Jeanette Schmid

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Eine Hommage an eine große Künstlerin


Auf diese, im kleinen niederösterreichische Verlag Viertviertel erschienene, Autobiografie bin ich rein zufällig gestoßen. Doch habe ich mich sehr über dieses Schmankerl gefreut.

Ich durfte nämlich Jeanette Schmid in den 1970er Jahren kennenlernen, da wir in der Nähe ihres Wirkens, dem Nachtlokal „Cabaret Renz“, gewohnt haben.

 

Jeanette hat mich immer fasziniert. Wie sie auf ihren High Heels über das Pflaster gestöckelt ist, immer eine Zigarette, häufig mit Zigarettenspitz, in der Hand. Sie hat immer ein paar freundliche Worte für uns Schulschwänzer gehabt, wenn wir einander während des Schulschwänzens in einem der umliegenden Kaffeehäuser getroffen haben. Manchmal haben Schulkollegen hinter vorgehaltener Hand über sie gekichert.

 

Wer ist sie nun, diese Jeanette Schmid?

 

Jeanette ist 1924 als Rudolf Schmid im heutigen Tschechien geboren. Während seine Altersgenossen auf Bäume kletterten spielt Klein-Rudi lieber mit Puppen und verkleidet sich als Mädchen. Er singt gerne und gut. Mit Theaterspiel und Tanzeinlagen unterhält seine Umgebung.

 

1941 wird er zur Wehrmacht eingezogen und in Italien stationiert. Er entspricht durch sein Aussehen jetzt nicht wirklich dem arischen Recken und bekommt die eine oder andere männliche Avance. Nach einer Typhuserkrankung kehrt  er auf Umwegen zu seiner Familie ins Sudetenland zurück, um kurz danach, nach  Kriegsende, vor den Repressalien der Tschechen zu fliehen.

 

In München startet seine Karriere als Variète-Künstler. Nach wie vor hat Rudolf kaum Bartwuchs und tritt daher als Frau auf. Als Jeanette Baroness Lips von Lipstrill feiert er weltweit Erfolge. Rudolf tritt vor Reza Pahlevi, dem Schah von Persien und seiner Gemahlin Soraya in Teheran auf. Er steht mit Showgrößen wie Frank Sinatra, Édith Piaf, Marlene Dietrich und Josephine Baker auf.

 

1964 unterzieht sich Rudolf einer Geschlechtsumwandlung und ändert seinen Vornamen in Jeanette. Anschließend übersiedelt sie nach Wien, wo sie vorwiegend in Nachtclubs wie dem Cabaret Renz und dem Moulin Rouge auftritt.

Wegen Stimmproblemen verlegt sich Jeanette auf das „Kunstpfeifen“, eine alte Wiener Tradition und feiert damit große Erfolge.

 

Im Jahr 2004 erhält sie das „Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich“.

 

Jeanette stirbt 2005 in Wien.

 

Meine Meinung:

 

Eine interessante Autobiografie einer interessanten Persönlichkeit. Transgender ist heute ein bekannter Begriff. Doch was in den Menschen vorgeht, wie sie fühlen, wie sie sich selbst sehen, das erfahren wir selten.

Rudolf hat seit früher Kindheit gewusst, dass er ein wenig anders ist als seine männlichen Spielgefährten. Als Kind war er als Entertainer bei Festen gerne gesehen. Dass er die Nazi-Zeit unbeschadet überlebt hat, ist nicht gering zu schätzen.

Seine Verwandlung von der Bühnenfigur Jeanette in die reale Frau erfolgt langsam. Auch darüber schreibt sie in ihren Memoiren. Über die Hormonkuren, die sie über sich ergehen lassen muss, die Operationen in Kairo und die höllischen Schmerzen.

 

Das Buch zu lesen ist, als säße Jeanette mir gegenüber und unterhielte sich mit mir über ihr Leben. Damals, zu Schulschwänzerzeiten haben wir natürlich nur ein bisserl Small Talk gemacht. Schade eigentlich! Aber, was will man mit 15, 16 Jahren schon Tiefschürfendes besprechen?

 

Angereichert ist das Buch durch eine Vielzahl von privaten Fotos aus ihrem Leben. Die Ankündigungsplakate diverser Varietés zeigen die unterschiedlichen Orte ihrer Auftritte. Das eine oder andere Foto zeigt prominente Persönlichkeiten, die Jeanette gekannt haben.

 

Fazit:

 

Ich bin froh, auf Jeanettes Memoiren gestoßen zu sein und gebe gerne 5 Sterne.

 

 

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