Jenny von Sperber

 4 Sterne bei 3 Bewertungen
Autor*in von Fritz, der Gorilla.

Lebenslauf

Jenny von Sperber ist freie Wissenschaftsjournalistin für Radio und Fernsehen und wurde u. a. Fraunhofer UMSICHT-Wissenschaftspreis ausgezeichnet. Sie veröffentlicht vor allem im Bayerischen Fernsehen, arte, 3sat sowie Bayern 2 und Deutschlandfunk. Jenny von Sperber wurde 1979 in Essen geboren und lebt in München. Ihr Buch "Fritz, der Gorilla" ist nominiert für den NDR-Sachbuchpreis.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Jenny von Sperber

Cover des Buches Fritz, der Gorilla (ISBN: 9783777629698)

Fritz, der Gorilla

(3)
Erschienen am 19.04.2022

Neue Rezensionen zu Jenny von Sperber

Cover des Buches Fritz, der Gorilla (ISBN: 9783777629698)
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Rezension zu "Fritz, der Gorilla" von Jenny von Sperber

sommerlese
Interessantes Buch über Arterhaltung und Zoogefangenschaft

Im Hirzel Verlag erscheint das Sachbuch "Fritz, der Gorilla" von Jenny von Sperber.

Der charismatische Fritz ist ein Gorillamännchen, als sogenannter Silberrücken ist er das Oberhaupt einer Gruppe von Weibchen im Nürnberger Zoo. Jenny von Sperber ist fasziniert von diesem Tier und recherchiert über sein Leben, geboren wurde er 1963 in Kamerun und kam 1966 als sogenannter Wildfang nach Deutschland. Jenny befragt Pfleger und Menschen, die ihr etwas über Fritz und seine Nachkommen erzählen können. Dabei wird deutlich, dass man in den 70er Jahren in den Zoos noch keine genauen Kenntnisse darüber hatte, wie man Gorillas artgerecht hält.  

"Das Erhaltungszuchtprogramm hat es seit den 70er Jahren geschafft, eine genetisch gesunde Zoogorillapopulation in Europa aufzubauen, die sich selbst erhalten kann." Zitat Seite 138 *bezieht sich auf den Westlichen Flachlandgorilla

Jenny von Speyer gibt vielseitige Einblicke in die Entwicklung europäischer Zoos von den 60er Jahren bis heute und sie beschreibt, welche Fehler in der Tierhaltung von Gorillas gemacht wurden. Im ersten Kapitel beschreibt die Autorin, wie es Fritz, dem Waisenkind aus dem Dschungel Kameruns erging. Die Trennung von der Mutter ist aus heutiger Sicht ein no go!   

 

Im zweiten Kapitel geht es um "Fritz, das Gründertier" und damit um seine Nachfahren. Man zog Jungtiere beispielsweise per Hand auf, damit entstand eine Prägung auf den Menschen. Kamen diese Tiere später in eine Gorillagruppe, hatten sie teilweise Anpassungsschwierigkeiten und konnten typisches Gorillagebahren schlicht und einfach nicht richtig einschätzen.

Aus heutiger Sicht muss man sich fragen, ob es zeitgemäß ist, wenn wir Menschenaffen einsperren. Das EEP (Europ. Erhaltungszuchtprogramm) hat Zuchterfolge, die den Bestand der Gorillas in Gefangenschaft sichern kann. Aber ist das überhaupt sinnvoll?  

Im Buch geht es hauptsächlich um Fritz, der als sozialer und ausgeglichener Silberrücken galt und damit menschliche Züge besaß. Er wurde in Gefangenschaft über fünfzig Jahre alt und hatte eine Menge Nachkommen, über die im Buch berichtet wird. Davon sind mir einige aus dem Hannover Zoo bekannt, besonders seine Enkelin Zazie und ihre Kinder habe ich öfter besucht. Ich habe mich häufig gefragt, wie sich diese Tiere wohl fühlen, wenn sie auf die nächste Fütterung warten müssen und von den Besuchern angestarrt werden.


Der Erzählstil lässt sich trotz der vielen eingebauten Fakten gut und durch beigefügte Fotos auch sehr anschaulich lesen. Die vielen Anekdoten sorgen für unterhaltsame Szenen und die Beschreibung der früher üblichen "vermenschlichten" Aufzucht der Gorillababys finde ich sehr aufschlussreich. Da ist es gut, dass man inzwischen neue Erkenntnisse besitzt.

Was mir bei diesem Buch richtig gut gefallen hat, sind neben einigen allgemeinen Fakten über Gorillas auch die detaillierten Beschreibungen vom Verhalten in der Gruppe, mit Pfleger:innen und die unterschiedlichen Charaktere der Gorillas. Sie haben sich mit ihrem Leben arrangiert, aber ob sie wirklich ein glückliches Gorillaleben führen, ist fraglich. 
 

