Cover des Buches Aller Tage Abend (ISBN: 9783813503692)
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Rezension zu Aller Tage Abend von Jenny Erpenbeck

Jenny Erpenbeck - Aller Tage Abend

von *Arienette* vor 11 Jahren

Rezension

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*Arienette*vor 11 Jahren
"Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, hatte die Großmutter am Rand der Grube zu ihr gesagt. Aber das stimmte nicht, denn der Herr hatte viel mehr genommen, als da war - auch alles was aus dem Säugling hätte werden können, lag jetzt da unten und sollte unter die Erde" (Zitat)


Jenny Erpenbeck lässt gleich zu Beginn die Protagonistin als Säugling den plötzlichen Kindstod sterben - und lässt sie mehrfach wieder auferstehen, verschiedene Leben leben und erzählt dabei nicht nur eine Familiengeschichte, sondern auch Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Aufgeteilt in 5 Kapiteln widmet sich jedes einem möglichen Leben. Zwischen jedem Kapitel findet sich ein Intermezzo. Der Roman stellt die Frage: "Was wäre wenn? Welche Konsequenzen gibt es?"
Im ersten Kapitel, es ist 1902, zerbricht die Ehe der Eltern, nachdem das Kind den plötzlichen Kindstod gestorben ist. Die Ehe sollte die jüdische Mutter vor dem Antisemitismus retten, den Vater vor dem Schuldenberg - keine guten Voraussetzungen für eine glückliche Ehe.
Am Ende des ersten Kapitels folgt ein Intermezzo, in dem das Baby mit einer Handvoll Schnee zum Leben erweckt wird und im zweiten Kapitel nun zur jungen Frau geworden ist. Es ist 1919, in Wien herrscht Armut und Hunger. Der erste Weltkrieg ist gerade vorbei. Auch am Ende dieses Kapitels stirbt die junge Frau.
Im dritten Kapitel wird das Jahr 1938 geschrieben; die Frau lebt in Moskau in der stalinistischen Zeit und ist politisch engagiert. Doch sie wird verhaftet, landet im Lager und stirbt.
Im vierten Kapitel lebt die Frau hochdekoriert in der DDR.
Das letzte Kapitel spielt nach der Wende 1992. Die Frau lebt als 90-jährige in einem Heim.
Sprachlich ist der Roman anspruchsvoll, gut konstruiert und emotional aufwühlend. Ich empfand den Roman als spannend und interessant zu lesen.
Ein gewagtes Experiment ist die Autorin eingegangen und es ist ihr gelungen.
Der Roman stand auf der longlist des Deuschen Buchpreises 2012
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