Was die 17-jährige Muir mit sich trägt, ist nicht viel; alles, was sie hat, kann sie innerhalb von vier Minuten zusammenpacken. Ihr ganzes Leben hat sie in Pflegefamilien verbracht, vermeidet langfristige Bindungen und kann es kaum erwarten, bis sie mit 18 ihre Unabhängigkeit erlangt. Besonders berührt hat mich der Fokus der Geschichte auf zwischenmenschliche Beziehungen und die stille Sehnsucht nach einem Zuhause. Denn so sehr Muir sich dagegen sträubt, Wurzeln zu schlagen, so wünschen wir ihr beim Lesen dennoch, dass sie Liebe und Akzeptanz findet – und dies zulässt – sowie einen Ort, den sie ihr Leben lang ihr Zuhause nennen kann.
Im Nachwort schreibt die Autorin, dass Waisenkinder in Filmen und Büchern häufig entweder nur über traumatische Erlebnisse definiert werden, übernatürliche Kräfte besitzen oder engelsgleich dargestellt werden. Auf den Wunsch ihrer Tochter hin wollte sie eine Geschichte schreiben, die sich durch Hoffnung auszeichnet, und darüber, wie es ist, sich immer wieder an neue Umgebungen zu gewöhnen und manchmal unerwartetes Glück findet. Dabei geht sie auch kritisch mit dem Thema Pflege und Adoption um und greift häufige Missverständnisse auf: dass weder leibliche Eltern noch Pflegekinder “böse” sind; dass es in Ordnung ist, nicht adoptiert werden zu wollen; und dass der Zweck einer Adoption nicht sein sollte, dass Eltern ein Kind finden, sondern dass ein Kind Eltern findet.
“The purpose of adoption is not for parents to ‘find a kid.’ It is for children to find parents. If they didn’t understand that, they shouldn’t have been allowed anywhere near you.”
(Habe ich eine Träne verdrückt? Möglicherweise.)
Für alle, die ein einfühlsames Jugendbuch über die Suche nach einem Zuhause lesen möchten, das kritisch, aber nicht dramatisch vom Thema Pflegefamilien erzählt und Hoffnung schenkt.