Vor kurzem habe ich auch "Gumaa 1: Ihr Ursprung" von Jeehyung Lee gelesen. Die Graphic Novel ist 2024 im Cross Cult Verlag erschienen, die Originalausgabe wurde ebenfalls 2024 bei Titan Comics, Titan Publishing Group, Ltd. veröffentlicht. Neben Jeehyung Lee wirkte auch Nabetse Zitro als Illustrator an dem Buch mit, für die Übersetzung zeichnet Denis Martynov verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.
Die junge Khalida flieht vor einem Drogensyndikat und entdeckt in einem längst verlassenen Tempel eine uralte Klinge. Mit deren Macht wird sie zur Göttin der Stadt und kontrolliert die Bürger durch dunkle Magie und Schrecken. Doch die Ereignisse werden aus dem Schatten heraus gegen sie manipuliert und Khalida wird selbst zur Zielscheibe. Eine actiongeladene Konfrontation wird das Gleichgewicht der Kräfte zwischen Himmel und Hölle für immer verändern und den uralten Krieg wiedererwecken ...
"Gumaa 1: Ihr Ursprung" ist mein erstes Werk von Jeehyung Lee und/oder Nabetse Zitro - und sorgt bereits vor dem Lesen für Verwirrung, wird es doch konsequent, unter anderem auf Verkaufsportalen oder bei Lovelybooks, teils als "Gumaa 1: Der Ursprung von ihr" betitelt - ich habe es dennoch hier mal bei dem auf dem Cover befindlichen Aufdruck belassen (auf den frühen Coverbildern - siehe oben - fehlt generell die Bezeichnung des Bandes). Das Werk lässt sich dabei relativ deutlich als Graphic Novel einordnen, wenn man es genauer kategorisieren will, bietet sich auch die Eingruppierung als Paranormal Suspense oder als dystopische Fantasy, als Fantasy Thriller Noir an. So oder so - es ist jedenfalls düster.
Die Handlung ist durchaus spannend und abwechslungsreich, sehr rasant, teils aber auch etwas verwirrend und oberflächlich. Dabei werden zudem die beiden Zeitebenen, in denen die Geschichte hier erzählt wird, nicht immer klar abgegrenzt und sofort angezeigt, was ebenfalls zu kleineren Unsicherheiten führt. Sonst bietet der Auftaktband eine Handlung, die durchaus nach mehr lechzt. Aufgrund der relativ düsteren, relativ brutalen und schonungslosen Darstellung, ist hier allerdings auch zwingend der Altersempfehlung des Verlags zu folgen, die die Graphic Novel für Leser:innen ab 16 Jahren empfiehlt.
Das Setting ist - erwartbar - düster. So entführt Jeehyung Lee die Leser:innen nach Melanfield, eine nicht näher lokalisierte Metropole in den Jahren 1984 und 1999, die wechselseitig von einem Drogenclan und einer religiösen Heilsgemeinschaft beherrscht und unterdrückt wird. Gerade beim Weltenbau, beim Magiekonzept, bei der zugrundeliegenden Mythologie besteht hier aus meiner Sicht aber noch großer Nachholbedarf - das muss sich in den nächsten Bänden noch bessern. Auch sind die Figuren relativ schematisch, fast holzschnittartig angelegt - auch hier kann diesen in den nächsten Folgen noch mehr Tiefe verliehen werden.
Die Illustrationen, die Zeichnungen von Jeehyung Lee und Nabetse Zitro hauchen der Geschichte hier Leben ein, sorgen für eindrucksvolle Impressionen und wirken nach, sind teils aber auch - gerade in Zusammenhang mit der Geschichte - hektisch und verwaschen. Etwas irritierend sind auch die hier gesetzten Soundeffekte/Lautmalereien/Onomatopoesien, die fast zu vielseitig, fast zu kreativ einfach wild in rauer Menge gebildet werden und dadurch fast etwas vom Rest ablenken.
Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und Korrektorat sind nur Kleinigkeiten durchgerutscht, der Buchsatz ist teils etwas hektisch, insgesamt ist die Kombination aus Bild und Text aber wunderschön. Der Umschlag ist mit farbigen Coverinnenseiten versehen, der Kontrast zwischen dem Cover und der Coverrückseite, die sich auch krass vom Buchrücken absetzt, allerdings sehr ungewöhnlich. Auch ist das Cover sehr düster und eher kein Eyecatcher, einige der hinten gezeigten Cover(-entwürfe?) sind da deutlich aufsehenerregender. Toll jedoch, dass im Nachgang zur Geschichte noch weitere Entwürfe und Skizzen gezeigt werden, die die Leser:innen am Entstehungsprozess der Graphic Novel teilhaben lassen.
Mein Fazit? "Gumaa 1: Ihr Ursprung" ist eine ambitionierte, sehr düstere Graphic Novel, die mit tollen Zeichnungen und einer spannenden Handlung glänzen kann, teils dabei aber etwas den Faden und die Übersicht verliert und noch Nachholbedarfe beim Weltenbau und bei den Figuren besitzt. Für Leser:innen des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen - ab dem vom Verlag vorgeschlagenen Lesealter von nicht unter 16 Jahren.