Cover des Buches Das Haus der schwarzen Schwäne (ISBN: 9783746633145)
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Rezension zu Das Haus der schwarzen Schwäne von Jelle Behnert

Falka, dein Reich komme

von Keksisbaby vor 7 Jahren

Rezension

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Keksisbabyvor 7 Jahren

Sie wächst in bitterer Armut auf und kämpft seit dem Tod ihrer Brüder um die Anerkennung des Vaters. Doch dieser stirbt mit ihrem Verlobten auf See, als sie dann ein Götzenbild an den Strand trägt, um die beiden zurückzuholen wird Falka, als Hexe der Insel verwiesen. Ihr Onkel übergibt sie in Tondern einer Fabrik in der Spitze geklöppelt wird. Schon bald zeigt sich das Falka ein Talent dafür hat, doch die Mädchen die das begehrte Gut herstellen, hausen unter unmenschlichen Bedingungen. Um auf ihre Missstände hinzuweisen, springen ein paar von ihnen in den Tod. Alsbald ist die Spitze verschrien, doch Falka kann es nicht lassen. Sie klöppelt Witwenschleier und den erstellt sie für Lily, die Nichte des Fabrikanten. Einziger Nachteil Lily ist eine junge Braut aber keine Witwe, aber dem schafft Falka Abhilfe. Schon bald sind die Witwenschleier der Renner und nicht nur dem Pfarrer wird bang, wenn er die wachsende Zahl an Witwen bemerkt und von seiner Kanzel gegen die Tollschönen wettert. Falkas Ambitionen machen jedoch nicht bei den Witwenschleiern halt, sie will die Erschaffung eines Mädchenreiches. Sie hetzt auf und sehnt den Krieg herbei, die große Manntränke, um ihren Traum von einem Matriarchat in Erfüllung gehen zu sehen.

Ich habe „Das Haus der schwarzen Schwäne“ im Rahmen einer Buchverlosung gewonnen und gelesen. Es ist ein sehr eigenwilliger Roman, insbesondere wenn man ein historisches Werk erwartet. Natürlich beinhaltet es die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, die Wende zum 18. Jhd. und der Macht der Spitze, aber gegen Ende hin wird es eine Utopie, denn das Weibsvolk von Tondern erhebt sich und für wenige Tage, übernehmen die Frauen die Herrschaft über Tondern. Die Sprache der Autorin ist so bildgewaltig und an einigen Stellen sogar anschaulich gewalttätig, das sie mich manchmal schier überforderte. Ich konnte irgendwie keine Verbindung zu den Personen herstellen. Falka ist spröde, an einigen Stellen sogar fanatisch. Ihr Wille ein Mädchenreich zu errichten geht über Leichen und erst als sie sieht wie ihre Legion niedergemetzelt wird, muss sie erkennen welch Utopie ihr Wunsch ist. Die einzige der ich so etwas wie Sympathie entgegenbringen konnte war Lily, sie erschien mir mit ihren Gedanken über Kindheit, noch die reellste Figur zu sein. Doch auch sie erliegt Falkas Visionen. Der Plot ist düster, ständig wird ein Krieg mit Tod und Zerstörung herbeigesehnt und die Gewalt an Frauen oder anderen wird nur allzu deutlich beschrieben. Das macht es schwer weiterlesen zu wollen. Es ist halt kein Buch das man nebenbei liest oder zur Erquickung. Es ist gewaltig und an einigen Stellen verstörend. Aber es hebt es sich ab von vielen anderen historischen Romanen, in denen eine Heldin den Widrigkeiten der Geschichte trotzt und triumphiert. Nein Falka verliert am Ende ihr Utopia und doch ist der Gedanke des Matriarchats gesät. Und so wird der Aufstand der Spitzenklöpplerinnen in Todern verwoben mit der Idee der Emanzipation.

Dieses Buch ist ungeeignet zur Strandlektüre und für Leute mit schwachen Mägen. Da werden Würmer verspeist und Kriege als Reinigung der Gesellschaft glorifiziert. Aber wenn man sich darauf einlässt, dann kann man Falka bei dem Versuch folgen, Frauen an die Macht zu bringen, gegen die Willkürherrschaft der Männer.

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