Cover des Buches Worüber wir nicht reden (ISBN: 9783784434162)
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Rezension zu Worüber wir nicht reden von Jenny Bünnig

Die Schatten der Vergangenheit

von TeleTabi1 vor 7 Jahren

Rezension

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TeleTabi1vor 7 Jahren
Die Kürbis-Meisterschaft, an der ihr Vater Winnie mit seinem Riesenkürbis teilnehmen möchte, führt Patrizia und Daniel nach langer Zeit wieder zurück in ihr Elternhaus bei Duisburg. Für beide Geschwister ist der Besuch mit vielen belastenden Gefühlen und Erinnerungen verbunden: Der Tod ihres Bruders Rafael, die Demenz ihrer Mutter Seda und das ruppige Temperament ihres Vaters - über alledem schwebt ein Schleier des Schweigens, der über die Jahre die Beziehung der Familienmitglieder untereinander vergiftet hat. Auch der Zeitpunkt des Familientreffens kommt mehr als ungelegen, denn Patrizias berufliche Karriere steht vor dem Aus und Daniel steckt in einer handfesten Ehekrise. Zudem fordern Daniels Kinder - die pubertierende Janne sowie ihr jüngerer Bruder Jonathan - seine gesamte Aufmerksamkeit. Gemeinsam erlebt die Familie ein Wochenende, das so manche Überraschung für sie bereithält und für turbulente Stunden sorgt. Endlich wird das langjährige Schweigen gebrochen und sie beginnen, über die Vergangenheit zu reden...

„Worüber wir nicht reden“ ist ein spannender Roman, der durch seine melancholische Grundstimmung einen ganz besonderen Charakter erhält. Dennoch ist er luftig und leicht zu lesen und hält einige humorvolle Szenen bereit, die den Leser zum Schmunzeln bringen. Der Schreibstil ist angenehm und die Protagonisten sehr anschaulich und glaubwürdig beschrieben. Kleine Details wie beispielsweise der Ruhrpott-Dialekt von Winnie haben diese realistische Darstellung noch unterstrichen. Der Zeitrahmen der Geschichte umfasst lediglich ein verlängertes Wochenende von Donnerstag bis Sonntag, wodurch die Geschehnisse sehr detailliert beschrieben und teilweise auch aus verschiedenen Perspektiven unterschiedlich beleuchtet werden. Zwischendurch sind außerdem diverse Rückblenden aus der Sicht von Patrizia und Daniel eingefügt, durch die der Leser wertvolle Informationen aus deren Vergangenheit und Gefühlsleben erhält. Dies führt zu einem besseren Verständnis der Protagonisten und der familiären Zusammenhänge, wodurch man sich noch besser in sie und ihre jeweilige Situation hineinfühlen kann. Diese Art der Erzählstruktur ist definitiv etwas Außergewöhnliches und hat mir nach anfänglichem Zögern sehr gut gefallen. Durch das Aufgreifen vieler verschiedener, auch ernsterer Themen, wie Ärger und Geheimnisse innerhalb der Familie, Arbeitslosigkeit, Demenz, unerwiderter Liebe, etc. ist „Worüber wir nicht reden“ ein vielschichtiger, intelligenter Roman, der zum Nachdenken anregt. Er beschreibt die Annäherung einer Familie, die nach langer Zeit endlich damit beginnt, ihre Probleme aufzuarbeiten, indem sie miteinander reden, und zeigt dadurch, wie wichtig Kommunikation und Zusammenhalt ist.
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