"Ich glaube daran, dass diese Geschichte Zeitzeugnisse sind, Dokumente der Kriegszeit, die uns in einer wie auch immer gearteten Zukunft dabei helfen werden, nicht zu vergessen, weder den Krieg noch die Feindseligkeit noch die Gewalt, die uns angetan wurde." (Seite 17)
Katherina Gordeeva erzählt Geschichten aus dem Krieg.
In ihrem Buch geht es um den Kriegsausbruch in der Ukraine. Und hier ist es nun mal wie es ist - die Realität und Ehrlichkeit, der Schmerz um den Verlust von Heimat, Familie, zu Hause und eigenes Leben trifft bei jeder Geschichte wie eine Kugel.
Jede Geschichte ist mit einem Stichwort versehen was sich dann um die Erzählung dreht. Das berührt sehr oft, geht es doch um manch banale Dinge die im Alltag nicht immer die Aufmerksamkeit bekommen.
Die Autorin selbst ist Russin, hat aber auch Bezug zur Ukraine, steht bei den Gesprächen immer unter "Beschuss" durch Worte oder Hass. Selten kann jemand über seinen Schatten springen und Katherine "verzeihen" dass sie Russin ist.
Und für die Autorin ist es schwer zu verstehen, wie für viele andere Menschen auch, warum dieser Krieg angezettelt wurde. Natürlich steht Putin auf der einen Seite und verbreitet seine Rechtfertigung und Propaganda. Aber durch die Erzählungen wird sehr deutlich - alles Lüge. Natürlich ist das Leben in der Ukraine nicht leicht, aber die Menschen waren glücklich und von Nazis und ähnliches - keine Spur.
Auch die Frage welche Soldaten welche Gruppen beschießt war für die Autorin immer wichtig - hier merkt man dass es nicht immer so eindeutig scheint wie vielleicht in den Nachrichten gezeigt. Wir erhalten nur eine Seite der Erklärung mit Bildern und Berichten. Hier, mit diesem Buch, schreibt die Autorin die Erinnerungen und Geschichten von Heldinnen und Helden nieder. Und diese gehören gelesen und gehört!
Nicht nur dass viele Russen dem Krieg zustimmen müssen um nicht in ein Gulag oder Gefängnis zu landen - Nein! Auch (russische) Soldaten haben die Nase voll, beschreiben ihre Fahnenflucht und dass sie keine Lust haben auf Brüder zu schießen. Dass kaum einer einen "Sinn" in diesem Krieg mit seiner Propaganda sieht.
Die meisten sind Heldinnen die ihre Geschichte erzählen. Geschichten die von Mut und Hoffnung, von Wut, Tränen und Verlust erzählen. Jede einzelne Geschichte hat mich geschockt, berührt und mitgenommen.
Diese Menschen haben soviel, wenn nicht alles, verloren. Für nichts. Für Habgier eines Diktators. Man bekommt beim lesen eine immense Wut mit der ich persönlich kaum umgehen konnte.
Ein unglaublich wichtiges und intensives Buch. Und ein unbekanntes Danke an alle die ihre Geschichte erzählt haben.