Rezension zu "Verity heißt Wahrheit" von Jeannie Waudby
Rezension auf Buntes Tintenfässchen
Ich sage es nur ungern, aber "Verity heißt Wahrheit" wird wohl einer der Romane sein, an dessen Inhalt ich mich schon nach einigen Monaten nur noch verschwommen werde erinnern können. Das klingt heftig, aber es ist (in Referenz zum Titel) die Wahrheit. Irgendetwas hat mich davon abgehalten, mich in die Story hineinzufitzen. Ich meine das nicht auf kognitiver Ebene - denn verständlich war die Geschichte - sondern eher auf emotionaler Ebene. Mir fehlten einerseits kleine, scheinbar unwesentliche Details, die einen Charakter erst zu einer greifbaren, ausgereiften Person machen, mit der man sich identifizieren kann. Anderseits hat sich Waudby meinem Empfinden nach auch nicht ausreichend Zeit genommen, um einzelnen Ereignissen genug Raum zum Wirken zu geben. Zumindest erschien es mir so, als würde alles Schlag auf Schlag passieren. Ehe man sich überhaupt mit K (später Verity) vertraut machen konnte, kam Oskar um die Ecke, überredet sie dazu, sich undercover in Brotherhood einzuschleusen und ehe man sich's versieht, lebt sie bei den Hoods, mit denen sie sich auch auf Anhieb versteht. Für jemanden, der jahrelang eine tiefe Abneigung gegen sie gehegt hat und ihnen die Schuld am Tod ihrer Eltern gibt, hat sie ihre Bedenken und Vorbehalte ziemlich schnell abgelegt. Ihr Seitenwechsel wirkte auf mich einfach zu konstruiert. Auch die amurösen Entwicklungen, die sich nach und nach abzeichnen (und wenig überraschend kamen), haben mir nicht dabei geholfen, K/Verity oder einen der anderen Charaktere dauerhaft in mein Herz zu schließen. Mir fehlte auch hier der Tiefgang bzw. ein authentischer Reifeprozess oder irgendein Moment, in dem die Zuneigung zu Greg eindeutig spürbar gewesen wäre.
Der positive Nebeneffekt des rasanten Rhythmus ist allerdings, dass sich der Roman sehr flüssig lesen lässt. Das ist zum Teil wohl dadurch bedingt, dass die Autorin durchaus vernünftige, gute Satzverknüpfungen bewerkstelligt, sodass sich eine gut strukturierte Geschichte ergibt. Es mangelt lediglich an Ausschmückungen, die die bloße Handlung zu einer Erzählung machen, zu Etwas, das bei mir den Wunsch auslöst, Teil der Welt sein zu wollen.
Fazit
Letztlich bleibe ich mit dem Gefühl zurück, dass Jeannie Waudby zu viel auf zu wenig Seiten erzählen wollte, sodass man dramatische Höhepunkte nicht als solche wahrnehmen und kaum eine Bindung zu den Protagonisten aufbauen konnte. Das hat sich leider negativ auf meinen Lesegenuss ausgewirkt.