Cover des Buches Amon: Mein Großvater hätte mich erschossen (ISBN: 9783498064938)
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Rezension zu Amon: Mein Großvater hätte mich erschossen von Jennifer Teege

"Jeder Mensch möchte wissen, woher er kommt"

von Caillean79 vor 10 Jahren

Rezension

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Caillean79vor 10 Jahren
Dieses Zitat aus dem Buch fasst den Inhalt für mich am besten zusammen. Jennifer Teege, als Kind adoptiert, fehlte immer ein Stück von sich selbst. Bis sie im Erwachsenenalter durch Zufall in einer Bibliothek ein Buch in der Hand hält, das ihre wahre Identität zeigt. Und diese Identität ist ein sehr schweres Erbe…

Das Buch schildert die Familiengeschichte von Frau Teege, der Enkelin des KZ-Lagerkommandanten Amon Göth (wer den Namen nicht kennt > bitte „Schindlers Liste“ anschauen!) auf zwei Ebenen. Die eine ist die Ich-Erzählebene, die sehr persönlich gehalten ist. Die andere ist eine etwas nüchternere Erzählebene, die eher an einen Bericht angelehnt ist und Fakten zusammenfasst. Die beiden Erzählstränge sind durch unterschiedliche Schriftarten kenntlich gemacht, passen aber andererseits thematisch immer zusammen. Aus meiner Sicht liest sich die „sachliche Seite“ manchmal ein wenig sperrig, und bei der „persönlichen Seite“ werden zu oft einfach nur Fragen in den Raum geworfen (die dann leider nicht beantwortet werden). Das wäre – sparsam dosiert – gut, um zum Nachdenken anzuregen. In dieser Fülle allerdings erschlägt es einen aber manchmal fast. Daher einen Punkt Abzug für die Sprache.

Inhaltlich fand ich das Buch einerseits verstörend angesichts der Gräueltaten des Amon Göth, die hier niedergeschrieben sind. Andererseits war es aber auch sehr interessant zu erfahren, wie die übernächste Generation mit einer solchen Familiengeschichte umgeht.

Das Buch greift aber auch an vielen Stellen die psychologischen Folgen von Adoption bzw. dem Aufwachsen im Heim/einer Pflegefamilie auf. Wer Literatur zu dieser Problematik sucht, ist hier – ganz abgesehen von der zweifelhaften Berühmtheit des Großvaters – auch richtig. Die Ängste und Sorgen eines Adoptivkindes werden an vielen Stellen (insbesondere im Mittelteil) deutlich.

„Unterhaltung“ ist dieses Buch definitiv nicht. Aber ich finde es trotzdem bzw. gerade deswegen lesenswert.
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