Cover des Buches Splitterleben (ISBN: 9781542337786)
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Rezension zu Splitterleben von Jenna Strack

Diagnose: Selbstmitleid

von katiandbooks vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Leider mochte ich weder den Schreibstil noch den Verlauf, den die Geschichte nahm und am allerwenigsten die Protagonistin

Rezension

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katiandbooksvor 7 Jahren
Die 17jährige Mia hat echte Chancen auf die Deutsche Leichtathletikmeisterschaft. Das Trainingsprogramm ist hart, doch das macht der begeisterten Läuferin nichts aus. Im Gegenteil: als sie sich kurz vor der Qualifikation für die DM zum wiederholten Male erkältet, trainiert sie weiter, obwohl sie sich schonen soll. Nachdem sie schließlich auf einer Party mit Freunden und ihrem Schwarm Tobi in Ohnmacht fällt, wacht sie im Krankenhaus wieder auf. Die Diagnose ist verheerend und wird ihr ganzes Leben ändern.


Splitterleben von der deutschen Selfpublisherin Jenna Strack lag schon seit einiger Zeit auf meiner Wunschliste, und nun durfte ich das Buch im Rahmen einer Leserunde auf lovelybooks lesen.


Ich kam sehr gut in das Buch hinein, und die Darstellung von Mia als Wettkampfsportlerin hat mir sehr gut gefallen. Man erfährt, dass sie Spaß daran hat, obwohl zu diesem Sport nur gekommen ist, um einem Jungen zu imponieren. Mittlerweile jedoch ist es zu ihrem Lebensinhalt geworden.


Auch hat mir gefallen, dass sie nicht von heute auf morgen krank geworden ist, sondern dass das bereits vor Beginn der Geschichte angefangen hat und sich die Lage bis zu ihrem Zusammenbruch auf der Party langsam zuspitzt. Allerdings war mir die Darstellung zu lang gezogen. Bis Mia ihre Diagnose erhält, ist ein beträchtlicher Teil des Buches bereits vergangen, und sie beginnt schon in dieser Zeit, sich selbst zu bedauern, was leider bis ganz zum Schluss nicht abreißt.


Kaum weiß Mia, unter welcher Krankheit sie leidet, gibt es für sie kein Halten mehr: das Mädchen versinkt im Selbstmitleid. Es vergeht kaum ein Absatz, in dem sie sich nicht bedauert und vor sich hin sinniert, wie schlecht es ihr geht. Um das mal ganz klar zu sagen: ich verstehe das. Auch, wenn Mia zehn Jahre lang im Eckchen gesessen und gejammert hätte, hätte ich das vollkommen nachvollziehen können, doch lesen will ich das deshalb noch lange nicht.


Dieses durchgängige Selbstmitleid führt leider auch dazu, dass Mia keinerlei Entwicklung durchmacht. Die Dinge, die ihr passieren, führen niemals zu einem Umdenken. Ihr Schwarm wirft ihr ungerechte Dinge an den Kopf - sie will ihn weiter für sich gewinnen. Ihre Freunde wenden sich von ihr ab - sie wünscht sich weiterhin, Zeit mit ihnen verbringen zu können. Sie lernt jemanden kennen, dem es schlechter geht als ihr - dann geht es ihr bestimmt bald genauso schlecht. Ein anderer interessiert sich für sie - kann ja gar nicht sein, mit ihr ist doch nichts mehr los. So geht das Kapitel für Kapitel bis schließlich doch noch die große Erkenntnis kommt, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, und die Erkenntnis kommt ausgerechnet durch einen Kerl ...


Durch dieses ständige Sich-bedauern, Nichts-aus-der-Situation-lernen-können, Nicht-nach-links-und-rechts-schauen, Krampfhaft-am-alten-Leben-festhalten und das permanente Herumgejammere wurde mir Mia mehr und mehr unsympathisch. Außerdem hatte sie auch noch immer wieder schlechte Gedanken über andere Menschen.


Noch einmal: ich kann das vollkommen nachvollziehen und nicht ausschließen, dass ich nicht genauso handeln oder denken würde. Trotzdem möchte ich das in einer Geschichte, in der es letztendlich doch darum geht, etwas positives aus einer schlechten Situation zu machen, nicht lesen. Es hat mir schlichtweg die Laune beim Lesen verdorben.


Neben all der Selbstbejammerung habe ich auch noch ein paar andere Baustellen, z. B. erfährt man praktisch nichts über Mias familiäre Situation. Es gibt eine sehr schöne Szene mit ihrem Bruder, ihre Mutter wird hin und wieder flüchtig erwähnt, und das war es auch schon.


Außerdem hat mir der Schreibstil nicht gefallen, der einfach und Jugendbuch-tauglich ist, aber auch sehr sachlich. Vieles wird einfach nur erzählt, und nicht gezeigt. Von knapp 300 Seiten wird in schätzungsweise 200 erzählt, wie schlecht es ihr geht, und die eigentlichen Geschehnisse passen auf auf vielleicht 100 Seiten. Etwas anhand eines bestimmten Ereignisses zu zeigen, passiert nur sehr sehr selten.


Fazit: Das interessante Thema in Splitterleben versinkt in einem Jammertal, aus dem es erst ganz am Schluss ein Herauskommen gibt. Die einzelnen Stationen der Geschichte waren mir zu lang gezogen, wobei man von anderen Dingen fast gar nichts erfahren hat. Das ewige Selbstmitleid reißt bis kurz vor Schluss nicht ab und macht die Protagonistin unfreiwillig unsympathisch. Von mir gibt es für diese Geschichte daher 2**.
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