Neulich fehlte mir beim Kekse backen Zucker und ich habe verzweifelt überlegt, welche Ersatz ich nehmen kann, welche Menge davon und ob es dann auch schmecken würde. Im Kriegszeiten sind Menschen aufs improvisieren angewiesen und genau das ist eins der wesentlichen Themen in diesem Roman.
Vier Frauen, vier unterschiedliche Leben, aber alle haben das gleiche Ziel. Sie wollen Co-Moderatorinnen bei der beliebten BBC Radiosendung „The Kitchen Front“ werden. Dazu müssen Sie allerdings einen Wettbewerb gewinnen, indem sie Vor-, Haupt- und Nachspeise zubereiten, welche aus verfügbaren und günstigen Lebensmitteln hergestellt werden sollen . Denn es ist Krieg und die Gefahr schwebt immer über ihnen.
Audrey hat ihren Mann an der Front verloren und muss nun mit drei Söhnen alleine in dem kleinen englischen Ort zurecht kommen. Sie backt Pies und verkauft. Dabei führt sie der Mangel an Lebensmitteln oft an die Grenzen der Möglichkeiten.
Nell und Mrs. Quinn sind in der Küche von Fenley Hall tätig und wollen sich ebenfalls am Wettbewerb versuchen. Besonders die schüchterne Nell soll sich profilieren, was ihr alles andere als leicht fällt. Lady Gwendoline, die Hausherrin hat die gleichen Ambitionen, möchte sie sich doch von ihrem autokratischen Ehemann loslösen. Und dann ist dann noch Zelda, eine begabte Sterneköchin aus London, die ungewollt schwanger wurde und nun in einer Fabrik Pasteten zubereitet.
Alle erhoffen sich Autonomie und Freiheit und ein gutes auskommen, wenn sie denn gewinnen. Es entsteht ein Wettbewerb, währenddessen wir sie näher kennen lernen. Dabei tun sich Hintergründe auf, die auf den ersten Blick ganz anders scheinen, als sie wirklich sind.
Dieser Unterhaltungsroman ist gut konzipiert und bereitet ein Thema auf, mit dem ich mich noch wenig beschäftigt habe. Dabei gucken wir den Köchen nicht nur in den Topf, sondern erfahren auch welche Lebensmittel leicht zu erhalten sind und was quasi unmöglich scheint. Die Rezepte dazu gibt es inklusive, wobei sie wahrscheinlich heute eher aufwändig sind, beziehungsweise manch eine Zutat hier nicht zu erhalten ist.
Zusammengehalten wird der Plot von den Beziehungen, die zwischen den Frauen entstehen. Sie sind sehr unterschiedlich und gut gezeichnet. Keiner hat nur schlechte oder nur gute Seiten. Bei jeder hat die Vergangenheit Narben hinterlassen. Schält man die erste Schicht des Romans ab, so stoßen wir auf feministische Themen, denn Frauen wie unsere vier Protagonistinnen haben in dieser patriarchalen Gesellschaft kaum eine Chance Unabhängigkeit zu erlangen. Sind für alles verantwortlich, an allem Schuld und werden von Männern schlichtweg klein gehalten. Auch wenn sich in dieser Geschichte vieles recht leicht fügt und manches vorhersehbar daherkommt , ist der es kurzweilig erzählt. Das Richtige für zwischendurch was ich allen empfehle, die gut geschriebene Unterhaltung zu schätzen wissen.