Cover des Buches An einem Tag im Mai (ISBN: 9783832163358)
Rezension zu An einem Tag im Mai von Jenny Bond

Am Ziel vorbei

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren
Iris McIntosh, Lehrerin, ist ein Opfer der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren in Amerika. Arbeitslos, ohne Verwandte gibt sie sich auf den Weg durch Amerika in eine ungewisse Zukunft. Bis sie Eleanor Roosevelt zufällig trifft und von ihr einen Job angeboten bekommt.
Eleanor Roosevelt, First Lady, nutzt die ihr gegebenen Chancen und schafft es zusammen mit ihrem Mann Amerika aus der Krise herauszubugsieren. Dabei vertritt das Ehepaar häufig verschiedene Standpunkte, doch in Partnerschaft verbunden, wollen sie das beste für ihr Land.

Die Buchbeschreibung und auch der Anfang des Buches machen Hoffnung und lassen einen auf einen interessanten historischen Roman mit politischen Ansätzen freuen. Doch sind die Kapitel kurz, wechseln häufig die Perspektive und es gibt oft große Zeitsprünge, so dass man sich immer wieder neu in die Handlung hineinfinden muss. Bei manchen Büchern kein Problem, bei diesem führte es dazu, dass ich oft den Faden verlor und manche Verknüpfungen nicht herstellen konnte. Da konnte die Leserunde, in der ich das Buch las, immerhin hin und wieder Abhilfe schaffen. Woran liegt das?

Zum einen sind die Figuren sehr blass dargestellt. Vor allem Iris McIntosh springt so oft hin und her, kann keine Entscheidungen treffen und der Grund ihres Handelns war mir oftmals nicht klar. Anfangs wird ihre innere Gefühlswelt sehr deutlich beschrieben, aber später bleibt davon nicht mehr viel übrig, vor allem da sie mehr oder weniger versucht, ihre Herkunft und die harte Zeit zu vertuschen. Prägend für ihre weitere Handlung war da nichts. Und leider wird die Protagonistin dadurch auch immer unsympathischer. An sich kein Grund für ein schlechtes Buch, aber bei den eh schon schwierigen Voraussetzungen, hilft das dem Leser nicht gerade weiter. Die Nebenfiguren sind teilweise etwas deutlicher gezeichnet, nehmen aber zu wenig Raum ein, um das auszugleichen. Zumal ich keine Entwicklung bei denen sehe und durch die Zeitsprünge sind die Figuren auch immer nur hin und wieder auf der Bildfläche.
Bei den historischen Figuren, wie Eleanor, Franklin, Hicks etc. hat die Autorin sich ein wenig mehr Mühe gegeben. Die Kapitel mit diesen Figuren und die dazugehörige Politik waren immer sehr interessant und spannend. Doch leider wurden die komplexen Themen meist nur einmal angesprochen, so dass eine Entwicklung nicht verfolgt werden konnte - mit Ausnahme von ein oder zwei Sachen. Die Autorin schaffte es zwar, die komplexen Themen in einfachen Sätzen gut darzustellen, doch da sie meist eher beiläufig erwähnt worden, habe ich die fast alle wieder vergessen.

Zum anderen liegt ein großer Fokus auf einer Dreiecksbeziehung zwischen der Protagonistin und zwei anderen Männern. An sich könnte das vielleicht eine interessante Bereicherung sein, aber da die Probleme nur aufgrund der Entscheidungslosigkeit von Iris' auftauchten, war mehr sehr schnell, sehr genervt davon und wollte entweder eine Entscheidung haben und keinen Entscheidungsprozess über 50 Seiten oder einfach gar nichts mehr davon lesen und dafür mehr zB über die Politik erfahren. Denn in dem Buch arbeitet Iris durchaus an interessanten Projekten, über die ich mich gefreut hätte, mehr zu erfahren, als ihr immer wieder beim Entscheiden zu zu gucken.

Leider habe ich von diesem Buch nicht viel mitgenommen. Normalerweise prägen historische Romane ein wenig mein Empfinden dieser Zeit oder diesen Personen gegenüber. Außer der Umgang mit den Japanern ist mir nicht viel im Gedächtnis und noch weniger im Gefühl geblieben. Schade.

In ihrem Nachwort erwähnt die Autorin, dass sie durch Zufall von der Köchin im Weißen Haus, Henriette Newbitt, inspiriert wurde, dieser Figur werden auch Rückblendekapitel gewidmet, die ich am Anfang noch amüsant, aber später überflüssig und langweilig fand, weil sie nichts zur Handlung beitrugen. Die Idee von ihr gefällt mir und man hätte da tolle Sachen draus machen können, aber leider ist ihr das hier überhaupt nicht gelungen.

Auch ich hätte das Buch abgebrochen, wenn ich nicht in einer Leserunde gebunden gewesen wäre...
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