Ein interessantes Buch über Arterhaltung, Zoohaltung und das Verhalten von Gorillas in Zoos und in Freiheit. Ein aufschlussreiches Buch für alle Gorillafans, das über Vor- und Nachteile der Zootierhaltung nachdenken lässt. Arterhalt um jeden Preis, darüber streiten sich die Wissenschaftler!

Cover des Buches Fritz, der Gorilla (ISBN: 9783777629698)
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Rezension zu "Fritz, der Gorilla" von Jenny von Sperber

Jeys_Book_Lines
viel Recherche, interessante Entwicklung der Zoos, trockene Formulierungen

Das Buch "Fritz, der Gorilla" von Jenny von Sperber habe ich gelesen, da ich mich allgemein ja sehr für Tiere, unter anderem auch Gorillas, interessiere. Zudem gibt es nicht allzu viele Sachbücher speziell über Gorillas, geschweige denn Biografien, wie in diesem Fall. 

Aber worum geht es hier denn überhaupt?! Als Jenny von Sperber Fritz zum ersten Mal begegnet, lässt der Gorilla sie nicht aus den Augen. Er ist damals schon über 50 Jahre alt, aber immer noch sehr charismatisch. Für die Journalistin ist klar: Sie will alles über das Leben von Fritz herausfinden. Geboren 1963, kam er 1966 als Wildfang von Kamerun nach Deutschland. Zu dieser Zeit waren Menschenaffen in Europa noch Seltenheiten, mussten mit Löffeln essen und bekamen Hammelfleisch zu Mittag. Als der Handel mit wilden Gorillas endlich verboten wurde, war Fritz schon mehrfacher Vater. Diese informative Gorilla-Familiensaga erzählt nicht nur das bewegte Leben von Fritz, sondern zeigt auch die Entwicklung in europäischen Zoos im Umgang mit Menschenaffen auf. Sicher ist heute vieles deutlich besser geworden. Doch es bleiben Fragen, zum Beispiel, was es mit uns Menschen macht, wenn wir unsere nächsten Verwandten hinter Glas bestaunen. Und: Ist es überhaupt noch zeitgemäß, Menschenaffen einzusperren?

Die gesamte Geschichte ist hierbei in einem recht neutralen Stil geschrieben und in drei unterschiedliche Kategorien aufgegliedert. 

Die Autorin hat wirklich viel recherchiert und hat sich diesbezüglich mit vielen Leuten unterhalten, die mit Fritz zu tun hatten. Ihre Aussagen und das zusammengetragene Infomaterial werden durch ein umfängliches Quellverzeichnis unterstrichen. 

Ich fand es ziemlich traurig, was die ganzen Menschenaffen und auch andere Tiere in Gefangenschaft durchmachen mussten und bis heute noch müssen. Vor allem damals in den 60er und 70er Jahren herrschten nochmals komplett andere Umstände. 

Das Buch zeigt dem Leser auf, wie viele Fehler bei der Aufzucht, der Ernährung und der Haltung sowie vielem mehr beim Gorilla in Gefangenschaft gemacht wurden bzw. werden. Zum Beispiel wurden die Tiere, welche Vegetarier sind, wie oben bereits erwähnt, mit Fleisch anstatt pflanzlicher Kost gefüttert. Und das ist nur eins von vielen Beispielen. 

Allerdings ist es interessant gewesen, die Entwicklung der Zoos von damals bis heute mitzuverfolgen. Trotzdem waren die allgemeinen Beschreibungen oft doch sehr lang gezogen und zu trocken formuliert. 

Mein Fazit: Ich habe durch mein Vorwissen ehrlicherweise nicht allzu viel Neues aus dem Buch erfahren. An vielen Stellen war mir die Geschichte auch einfach zu langwierig. Zudem war der Schreibstil nicht ganz so meins. Im Vergleich zu den Werken von Dian Fossey, ist dieses Werk nur absoluter Durchschnitt. Ich war in meiner Kindheit sehr gerne in Zoos, mittlerweile verzichte ich aber aus verschiedenen Gründen auf Zoobesuche. Unter anderem ist meine persönliche Meinung, dass man solche wunderbaren Wesen, die uns so ähnlich sind, nicht einsperren und zur Schau stellen sollte. Ich erfülle mir demnach zukünftig hoffentlich einen meiner Träume und beobachte diese faszinierenden Tiere lieber in ihrem natürlichen Lebensraum.

