Rezension zu "Happy und kein Ende" von Jenny Lee
Jenny ist seit Jahren mit ihrer großen Liebe verheiratet. Vor der Hochzeit hatte sie keine Ahnung, was sie erwarten würde, immerhin gab es in ihrer vorangehenden Beziehung kein Zusammenleben. Es war also alles neu. Ratschläge von ihren Freundinnen konnte sie nicht erwarten. In ihrem Buch beschreibt sie das Leben mit ihrem Mann in all seinen Facetten unter dem Wunsch, anderen Frauen ein Gefühl dafür zu geben, was sie zu erwarten haben.
In meinem Leben habe ich schon einige Beziehungen gehabt. Und mit meinem derzeitigen Freund lebe ich praktisch (fast) zusammen. Da fand ich es irgendwie eine lustige Idee, das Buch in die Hand zu nehmen und mal zu lesen, was die Autorin so für Tipps, Tricks und Ratschläge erteilt, um das Leben miteinander einfacher zu machen. Zumindest war das meine Erwartung.
Der Aufbau des Buches ist ganz süß. Insbesondere die Überschriften haben es mir irgendwie angetan, weil sie an das Ehegelübde angelehnt sind. Da hat sich die Autorin wirklich was dabei gedacht. Ansonsten macht es für den Inhalt keinen großen Unterschied. Im Vorwort wird von ihren Gedanken vor der Ehe gesprochen, ansonsten gibt es keinerlei Chronologie in den Erzählungen, sondern eher eine thematische Zusammenstellung der Anekdoten, die sie zum Besten gibt.
Und hier liegt das größte Problem des Buches, meiner Meinung nach, begraben: wo ich Tipp und Ratschläge erwartet habe, gab es eine Menge zwar lustig erzählter Anekdoten, aber das wars an sich auch schon. Vielleicht gibt es den ein oder anderen pauschalen Hinweis, aber das war auch schon alles. Ich finde es immer schwierig, von der eigenen Beziehung und Ehe auf alle anderen zu schließen und so ist die Herangehensweise irgendwie... schwierig. Ich meine, es lässt sich klar herauslesen, dass es darum geht, Kompromisse zu schließen, sich aufeinander einzulassen und dass es wichtig ist herauszufinden, wie man am besten miteinander umgehen kann, wenn man zusammenlebt. Aber tatsächliche Hinweise finden sich nicht. So weiß ich jetzt, wie sie ihr Leben regelt. Aber mehr auch nicht.
Der Grund, warum das Buch trotzdem vergleichsweise gut für mich abgeschnitten hat, ist, dass es mich unterhalten hat. In dem Moment, in dem ich mich von dem Gedanken gelöst hatte, dass es ein Buch ist, das als "Gebrauchsanweisung" dienen soll, konnte ich darin zumindest ein amüsant geschriebenes Buch über das Beispiel einer Ehe sehen, das mich auch mal zum Schmunzeln gebracht hat.
Das liegt besonders am Stil. Der Sprache. Das ganze Buch hat etwas ironisches und doppeldeutiges, das mir einfach Spaß gemacht hat. Hier ein Beispiel:
"Bald tranken wir alle Tee (Mary hatte ihre Teeschatulle geholt... wir hatten die Auswahl zwischen vierundzwanzig verschiedenen Sorten, von denen sie manche selbst mischte - und die Kunst der Teezeremonie hatte sie auf einer Reise nach Japan von der Pike auf gelernt). Mary und ich hatten beschlossen, dass meine Wunde nicht genäht werden musste, und die gemeinsam mit Mullbinden und Leukoplast verbunden. Cosmas saß nur still da, trank seinen Tee und aß langsam einen Apfel-Cranberry-Muffin. (Sie backt jeden Morgen zum Frühstück frische Muffins für ihren Mann. Machen wir das nicht alle?)" (S. 75)
Gerade diese kleinen Randbemerkungen in den Klammern stecken immer voller Ironie. Manchmal musste ich fast an mich selbst denken, ich mach auch gerne mal solche Bemerkungen. Es hat einfach Spaß gemacht. Deswegen habe ich es auch nicht übers Herz gebracht, dem Buch eine schlechtere Bewertung zu geben. Weil es mir Spaß gemacht hat.
"Happy und kein Ende" ist ein nettes und vor allem kurzweiliges Buch über eine bestimmt interessante Ehe. Wie vermutlich jede Ehe auf ihre Art und Weise interessant ist. Mein Problem mit dem Buch war der Hinweis "Gebrauchsanweisung". Die Erwartung war von dieser Seite aus einfach zu hoch. Weil es aber ein interessantes und doch auf seine Art und Weise lustig geschriebenes Buch gewesen ist, fand ich doch zumindest für ein paar Stunden darin eine nette Unterhaltung.