Cover des Buches Schule des Schweigens (ISBN: 9783734102219)
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Rezension zu Schule des Schweigens von Jeffery Deaver

Verhandeln bis zum bitteren Ende

von Betsy vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Definitiv nicht eines seiner besten Werke, aber auch hier hat er es trotzdem noch geschafft mich hin und wieder wirklich zu fesseln.

Rezension

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Betsyvor 8 Jahren
Der Schauplatz: ein altes Schlachthaus, 8 taubstumme Mädchen, 2 Lehrerinnen, davon eine taubstumm die andere nicht, ihre 3 Geiselnehmer, ein geschulter FBI Spezialist namens Arthur Potter für Verhandlungen mit Geiselnehmern, sein Team, politische Ränke, Kompetenzgerangel der verschiedenen uniformierten Einheiten untereinander und zu guterletzt die Hoffnung auf einen unblutigen Ausgang der Verhandlungen. Das ist die Basis für Deavers Thriller.

Eine Neuauflage seines doch schon älteren Buches, welches mich durch den Titel sofort angesprochen hat. Leider hielt es nicht so ganz das was ich mir erwartet habe, da hier oftmals eher die zwischenmenschlichen Beziehungen hervorgehoben werden als die Spannung einer Geiselnahme. Der Titel der mich zum Kauf verführt hat, ist leider im Nachhinein auch wieder eine nicht wirklich gelungene deutsche Wahl, wobei man hier dem Autor nicht die Schuld geben kann. Der Originaltitel "A Maiden's grave" spielt im Buch eine wichtige Rolle und man hätte ihn ruhig übernehmen können.

Arthur Potter, ein etwas übergewichtiger, kurz vor dem Ruhestand stehender Beamter übernimmt die Verhandlung und versucht sich in den Anführer der Geiselnehmer hineinzuversetzen um soviele Geiseln zu retten wie möglich. Dabei baut er nicht nur eine Beziehung zum Geiselnehmer auf, sondern auch zu einer der Geiseln, der taubstummen Lehrerin Melanie Charoll, 25 Jahre alt, welche ihrerseits nach einem Blick aus dem Fenster des Schlachthauses für ihn eingenommen ist und ihn als rettenden Engel betrachtet. Diese etwas ungewöhnliche Kombination war jetzt nicht mein Fall und ehrlich gesagt, hätte die Geschichte ohne diese unglaubwürdige "Liebelei" wohl mehr gepunktet. Potter wirkt für alle außerhalb seines Teams eiskalt, weil ihm der Tod der Geiseln scheinbar egal ist, doch gerade er muss versuchen einen kühlen Kopf zu bewahren und neben dem scheinbar lockeren Geplänkel mit einem der Geiselnehmer auch die Kontrolle über die ihm unterstehenden Beamten zu behalten, die teilweise so ihre Probleme mit seinen Anweisungen haben.

Die Geiselnehmer und die Geiseln selbst stellen verschiedene Charaktere dar und es ist wirklich interessant, wie einige in dieser schwierigen Situation über sich hinauswachsen und verzweifeln, besonders da es sich bei den Mädchen um 7-17 jährige handelt und ihre Rettung auch die Polizei vor eine Herausforderung stellt, da diese sie ja nicht hören können.

Deaver beschreibt hier sehr gut die Wahrnehmung der taubstummen Melanie und der anderen Mädchen, sowie deren Unterhaltungen in Gebärdensprache, die den Geiselnehmern ein Dorn im Auge ist. Man erfährt auch ein wenig über die Hintergründe was es heißt taub zu sein, die Entwicklung der Gebärdensprach und das unter den taubstummen eine eigene Hierarchie herrscht, wo jemand der versucht sich an die Welt der hörenden anzupassen, quasi ganz unten steht.

Fazit: Konnte mich leider nicht so elektrisieren, wie er es bei vielen seiner Bücher bislang geschafft hat, obwohl die Geschichte sehr vielversprechend anfing. Leider kam zwischendurch immer wieder etwas Langeweile auf, da die Verhandlungen stellenweise bei weitem nicht so interessant waren wie gedacht, Potters und Melanies sehr unglaubwürdige Anziehung zueinander mich eher irritiert hat und auch das Ende selbst konnte mich jetzt nicht wirklich für sich einnehmen. Phasenweise aber dann wieder wirklich spannend, wegen einiger wirklich unverhergesehener Ereignisse und durch das hineinversetzen in die Situation der taubstummen Geiseln.
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