Cover des Buches All die verdammt perfekten Tage (ISBN: 9783837131444)
Gwees avatar
Rezension zu All die verdammt perfekten Tage von Jennifer Niven

Ein sensibler Roman zur Thematik Selbstmord

von Gwee vor 8 Jahren

Rezension

Gwees avatar
Gweevor 8 Jahren
Dieses Hörbuch hat ein schlichtes, aber dennoch Aufmerksamkeit erregendes Cover. Derzeit scheint es ein Buch zu sein, das man gelesen haben sollte. Die Kurzbeschreibung trifft das Buch sehr gut und lässt eigentlich keine weiteren Fragen offen. Würde es hier mehr um Spannung gehen, wäre er mir vielleicht zu informativ und vorausschauend, aber so ist er der Thematik angemessen und vermittelt einen guten Eindruck vom Inhalt. Generell gefällt mir die Aufmachung des Hörbuchs, da keine Plastikhülle verwendet wurde, die schnell kaputt gehen könnte. Es gibt 2 MP3-CDs.

Dies ist ein Jugendbuch der besonderen Art, denn es geht um ein heikles Thema: Dem Wunsch zu sterben. Und dieses Thema ist es auch, das die beiden Protagonisten verbindet. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein. Doch für Finch ist Violet wie ein rettender Strohhalm, an dem er sich festzuklammern versucht. Violet wiederum ist völlig in ihre eigene Welt abgetaucht. Zusammen müssen sie schließlich an einem Schulprojekt arbeiten, das die beiden zusammenschweißt. Jennifer Niven ist es überraschend gut gelungen die Thematik in ihrem Roman zu verweben, ohne dass es vielleicht übertrieben schwerfällig wirken würde. Im Gegenteil: Es ist eine Alltagsgeschichte wie sie jedem Jugendlichen passieren könnte, nur dass es nicht locker leicht ist, da beide Charaktere düstere Gedanken mit sich herumtragen. Schön fand ich vor allem die vielen Zitate, die Violets und Finchs Beziehung unterstreichen und die sie sich gegenseitig sagen und schreiben.

Finch ist ein Charakter, mit dem ich mich schwer identifizieren konnte, aber dennoch ist er irgendwie sympathisch. Man lernt ihn als impulsiven und spontanen Menschen kennen. Teilweise ist er sogar etwas zu aufdringlich, aber irgendwie immer auf eine charmante Art. Und während man seiner Geschichte lauscht, ist es schwer zu glauben, dass ein Junge wie er vom Glockenturm springen wollte. Bei Violet wiederum stellt sich die Frage gar nicht erst. Sie lernen wir als eine ruhige Person kennen, die in sich versunken ist und ihrer Schwester nachtrauert, ein zerbrochener Mensch. Sie hat jeglichen Lebenswillen verloren. Mit ihr konnte ich mich besser identifizieren und ihre Handlungen auch nachvollziehen. Dennoch sind beide sehr tiefgründig ausgearbeitet und man lernt sie über das ganze Hörbuch hinweg kennen. Die Ironie dabei ist, dass sie sich gegenseitig trotz ihrer wachsenden Beziehung kaum zu kennen scheinen. Zunächst ist es Finch, der Initiative zeigt, um mit Violet Zeit zu verbringen, doch dieses Verhältnis kippt nach einiger Zeit. Ein bisschen schade fand ich es wie blass ihre Beziehung bleibt, aber irgendwie war es auch passend. Die restlichen Charaktere bleiben größtenteils eher Stereotype, auch wenn sich das gegen Ende hin trotzdem ein bisschen ändert.

Die beiden Sprecher machen ihre Arbeit großartig. Aufgefallen ist mir das Hörbuch erst durch die Sprecherin Annina Braunmiller, die vielen als Bella aus den „Twilight“-Filmen bekannt sein dürfte. Dennoch musste ich während des Hörens kein einziges Mal an ihre andere Rolle denken. Sie schafft es großartig Violet eine Stimme und Leben einzuhauchen. An Patrick Mölleken musste ich mich erst gewöhnen, aber wenn man erst einmal in die Geschichte vertieft ist, könnte niemand ein besserer Finch sein als er. Manchmal hatte ich bei beiden allerdings Schwierigkeiten zu erkennen, ob sie gerade mit jemandem reden oder nur denken, denn gerade Finch neigt oft dazu Dinge zu sagen, die die meisten nicht aussprechen würden. Aber im Gesamten konnte man dem Verlauf gut folgen.

Die Atmosphäre des Romans ist durchgehend eher düster und beklemmend und schafft es damit schnell den Hörer in seinen Bann zu ziehen. Das Ende ist unerwartet, aber gelungen. Mich persönlich hat das Buch über die letzten Kapitel hinweg sehr bewegt, während ich am Anfang noch Probleme hatte mich in der Geschichte zurechtzufinden. Ein Unterhaltungsroman, den man mal locker weg liest – oder in diesem Falle hört – ist dies gewiss nicht, regt dafür aber umso mehr zum Nachdenken über das eigene Leben an. Und geht einem so schnell nicht aus dem Kopf. Ich bin überrascht und begeistert zugleich, was der Autorin mit ihrem Roman gelungen ist. Dennoch muss ich sagen, dass mir etwas mehr Tiefgang dennoch lieber gewesen wäre.

Fazit:
„All die verdammt perfekten Tage“ hat eine düstere Grundstimmung, die den Ton angibt und das Thema „Selbstmord“ gut einfängt. Ich persönlich kann das (Hör-)Buch nur jedem empfehlen, der sich mit dieser Art von Thema auseinandersetzen möchte. Es malt mit den Emotionen der Charaktere und schafft dabei eine dezente und unaufdringliche Geschichte, die den Leser aufgewühlt zurücklässt.

Gesamt: 4/5

Inhalt: 5/5
Charaktere: 3/5
Sprecher: 4/5
Hörspaß: 4/5
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks