Cover des Buches Die uns lieben (ISBN: 9783351035884)
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Rezension zu Die uns lieben von Jenna Blum

Unbescheiblich, grausam und erscheckend, aber absolut lesenswert

von duceda vor 9 Jahren

Rezension

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ducedavor 9 Jahren

Inhalt:
Weimar, 1940. Ledig, schwanger und von ihrem Vater vestoßen, kommt die 19-jährige Anna bei der Bäckerin Mathilde unter. Mathilde erhält Mehl, Zucker und Butter von den Nazis, um das Offizierskasino von Buchenwald mit Gebäck zu beliefern. Gleichzeitig schmuggeln die beiden Frauen Brot ins KZ und geheime Botschaften hinaus. Als Mathilde zwei Jahre später auf frischer Tat ertappt wird und der Obersturmführer Heinz von Steuern in der Bäckerei auftaucht, sieht Anna nur einen vezweifelten Ausweg, um sich und ihre kleine Tochter Trudy zu retten. Minneapolis, 1996. Ein paar diffuse Erinnerungsschnipsel, ein verstecktes Familienfoto und ein unauslöschliches Gefühl der Schuld sind alles, was Trudy mit ihrem Geburtsort Weimar verbindet. Erschüttert vom Tod ihres Stiefvaters und erdrückt von der Last einer Vergangenheit, die ihre Mutter hinter eine Mauer aus Schweigen verbannt hat, beginnt die Geschichtsprofessorin endlich mit Recherchen zum Alltag nichtjüdischer deutscher Frauen im Dritten Reich. Nach und nach legt sie dabei die erschütternde Geschichte ihrer Mutter frei, die so ganz anders ist, als sie es erwartet hat. Jenna Blums einfühlsamer und sorgfältig recherchierter Roman, der sich zwei Jahre auf der New York Times-Bestenliste hielt, erzählt von einer verbotenen Liebe, vom zwiespältigen Wesen der Schuld, vom Recht auf Vergessen und von einer außergewöhnlichen Mutter-Tochter-Beziehung.


Meine Meinung:
Das Cover finde ich sehr schön, passend zum Thema und anregend. Es hat so einen altmodischen Touch, so dass man gleich weiß, dass es sich hier um einen historischen Roman handelt, ein Genre, dass ich noch nicht so lange entdeckt habe, aber seitdem sehr wohl zu schätzen weiß, weil die Bücher durch die echten Geschichten, die hinter ihnen stecken, immer sehr realistisch wirken und schön zu lesen sind. Mein erster Eindruck zum Buch war echt super und ich war ganz gespannt, herauszufinden, was hinter der Geschichte steckt.
Und ich muss sagen, das, was dann so nach und nach an die Oberfläche kam, war wirklich ein unglaublich komplexes und tiefgehendes Drama, erschreckend und zum Nachdenken anregend und auch jetzt, nach dem Lesen hängt mir das, was ich erfahren habe noch sehr nach, weil die Autorin unglaublich tief ins Detail ging und auch die schonungslosen Dinge nicht unausgesprochen lies. Die Geschichte spielt abwechselnd aus Annas früherem Leben und das von ihrer Tochter Trudie ‚heute‘ oder eher ein paar Jahre später, weil auch das 1997 spielt, also nicht mehr ganz so aktuell ist. Diese wechselnde Perspektive hat alles sehr spiel spannender, lebendiger und echter gemacht und war wirklich gut durchdacht.
Der Schreibstil hat mir total gut gefallen, die Autorin hat wie bereits gesagt sehr offen und ehrlich über das wohl schlimmste Thema erzählt, das man über die Deutschen ansprechen kann: Die Zeit des Krieges und Nationalsozialismus und die Behandlung der Juden in den Städten und später im Konzentrationslager. Man konnte die Geschichte immer sehr gut nachvollziehen und ihr folgen und das Buch war schnell gelesen, auch wenn das schwere Thema es nicht gerade leicht gemacht hat. Die Autorin hat es außerdem sehr gut verstanden, die erdrückenden Gefühle an die Oberfläche zu bringen und hat mich immer wieder zu der Frage gebracht, wie Menschen anderen solche Dinge antun können, oder wie andere das ganze mit offenen Augen betrachten können, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Während der Geschichte kamen auch immer wieder einige Erklärungsversuche an die Oberfläche, durch Interviews mit Deutschen Frauen in der Zeit des Krieges, von Trudie persönlich geführt, aber letztendlich bleibt die Sache dennoch grausam und keine Erklärung kann das abschwächen.
Anna und Trudie waren zwei sehr interessante und charakterstarke Figuren, sie haben sich merklich voneinander unterschieden, aber es wurde auch immer wieder klar, dass die beiden Mutter und Tochter sind. Ich fand es wahnsinnig spannend und zeitweise auch sehr traurig, ihrer Geschichte zu folgen und ich bin unglaublich froh darüber, dass ich das Buch gelesen habe, es war in jedem Sinn eine Bereicherung und ich würde es jedem weiterempfehlen!

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