Wie falsch kann etwas verstanden werden? Wie schnell wird ein Unschuldiger in den Augen der Öffentlichkeit zum Täter? Fragen, denen man sich bei diesem Buch stellen muss. Nichts ist so, wie es zu Anfang den Anschein macht.
Das Buch ist nicht chronologisch aufgebaut, es sind einzelne Episoden aus verschiedenen Begebenheiten vor und nach dem Flugzeugunglück, die ein immer größeres, stimmiges Ganzes ergeben. Ist der Verdächtige wirklich der Schuldige? Oder gibt es andere Gründe, aus denen er sich im Flugzeug so verhält, wie er es tut?
Ganz sicher ist man als Leser nicht, bis die Schlüsselszene kommt. Das Buch ist zwar nur kurz, aber keine leichte Kost. Man sollte sich Zeit nehmen, es zu lesen und über das Gelesene nachzudenken – um vielleicht selbst ein paar Vorurteile bei sich abbauen zu können. Es ist eben nicht immer alles so, wie es zu sein scheint und ins bequeme Schwarz-Weiß-Denken der Menschen passt.
Jens-Michael Volckmann
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Neunundneunzig Namen (Kindle Single)
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Trotz einiger Kritikpunkte ein Buch, das mich bewegt hat und mir im Gedächtnis bleibt. Absolute Leseempfehlung. Ausführliche Rezension gibt es auf meinem Blog!
Das Buch beschäftigt sich mit den Ereignissen nach einem katastrophalen Flugzeugabsturz in Frankfurt am Main. Eine Aufnahme der letzten Momente lässt die Überlebenden eindeutig zwei Worte rufen. „Allahu Akbar.“ Eine Hexenjagd beginnt. Während das Buch die Ereignisse der Katastrophe selbst begleitet, zeigt es in verschiedenen Blickwinkel, wie die Welt damit umgeht. Da ist der Bruder des Mannes, der die Worte gerufen hat, die in Talkshows und Internetplattformen heiß diskutiert werden. Und eine Dokumentation, die ein Jahr nach dem Flugzeugabsturz gedreht wird.
Mit großen Kontrasten und dennoch sachten Kreisen spielt das Buch mit den Erwartungen des Lesers. Es erzeugt absichtlich Zweifel, immer wieder, in jede Richtung gehend. Vor allem zeigt Neunundneunzig Namen dabei, wie schnell der Mensch bereit ist, ein Urteil zu fällen, Wie festgefahren wir in unseren kulturellen Prägungen sind, ob wir es wollen, oder nicht. Wie mehrdeutig jede einzelne Geste ist. Und dass es sich immer lohnt, tiefer zu graben.
Dass das Buch am Ende keine absolute Lösung anbietet, ist die logische Folge. Denkt selbst, schreit es geradezu hinaus. Um Himmels willen, benutzt euren Kopf, schaut über den Tellerrand und erkennt die verschiedensten Perspektiven. Es gesteht den Menschen tiefsitzende Ängste zu und macht gleichzeitig deutlich, wohin diese Ängste führen, wenn wir nicht lernen, damit umzugehen. Zu absoluter Ausgrenzung.
Neunundneunzig Namen ist ein Buch, dass vor allem deswegen so tief bewegt, weil es unmöglich ist, diese Buch zu lesen, ohne über die eigenen Vorurteile nachzudenken. Dieser großartige Effekt lässt das Buch weit über 61 Seiten hinauswachsen. Es verändert den Leser. Ein größeres Geschenk kann ein Buch gar nicht machenGespräche aus der Community
Zusätzliche Informationen
Jens-Michael Volckmann wurde am 16. April 1983 in Berlin (Deutschland) geboren.
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