Cover des Buches Der Geschmack von Glück (ISBN: 9783551314130)
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Rezension zu Der Geschmack von Glück von Jennifer E. Smith

Jugendroman ohne unnötige Melodramatik

von katha_dbno vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Angenehm bodenständige Charaktere und authentisch beschriebene Gefühle, aber hätte ich mir stärker ausgearbeitete Konflikte gewünscht.

Rezension

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katha_dbnovor 6 Jahren
Rezension auf Buntes Tintenfässchen

Auf den ersten Blick scheint "Der Geschmack von Glück" eine typische Teenie-Liebesgeschichte zwischen einem umwerfenden, berühmten, aber doch bemerkenswert bodenständigen und netten Märchenprinzen und dem ambitionierten Mädchen von Nebenan zu sein - und ja, zu einem großen Teil ist es das auch. Dennoch gibt es diverse Punkte, an denen der Roman diesen vorgezeichneten Weg verlässt. Jennifer E. Smith erzählt ihre eigene Version des nicht mehr ganz frischen Plots, auch wenn sie nicht auf die typischen Elemente verzichtet. (Zur Verteidigung muss ich aber auch darauf hinweisen, dass der Roman schon mehrere Jahre alt ist. Zum damaligen Veröffentlichhungszeitpunkt dürften die Motive noch nicht so "abgenutzt" gewesen sein.) Der Weg gesäumt von Missverständnissen, Zerwürfnissen, kleineren Skandalen, Selbstzweifeln und Wiedervereinigungen, die integraler Bestandteil von Liebesromanen sind. Es ist aber keineswegs nur eine große dramatische Romanze. Stattdessen stehen Themen wie Familie, Freundschaft, Geheimnisse und Identitätsfindung genauso im Mittelpunkt der Geschichte. Außerdem ist zur Abwechslung diesmal die Protagonistin (Ellie) die Geheimniskrämerin, während der umschwärmte Star Graham im Grunde mit offenen Karten spielt. Sämtliches Drama geht eigentlich auf ihre Kappe, das ich manchmal (aber nicht immer) bei mir auf Unverständnis stieß. Hindernisse - ob nun von anderen oder von einem selbst aufgestellt - sind jedochunverzichtbar, um die Handlung voranzutreiben.
Anfangs fehlte mir der Funke zwischen Graham und Ellie. Ihre Liebe wird nicht gerade wortgewaltig und in schillernden Farben beschrieben. Smith verzichtet auf Übertreibungen, peinliche Flirtversuche oder gesäuselte Liebesbekundungen und setzt stattdessen auf Authentizität. Würde man Ellie und Graham im wahren Leben beobachten, würde einen ihre Zuneigung nicht sofort anspringen. Sie ist eher subtil spürbar, weniger aufdringlich, wie eine sanft glimmende Wunderkerze. Smith erzählt ihre Annäherung, wie gesagt, sehr gefühlvoll und leitet die beiden so durch ein emotionales Auf und Ab. Ständig steht die Frage im Raum, ob es überhaupt Sinn macht, sich aufeinander einzulassen, denn zu viele Faktoren sprechen dagegen. Gerade weil sie sich so ernsthaft damit auseinandersetzen und Rücksicht aufeinander nehmen, erschien mir ihr Miteinander sehr reif. Es gibt auch keine Passagen, in denen sie wie hormongesteuerte Liebeskranke übereinander herfallen wollen, was ich persönlich sehr begrüße.
Dennoch stand eine Sache zwischen mir und meinem vollkommenen Leseglück: das Tempo der Handlung. Es gab mehrere Momente, bei denen ich das Gefühl hatte, als könnten sich die Konflikte nicht ganz entfalten, weil die Handlung so schnell voranschritt bzw. die gesamte Geschichte in wenige Tage gepresst wurde. Das ging mir dann doch etwas rasant. Zwar haben die beiden genug Zeit, Gefühle füreinander zu entwickeln, weil sie sich schon seit Monaten schreiben (und dabei nicht nur Smalltalk betreiben). Allerdings wird der Dialog nicht in Gänze wiedergegeben und dadurch erscheint einem ihre Verbindung recht plötzlich.
Über das Ende wäre ich wohl nicht allzu glücklich gewesen, da es mir etwas zu vage war. Dieses Manko konnte jedoch die Kurzgeschichte "Umwege zum Glück" beheben. Gestört hat mich an dieser jedoch, dass sie deutlich mehr romantisch-verklärte Passagen enthielt. Vielen gefällt das sicherlich, in meinen Augen stand das jedoch im Widerspruch zur Hauptstory.

Fazit
"Der Geschmack von Glück" ist im Grunde nach dem gängigen Muster aufgebaut. Dennoch würde ich Smiths Roman nicht mit anderen Vertretern des Genres über einen Kamm scheren. Er hat eine ganz eigene Note und kommt erwachsener daher, als ich es bisweilen von anderen Liebesgeschichten zwischen einem Star und einem "normalen" Menschen gewöhnt bin. Es geht nicht um körperliche Anziehung, sondern um eine emotionale Verbindung, die mir glaubhaft erschien. Einzig mit dem Tempo der Erzählung konnte nicht ganz anfreunden und auch die Konflikte hätten etwas tiefgreifender ausgearbeitet werden können.
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