu melden. Was sie auch tut. Als Rezeptionistin wird sie nicht lange geduldet ( der Tollpatschigkeit sei Dank! ), doch als Tänzerin sehen Dominik und Adrienne weitaus mehr Potential in Charlie. So entwickelt sich die anfangs schüchterne und zurückhaltende Charlie in einen anmutigen und selbstbewussten Schwan. Ein wahres Aschenputtel Märchen!

Wer hier sofort an Liebe und Kitsch denkt, verurteilt das Buch zunächst zu unrecht. Die Liebe spielt für mich eigentlich, eine gar nicht so große Rolle. Das passierte irgendwie so nebenbei und war, seien wir mal ehrlich, doch von Anfang an genau so zu erwarten. Der Fokus liegt für mich mehr auf die Selbstfindung, die Entwicklung, die Metamorphose, die Charlie durchläuft. Dass Charlie es nicht leicht haben wird, war zu erwarten. Selbst wenn wir die alltäglichen Probleme wegdenken, bleibt ihre chinesische Herkunft. Und China ist nun mal nicht Deutschland. Oder Amerika. China bedeutet Tradition, „strenge“ Erziehung, Verpflichtungen und es gibt eine selbstverständliche Familienhierarchie. Nicht unbedingt schlecht, aber im modernen New York, doch eine ganz andere Welt. Mit jedem weiterem Schritt in ihrer Tänzerausbildung, findet Charlie ihren eigenen Weg und Lebensttil. Das ist kein Für oder Wider. Das ist ein Miteinander. Ein Leben zwischen zwei Welten. Ein Leben, das die Autorin Jean Kwok sicherlich nur allzu gut kennt und hat miteinfließen lassen.

Der Schreibstil Kwoks ist sehr flüssig und angenehm zu lesen, sodass man relativ schnell die 473 Seiten verschlingen kann. Teils zähe und langgezogene Passagen ziehen den Roman an ein paar Stellen ein wenig in die Länge, des Weiteren gibt es aber nichts zu kritisieren.

Ganz im Gegenteil: Die detaillierte, ausführliche und beinahe perfekte Erzählung der Tanzentwicklung Charlies, lässt einen das Herz aufgehen. Sei es Walzer, Tango oder Cha-Cha – man lernte mit und hätte man mit geübt, hätte man die Tänze sicherlich auch ausüben können. Für Fans von Step Up oder Klassikern wie Dirty Dancing ist dieses Buch ein Must-read!

Die Protagonisten Charlie und ihr späterer Tanzpartner Ryan sind mir sofort sehr sympathisch, auch wenn ich Charlie gern das ein oder andere Mal gerne geschüttelt hätte, damit sie endlich ihre überflüssigen Gedanken über Bord wirft und aufhört an sich selbst zu zweifeln. Dass die Beiden so herzlich normal sind, verleiht dem Buch einem gewissen Charme. Es ist eine Geschichte, die uns allen widerfahren kann oder womöglich schon passiert ist. Die Charaktere sind real und authentisch und zeigen einem auf, dass das Leben nicht immer einfach sein muss, um Spaß zu machen oder eben lebenswert zu sein.

Es ist eine schöne Lektüre für zwischendurch, für einen Blick in eine andere Kultur oder einen Blick über den Tellerrand. Es ist aber auch eben, nichts Besonderes, sondern nur ein nettes Buch. Nicht mehr, nicht weniger.

“Ich hatte das Gefühl, dass der Rest der Welt ein Geheimnis kannte, das mir verborgen blieb, dass sich alle Menschen synchron im Tangorhythmus bewegten, während ich Freestyle tanzte und allein mit den Armen in der Luft herumfuchtelte.” – Seite 118
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