Cover des Buches Unter dem Nordlicht (ISBN: 9783832162825)
Rezension zu Unter dem Nordlicht von Jenny Bond

Tragische Dreiecksgeschichte in mitten einer Expedition zum Nordpol

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Spannende und dramatische Dreiecksgeschichte im Rahmen einer Expedition, die auf wahren Begebenheiten beruht.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren

Stockholm 1896/1930 - Drei Männer begeben sich auf eine Expedition mit dem Versuch mit einem Ballon den Nordpol zu erreichen. Ein Versuch der tragisch endet, denn alle drei kehren nie zurück nach Hause. Eine Tatsache, die das Leben der Verlobten von Nils Strindberg, Anna Charlier, komplett beeinflusst. Trotz zahlreicher Rettungsversuche, bleiben die drei verschwunden, bis norwegische Robbenfänger die drei Leichen der Männer fast 40 Jahre später in der Arktis finden. Mit der Nachricht des Fundes kehren auch bei Anna die Erinnerungen an die Hoffnung zurück, dass Nils eines Tages wieder kommt. Eine Hoffnung, die sie nie los gelassen hat und die sie in eine lebenslange Schuld getrieben haben, obwohl sie einen anderen Mann geliebt hat.

Der Roman wechselt zeitlich immer zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Das Ganze wird aufgelockert durch Zeitungsartikel und Briefe. Ohne den roten Faden zu verlieren springt die Autorin zwischen den Zeiten und Erzählperspektiven hin und her. Für einen Debutroman ist das sehr gut gelungen und macht den Roman zu auch auf dieser Ebene zu einem Leseerlebnis.

Das Cover steht für mich für Sehnsucht nach Ferne und Abenteuer aus, aber gleichzeitig auch das Gefühl von Zuhause sein, symbolisiert durch das Haus. Die weit weg stehende Frau steht für mich Ruhelosigkeit und Traurigkeit. Das Cover spiegelt auch die stets mitschwingende Melancholie in dem Roman aus.

Auch wenn die Expedition der Auslöser ist, spielt sie dennoch nur eine Rahmenhandlung. Im Vordergrund steht die Beziehung von Anna und Nils sowie den Gefühle zwischen Anna und Nils‘ Bruder. Die Autorin nimmt den Leser mit in Annas Gefühlswelt und damit auch in Zerrissenheit durch die Liebe zu zwei Brüdern. Dem einen fühlt sie sich offiziell verpflichtet und für den anderen schlägt heimlich ihr Herz, auch wenn sie immer wieder versucht dagegen anzukämpfen. Der stetige Gewissenkonflikt führt Anna über die Jahre in schwere psychische Krisen. Beim Lesen habe ich oft geschwankt zwischen Mitgefühl, Mitleid und Missverständnis, dennoch blieb Anna als Charakter stets authentisch.

Das Ende des Romans hat mir nicht so gut gefallen, dass alle Beteiligten inkl. Anna selbst der Meinung waren, dass es besser ist, dass ihre Tochter nicht aufgeklärt wird. Das finde ich ziemlich schräg, jemanden sein ganzen Leben anzulügen und an dem Zustand auch nichts ändern zu wollen. Alles in allem finde ich, dass es in der ganzen Geschichte sehr wenig zu Konflikten zwischen den Personen kam, obwohl eine Dreiecksgeschichte doch theoretisch dafür sehr viel Potential bietet. Auch gegen Ende fand ich die ganze Familie Strindberg sehr rührselig, stets freundlich und viel zu nett. Vielleicht liegt es an der Zeit, dass man damals so höflich war, aber mir erschien vor allem gegen Ende doch etwas glatt. Der Schwerpunkt des Romans liegt auf den (fast) lebenslangen Schuldgefühlen von Anna gegenüber einem Mann, von dem von vorn herein fast klar war, dass er von dieser Expedition nicht zurückkehren wird. Schuldgefühle, die es ihr unmöglich gemacht haben ein Leben mit dem Mann zu führen, den sie eigentlich liebt.

Auch wenn das Buch eigentlich nicht in mein typisches Beuteschema passt, hat es mich konstant sehr gut unterhalten und war durchweg spannend zu lesen. Einen Stern ziehe ich für das Ende ab, welches mir zu seicht ohne Konflikte war.

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