Cover des Buches Fangboys Abenteuer (ISBN: 9783902802347)
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Rezension zu Fangboys Abenteuer von Jeff Strand

Modernes, tiefschwarzes Märchen

von burnedeyez vor 11 Jahren

Rezension

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burnedeyezvor 11 Jahren

Kritik:

Wer vor kurzem meine Rezension zu “Benjamins Parasit” gelesen hat, wird vielleicht noch in Erinnerung haben, dass es sich dabei um einen blutigen, von schwarzem Humor durchzogenen Roadtrip mit Horror/ Fantasy-Einschlag handelte. Mit ähnlichen Erwartungen bin ich dann auch an “Fangboys Abenteuer” heran gegangen. Und um es gleich eingangs zu sagen: Dieses Roman bewegt sich in eine gänzlich andere Richtung.

Die vorliegende Geschichte ist nämlich tatsächlich alles – nur kein Horror oder Thriller. Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich selbst es nicht einmal genau einordnen könnte, weswegen ich einfach die Worte von Verleger Michael Preissl zitieren möchte. “Eher ein Märchen”. Und ja, das trifft es eigentlich recht gut, denn im Grunde genommen erzählt “Fangboys Abenteuer” eine Geschichte, die zunächst sehr traurig erscheint und den Leser zwischendurch immer wieder hoffen lässt, dass Nathan nun ausnahmsweise einmal nicht in die sprichwörtliche Scheiße greift. Wenn da nur eines nicht wäre. Jeff Strand. Wie schon in “Benjamins Parasit” wird auch hier wieder tief in die Humorkiste gegriffen und so lange gewühlt, bis man nur noch tiefschwarz findet. Zwar muss man erwähnen, dass sich gegenüber dem oben genannten Werk schon ein bisschen mehr Feinfühligkeit eingeschlichen hat, alles in allem ist die Schreibweise aber doch noch ziemlich… böse. Zudem findet man, besonders zum Schluss hin auch immer wieder eine gehörige Portion Selbstironie, die der Autor ganz offensichtlich nicht nur auf sich selbst anwendet, sondern auch die Ellenbogen in Richtung der etablierten, zumeist aber deutlich ernsthafteren, Schriftsteller ausstreckt. Auch konnte Strand es sich nicht verkneifen, ein paar kleine Gewaltspitzen einzubauen, die aber auch sehr überzogen daher kommen und sich von daher gut in das Grundgefüge seiner Story einpassen. Es gelingt ihm, mit “Fangboys Abenteuer” eine ganz eigene Welt zu erschaffen, die zwar in ihren Grundlagen der unseren sehr ähnlich ist, aber den Leser an so mancher Stelle dann doch noch vor die Frage stellt, in welcher Zeit – oder eben welcher Welt – man sich gerade befindet. So erhält man noch mehr von dieser angesprochenen “Märchenstimmung” aufrecht und bringt auch zugleich einen (wirklich nur) ganz leichten Fantasy-Touch mit ein. Spannend ist das Geschehen um Nathan zudem auch noch, wenn auch nicht im klassischen Sinn. Vielmehr ist es so, dass man einfach mit der Hauptfigur mitfiebert.

Womit wir auch gleich bei den Charakteren wären. Keine der Figuren in “Fangboys Abenteuer” ist übermäßig ernstzunehmen. Alle haben etwas fast schon comichaft-überzeichnetes an sich, was aber absolut passt und sie auch alle liebens- beziehungsweise hassenswert macht. Besonders Nathan ist hierbei natürlich ständig im Fokus und es dauert nicht lange, bis man den kleinen Pechvogel einfach nur noch bemitleidet und ihn dabei doch immer sympathischer findet. Es gibt eine klare Schwarz/Weiß-Trennung zwischen guten und bösen Charakteren – aber sein wir doch mal ehrlich: in welchem Märchen ist das nicht so?

Stilistisch hat sich im Hause Strand nicht viel getan. Der gleiche lockere und schnelle Stil, der auch schon “Benjamins Parasit” ausgemacht hat, findet sich auch in “Fangboys Abenteuer” wieder. Es geht schnell zur Sache und an mancherlei Stelle wendet sich der Autor auch neben der Geschichte an den Leser wendet. Ein interessanter Kniff, der dabei aber noch einen weiteren Sympathieschub mit sich bringt. Man muss natürlich bereit sein, sich auf den immer im Vordergrund stehenden Humor und die oftmals fehlende Ernsthaftigkeit einzulassen. Zumindest damit hatte ich aber von Anfang an gerechnet und wurde in dieser Hinsicht nicht enttäuscht.

Fazit:

“Fangboys Abenteuer” ist… nun, sagen wir einmal “anders”. Das dafür aber in Perfektion. Ein modernes, von schwarzem Humor durchzogenes Märchen, bei dem man viel lachen, an einigen Stellen aber doch auch einmal nachdenken muss – besonders, wenn traurige Parallelen zur realen Welt auf die für Jeff Strand typische Art zum Ausdruck gebracht werden. Ein rundum gelungenes Buch – wenn man sich denn darauf einlassen kann.

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