Cover des Buches Fritz, der Gorilla (ISBN: 9783777629698)
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Rezension zu "Fritz, der Gorilla" von Jenny von Sperber

Klusi
Biografie eines faszinierenden Menschenaffen

Schon das Foto von Fritz auf dem Buchumschlag ist sehr ausdrucksstark und hat mich fasziniert. Bisher wusste ich so gut wie nichts über Gorillas, aber der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht, und ich wollte unbedingt mehr erfahren. Im Nachhinein vermute ich, dass ich Fritz eventuell schon persönlich begegnet sein könnte, denn laut Zeitleiste hinten im Buch ist der Gorilla 1970 nach Nürnberg gekommen, und damals, in meiner Kindheit, war ich einige Male im Nürnberger Zoo zu Besuch. Inzwischen verzichte ich auf Zoobesuche, aus Gründen, die ich hier im Buch noch bestätigt bekam. Wenn man sich den Lebenslauf von Fritz ansieht, soweit man die Daten überhaupt noch feststellen konnte, dann zeigt mir dies alles andere als ein glückliches Leben.

Die Autorin hat sehr intensiv recherchiert und sich mit vielen Menschen unterhalten, die Fritz während seines Lebens eine Zeitlang begleitet haben.

Was sie nicht nur über Fritz sonder auch über seine vielen Nachkommen herausgefunden hat, ist berührend und zum Teil schockierend, denn damals, als Fritz nach Deutschland kam, wussten auch die „Fachleute“ in den Zoos nicht wirklich viel über diese gigantischen Tiere. Viel wurde damals falsch gemacht. Die heutigen Zoos, die nach neuesten Erkenntnissen gestaltet sind, geben da ein besseres Bild ab, und doch frage ich mich, mit welchem Recht wir diese großartigen Lebewesen ihrer Freiheit berauben und derart bis ins kleinste Detail über ihr Leben bestimmen.


Das Buch besteht aus drei großen Teilen:


  1. Fritz, das Waisenkind
    Hier erfährt man alles, was man über das Leben der Gorillas im Dschungel Kameruns weiß. Die Autorin schildert sehr eindringlich die Art, wie kleine Gorillas damals von ihren Eltern getrennt und nach Europa geschickt wurden. Sie erläutert die vielen Fehler, die bei der Aufzucht der jungen Tiere gemacht wurden, was schon mit der falschen Ernährung begann, denn den Vegetariern wurde Fleisch vorgesetzt. Das Kapitel endet mit dem sogenannten „Erhaltungsaufzuchtprogramm“, was bedeutet, dass heutige Zoos ihren „Bedarf“ an Tieren durch eigene Aufzucht decken, ja decken müssen, weil der Wildfang mittlerweile verboten ist.

  2. Fritz, das Gründertier
    In diesem großen Abschnitt lernt man Fritz‘ Nachfahren kennen. Einige von ihnen werden sehr ausführlich dargestellt, und man erfährt, dass auch hier bei der Haltung der Tiere so einiges schief gelaufen ist.

  3. Fritz, der Zeitzeuge
     Hier begleitet man Fritz auf seinen Reisen. Man erfährt, was Stammgäste im Zoo für Gorillas bedeuten und wie andererseits Gorillas das Leben der Menschen beeinflussen können. Die Autorin berichtet über die Art, wie Fritz sich gegen jüngere Konkurrenten durchsetzte, was sich in den Zoos verändert hat und über Zipperlein und Krankheiten, die Gorillas im Alter ebenso heimsuchen wie uns Menschen.


Dieses Buch hat mich sehr nachdenklich gestimmt und einerseits meine Meinung bestätigt, dass man Tiere nicht derartig einsperren und zur Schau stellen sollte. Andererseits haben Zoos auch eine wichtige, sehr verantwortungsvolle Aufgabe, denn viele Tierarten sind in freier Natur vom Aussterben bedroht. Hier können Zoos dafür sorgen, dass diese Arten erhalten werden.

Was ist richtig, was ist falsch? Diese Frage kann wohl nicht eindeutig beantwortet werden, denn es ist eine Gratwanderung, zu entscheiden, was jeweils richtig ist. Das betrifft bei weitem nicht nur Gorillas oder andere Menschenaffen, sondern sehr viele Spezies aus dem Tierreich. Verantwortliche müssen das Für und Wider berücksichtigen und in Einzelfällen entscheiden, was wichtiger ist, die Bewahrung von Würde und Freiheit einer Tierart oder ihr Schutz vor Ausrottung.

Zahlreiche Bilder im Buch unterstreichen das Geschriebene auf eindrucksvolle Weise. Die umfangreiche Liste der Quellenangaben im Anhang zeigt, wie intensiv sich die Autorin mit dem Thema befasst hat. Das daraus resultierende Buch, die Biografie eines faszinierenden Menschenaffen, ist sehr eindrucksvoll, und ich kann es allen Menschen, denen Tiere am Herzen liegen, sehr empfehlen.


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