Nach den ersten Seiten dachte ich noch, okay, eine jugendliche Sprache, aufbegehrend gegen das brav christliche Leben in Südnorwegen, feministisch verbunden mit radikaler Metal-Rebellion, aber dann war es doch nur heiße Luft, leider. Die Sprache oft zu umständlich, die Rebellion ein Sturm im Wasserglas, und die andauernden Wiederholungen der wie unterdrückt rausgepressten statt offen rausgeschleuderten Hasstiraden…, schade. Die Verbindung eines radikalen spätpubertierenden Feminismus mit den Anfängen der Metal-Rebellion hätte mehr Potential gehabt. Vielleicht beim nächsten Roman?
Jenny Hval
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Jenny Hval
Gott hassen
Perlenbrauerei
Paradise Rot: A Novel
Girls Against God
Neue Rezensionen zu Jenny Hval
„Gott hassen“ von Jenny Hval ist ein Roman, der sich mit der Faszination, aber auch den Problematiken der Black-Metal-Szene in Norwegen in den 1990er Jahren auseinandersetzt. Die Autorin, die selbst Musikerin ist, erzählt aus der Perspektive einer jungen Frau, die sich von der rebellischen und provokanten Musik angezogen fühlt, aber auch mit ihrer eigenen Identität, Sexualität und Kreativität ringt. Der Roman ist eine Mischung aus Erinnerung, Essay und Magie, die den Leser in eine dunkle und verstörende Welt entführt.
Die Erzählung ist hierbei jedoch nicht chronologisch aufgebaut, sondern springt zwischen verschiedenen Zeitebenen und Erzählformen hin und her. Die Ich-Erzählerin stellt ihre Vergangenheit als Teil einer Metalband, die nur ein einziges Konzert spielte und sich mehr für Séancen und Rituale interessierte ihrer Kindheit in einer konservativen und christlichen Gesellschaft gegenüber, welche sie gleichermaßen hasste wie ablehnte. In diesem Rahmen setzt sie sich zusätzlich kritisch mit den patriarchalen und rassistischen Strukturen der Metal-Szene auseinander, die sie als Frau und als Künstlerin einschränken.
Der Roman ist eine Herausforderung für Lesende, die sich auf eine experimentelle und radikale Sprache einlassen müssen. Die Autorin verwendet kurze und knappe Sätze, die oft abrupt enden oder abbrechen. Sie spielt mit Wiederholungen, Metaphern und Anspielungen, die einen hypnotischen Effekt erzeugen. Sie schreckt auch nicht vor expliziten Beschreibungen von Gewalt, Sex & Tod zurück, die die Lesenden schockieren oder verstören können. Der Roman ist auf keinen Fall ein einfacher Unterhaltungsroman.
Für Lesende die sich von der Ästhetik und der Geschichte des Black Metals angesprochen fühlen, dabei jedoch Themen wie Emanzipation & Rebellion gegen patriarchale Strukturen nicht ausgelassen sehen wollen, ist „Gott hassen“ das richtige Buch. Ist man in der Lage sich mit der bewusst ungewohnten Sprache und Erzählweise des Romans zu arrangieren oder sich sogar in ihr wiederzufinden, bekommt man hier eine faszinierende Erzählung über Kunst als Form des Widerstands.
Um was geht es?
Jo studiert Biologie und zieht dafür von Norwegen in die Stadt Aybourne. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Zimmersuche findet sie eine Wohnmöglichkeit bei Carral in einem alten Fabrikgebäude. Wir schauen Jo zu, wie sich ihr Leben hauptsächlich an Uni und in der Fabrik-WG abspielt, während Jo und Carral sich näher kommen…
Wie hat es mir gefallen?
„Perlenbrauerei“ ist ein queerer Coming-of-Age-Roman. Jo und Carral begegnen sich, kommen sich nahe und bleiben sich doch auch zu großen Teilen fremd. Ein Buch über Nähe und Distanz, Begierde und Verlangen, Neid und Eifersucht. Die Sprache von Jenny Hval ist eigen und bildreich. Ich hatte alles direkt vor meinem inneren Augen, manches mehr als mir lieb war. Durch die Ich-Erzählweise, wirkt es, als ob man als Lesende Jo bei allem begleitet und über die Schulter blickt. Ein wahrhaft ungewöhnliches Buch mit subtilem Horror und düsterer Erotik. Ich mochte den Industriecharme der Fabrikwohnung, Jos norwegisches Gemüt (Ja, jeg elsker dette landet 🇳🇴) Am Ende lässt es mich etwas verloren und ratlos zurück, so wie auch Jo. Vermisst habe ich eine Contentnote, gab es doch zwei, drei kleine Stellen, die mein Trauma triggerten.
Ich werde mich in Kürze dem unlängst erschienenen neuen Werk der Autorin widmen.
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