"Außerdem musste ich meinen Schmuck ablegen, auch die zehnkarätigen Diamantohrringe, die mir mein Ehemann vor einem Jahr geschenkt hatte und ich sie selten abnahm." Wie soll mir bloß eine Figur leidtun, wenn sie ständig mit ihrem Reichtum angibt?
Mag sein, dass das Leben in Saudi-Arabien für eine Frau nicht leicht ist, denn durch die Scharia werden die Frauen systematisch unterdrückt. Ich kenne das aus etlichen anderen Geschichten und es schmerzt immer, so etwas zu lesen. Aber diese Figur hier gibt ständig an!
Ihre Tochter wird hysterisch, also fliegen sie mit dem Privatjet nach London, ruhen sich in ihrem Penthaus aus, während die Tochter von einem Spezialisten behandelt wird, der mich normalerweise nicht einmal ansehen würde. Sie hat eine philippinische Haushälterin, sie wird mit der Limousine kutschiert, man behandelt sie bevorzugt, First-Class überall und sie schwelgt in Luxus. Scheiße, ich würde meine Freiheit gerne für so einen Luxus aufgeben. Nie wieder arbeiten, kutschiert werden und reich sein! Nicht mehr in einer winzigen Wohnung leben und zehn Stunden am Tag schuften? Wo müsste ich da unterschreiben?
Außerdem meint sie, dass das Land nicht vom Öl reichgeworden wäre, sondern von dem Einfallsreichtum der Araber. Das stimmt nicht und das weiß jeder. Hätte es das Öl nie gegeben, wären die Araber jetzt verbittert arm. Seht euch die anderen arabischen Länder ohne Öl an!
Hinzu kommt, dass die Erzählerin genauso verlogen ist wie die Männer, denen sie das ständig vorwirft. Als ihre Tochter sich als eine Lesbe outet, glaubt sie, ihre Tochter wäre besessen, geistig gestört, vor allem psychisch krank und sie wird dementsprechend behandelt. Als die Tochter später fragt, wieso sie nur so ist und Männer hasst und eine Frau liebt, erklärt sie, dass irgendwann ihre Tochter schon den richtigen Mann finden wird. Wo bleibt ihr eigenes Verständnis? Wieso akzeptiert sie ihre Tochter nicht, sondern versucht alles, um ihre sexuelle Vorliebe zu ändern? Wieso ist die Figur so verlogen?
Die Erzählerin gibt ständig an, vielleicht unbewusst, aber sie tut es. Das allein macht natürlich das Buch nicht schlecht, dafür sorgt die Autorin selbst, die zwar schreckliche Geschichten über das Land kennt, aber nicht in der Lage ist, Gefühle wirklich zu zeigen. Es ist vielmehr ein Bericht, der schnell das Leben der Prinzessin in kleine Abschnitte zerteilt und so viel wie möglich in die winzigen Kapitel zu pressen versucht, ohne großartig auf die Figuren einzugehen. Die Figuren blühen nicht wirklich auf, ihre Gefühlswelt wird nur angeschnitten und sobald eine Krise überwunden wird, lässt die Autorin das Ereignis links liegen und erzählt einfach weiter.
Die Protagonistin ist keine Rebellin, sondern fügt sich dem bösen System. Aber wie sollte sie auch eine Rebellin sein? Könnte so eine Figur jemals ihren Reichtum, ihren Status als Prinzessin für die Freiheit aufgeben? Ihre geliebten Diamantohrringe? Das Buch ist schlecht, die Autorin kann nicht schreiben, die Figuren bleiben schwarz und weiß, keine Leidenschaft, keine Seele, kein Herz, sondern ein Buch, das nur provozieren möchte, aber total versagt.