Cover des Buches Atme nicht (ISBN: 9783407811325)
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Rezension zu Atme nicht von Jennifer Hubbard

Atme nicht

von daydreamin vor 8 Jahren

Rezension

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daydreaminvor 8 Jahren

Geschrieben im Dezember 2013:
Ryan hat versucht sich umzubringen und war danach einige Zeit in der Klinik. Seitdem er wieder bei seinen Eltern wohnt, wird er in der Schule gemieden und der einzige Kontakt zu Gleichaltrigen besteht aus dem E-Mail-Verkehr mit Jake und Val, zwei Jugendlichen, die er während seiner Behandlung kennen gelernt hat. Wenn ihm das Dach auf den Kopf fällt und er seine ihn ständig kontrollierende Mutter satt hat, läuft er zum Wasserfall in der Nähe und genießt seine Auszeit, obwohl er weiß wie gefährlich diese Aktion ist.

Ryan ist ein zurückhaltender und ständig an sich zweifelnder Junge. Er schämt sich für sein Verhalten und gleichzeitig kann er nicht anders, als eben so zu handeln. Er macht sich selbst mehr fertig als er sollte und sucht immer bei sich selbst nach der Schuld, was ihn noch mehr runterzieht. Selbst wenn er nicht mehr in der Klinik ist, ist er noch lange nicht „gesund“ und denkt nach wie vor darüber nach, ob es nicht manchmal besser wäre sein Leben zu beenden – und zwar diesmal richtig. Er selbst erklärt im Buch, dass er sich manchmal fragt wie gestört er eigentlich ist und dass er sich selbst darüber erschreckt, dass er wieder daran denkt sich umzubringen, gleichzeitig ist der Selbstmord aber eine Alternative für ihn geworden. Etwas, was ganz leicht geht, damit er sich um nichts mehr kümmern muss. Es ist nur der letzte Punkt auf der Liste aller Alternativen, aber er ist da.

Als Nicki in sein Leben kommt, ändert sich so einiges. Nicki ist fast zwei Jahre jünger, geht auf seine Schule und ist die kleine Schwester von einem Klassenkameraden. Die zwei begegnen sich am Wasserfall und Nicki ist die erste seit ewig langer Zeit, die offen auf Ryan zugeht, mit ihm redet und ihm das Gefühl gibt wichtig zu sein. Sie ist ein kleiner Wirbelwind, ein bisschen unkontrolliert, spontan und naiv. Sie macht genau das, was ihr gerade durch den Kopf geht und lässt sich dabei von nichts und niemandem aufhalten – und genau deswegen ist sie der perfekte Gegenpol zu Ryan. Die beiden beginnen langsam sich miteinander anzufreunden und durchleben nicht nur Ryans Probleme und seinen Selbstmordversuch nochmal, sondern beschäftigen sich auch immer mehr mit Nickis Geheimnis. Sie selbst will einige Antworten auf Fragen, die das Leben noch nicht geklärt hat, und ausgerechnet Ryan soll ihr dabei helfen.

Am Ende müssen die beiden einsehen, dass sie beide ihre Einstellung zur Welt und dem Leben ändern müssen, und auch niemals alle Fragen werden beantworten können, doch das Schicksal scheint sie aus einem guten Grund zusammengeführt zu haben. Dass die zwei einander brauchen um endlich abzuschließen, nach vorne zu sehen und ihr Verhalten zu ändern, wurde von der Autorin eigentlich sehr schön umgesetzt und die Idee gefällt mir auch sehr gut. Allerdings hat mich die Beziehung und deren Entwicklung mit den ganzen Aufs und Abs dann doch nicht so ganz gepackt, wie ich es mir gewünscht hätte, darum gibt es hier einen kleinen Abzug. Ich war auch zum Schluss bei der Offenbarung ihrer Geheimnisse noch relativ distanziert und konnte Nickis Handeln kaum bis gar nicht nachvollziehen, vielleicht auch weil sie so anders ist als ich. Das hat es mir allerdings relativ schwer gemacht selbst eine Beziehung zu den beiden aufzubauen.

Ansonsten hält das Buch allerdings viel Spannung bereit. Obwohl ich nach 20 Seiten schon wusste, wie Ryan versucht hat sich umzubringen, und Angst hatte, dass das Buch mich langweilt, war es definitiv nicht so. Die Frage nach dem Warum zieht sich bis hin zu den letzten Seiten und auch die mysteriöse Nicki und ihre Familie halten eine Story bereit, die ich niemals erahnt hätte. Was ich auch schön fand, waren die letzten Seiten und die darin enthaltene Botschaft an alle, die ähnlich wie Nicki und Ryan manchmal die Hoffnung in das Leben verlieren: Es wird besser! Dazu muss aber gesagt sein, dass man auch selbst etwas dafür tun muss. So wie Ryan sich letztendlich seinen Problemen und Ängsten stellt, muss das vermutlich jeder im Verlauf seines Lebens machen, anstatt davonzulaufen. Es ist schön zu sehen, dass Ryan sich am Ende definitiv auf dem Pfad der Besserung befindet, etwas für seine Eltern tun will und sogar auf neue Leute zugeht und mit Nicki und ihren Freunden abhängt, sodass er nicht mehr sozial isoliert ist.

Fazit

Irgendwie lässt mich das Buch etwas gespalten zurück: Ryan und Nicki sind auf jeden Fall interessante Persönlichkeiten, doch weil ich Nicki auch im Verlauf des Buches so gar nicht verstanden hab, konnte mich die Beziehung der Protagonisten nicht so recht packen. Auch die Nebencharakter waren mir etwas zu flach gezeichnet, über sie hab ich viel zu wenig erfahren, obwohl mir immer wieder kleine Stückchen zugeworfen wurden, die aber zusammen kein großes Ganzes ergeben. Die Auflösung der Geheimnisse fand ich wiederum sehr spannend und die Botschaft, die ich mitgenommen habe, hat mich auch zufrieden gestellt. Insgesamt fand ich es zwar nicht großartig, aber es war auf jeden Fall gut und daher empfehle ich euch einfach, es selbst zu lesen, wenn euch schwere Themen nicht zu sehr runterziehen, denn viel positive Energie gibt es in dem Buch wirklich nicht.
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