Jens Balzer

 4 Sterne bei 52 Bewertungen
Autor von Schmalz und Rebellion, High Energy und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Jens Balzer, geboren 1969, ist Autor und Kolumnist, u.a. für die «Zeit», «Rolling Stone», den Deutschlandfunk und radioeins. Er war stellvertretender Feuilletonchef der «Berliner Zeitung» und kuratiert den Popsalon am Deutschen Theater. 2016 erschien sein vielgelobtes Buch «Pop», 2019 «Das entfesselte Jahrzehnt. Sound und Geist der 70er», über das der «Tagesspiegel» schrieb: «So lehrreich wie unterhaltsam ... Am Ende ist man um nie geahnte Erkenntnisse reicher – und wünscht sich, dass sich der Autor bald das nächste Jahrzehnt vornehmen möge.»

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches After Woke (ISBN: 9783751830188)

After Woke

 (2)
Neu erschienen am 01.08.2024 als Taschenbuch bei Matthes & Seitz Berlin.
Cover des Buches Ethik der Appropriation (ISBN: 9783751830317)

Ethik der Appropriation

 (3)
Neu erschienen am 01.08.2024 als eBook (Download) bei Matthes & Seitz Berlin.

Alle Bücher von Jens Balzer

Cover des Buches Schmalz und Rebellion (ISBN: 9783411756698)

Schmalz und Rebellion

 (26)
Erschienen am 16.05.2022
Cover des Buches High Energy (ISBN: 9783737101141)

High Energy

 (5)
Erschienen am 15.06.2021
Cover des Buches No Limit (ISBN: 9783737101738)

No Limit

 (4)
Erschienen am 13.06.2023
Cover des Buches Die Tocotronic Chroniken (ISBN: 9783351050207)

Die Tocotronic Chroniken

 (2)
Erschienen am 05.05.2015
Cover des Buches Pop (ISBN: 9783871348303)

Pop

 (3)
Erschienen am 22.07.2016
Cover des Buches After Woke (ISBN: 9783751830188)

After Woke

 (2)
Erschienen am 01.08.2024
Cover des Buches Ethik der Appropriation (ISBN: 9783751830317)

Ethik der Appropriation

 (3)
Erschienen am 01.08.2024

Neue Rezensionen zu Jens Balzer

Cover des Buches After Woke (ISBN: 9783751830188)
wordworlds avatar

Rezension zu "After Woke" von Jens Balzer

Wertvolle Einsichten und Impulse für die Weiterentwicklung der Wokeness-Bewegung
wordworldvor einem Monat

"After Woke" ist ein erst kürzlich erschienener politischer Essay des deutschen Autors und Journalist Jens Balzer, der in fünf Kapiteln eine tiefgehende und kritische Auseinandersetzung mit der Wokeness-Bewegung bitetet, die insbesondere im Zuge des Nahostkonflikts zwischen Palästina und Israel auf den Prüfstand gestellt wurde. Auf 108 Seiten analysiert der Autor nicht nur die Ursprünge der Wokeness, sondern auch die moralischen und ideologischen Herausforderungen, vor denen die Bewegung heute steht. Dazu schildert er zunächst welches Ereignis die Krise der Bewegung ausgelöst hat und welche Reaktionen von politischen und gesellschaftlichen VertreterInnen in seinen Augen den "moralischen Bankrott" der Wokeness darstellen. Danach untersucht er gründlich die Entstehung und Wortherkunft der "Wokeness" und versucht sich an einer allgemeingültigen Definition, bevor er in den kommenden Kapiteln auf Kritik an ihren VerterterInenn eingeht und Wünsche für die Zukunft äußert.

"So gesehen bezeichnet "Wokeness" erst einmal nichts anderes als eine Wachheit für gesellschaftliche Diskriminierungen mit dem Ziel, bestehende Ungerechtigkeiten zu analysieren und zu korrigieren."

Bereits der Definitionsversuch war dabei für mich sehr aufschlussreich. Denn obwohl es mittlerweile seitenweise Manifeste gegen die "Wokeness" gibt und diese gleichsam in Facebook-Rants wie in Parteiprogrammen auftaucht, mangelt es inmitten der Debatten an einer präzisen Beschreibung des Konzepts. Auch wenn ich mich selbst und meine Werte durchaus in der postkolonialen, queerfeministischen "Wokeness" vertreten sehe, waren mir beispielsweise die Ursprünge des Konzepts in der Black Community sowie die genaue Ableitung des Wortes neu, weshalb sich allein aufgrund der eingedämpften Zusammenfassung die Lektüre für mich gelohnt hat. Der Autor schreibt sehr präzise und erleichtert trotz manchmal verklausulierter Sprache die Lesbarkeit des Essays durch nachgestellte Anmerkungen, die Quellen wie Verweise auf weiterführende Lektüren beinhalten.  

Auch seine nachfolgenden Analysen zum Nahostkonflikt, Postkolonialismus und zur Identitätspolitik sind sehr treffsicher, auch wenn ich ihm nicht unbedingt in allen Punkten zustimmen würde. Die unreflektierte und dogmatische Positionierung für eine der beiden Seiten in einem komplexen politischen, gesellschaftlichem Konflikt, dessen Wurzeln Jahrhunderte zurückreichen, wie ich sie in den vergangenen Monaten besonders in den sozialen Medien auch unter jungen, linken DenkerInnen beobachtet habe, fand ich ebenso erschreckend wie der Autor. Hier fokussiert er sich allerdings ausschließlich auf die Untergruppe derer, die sich in Folge des 7. Oktobers aufseiten Palästinas gestellt haben und versucht dafür Gründe in problematischen Denkmustern innerhalb der woken Linken zu finden. Die Gegenseite, die sich ausschließlich mit Israel solidarisiert und dabei vergisst zwischen palästinensischer Zivilbevölkerung und terroristischen Hamas zu trennen, lässt er hingegen unkommentiert und kritiklos.  

Sehr wichtig finde ich aber seine Herausarbeitung des aufkommenden Antisemitismus´, der sich in verschiedenen Facetten der Bewegung zeigt. Jens Balzer zeigt hier auf, wie gefährlich es ist, wenn berechtigte Kritik an Machtstrukturen und Ungerechtigkeiten in antisemitische Denkmuster abgleitet und entlang einer postkolonialen "color line" in "gut und böse", beziehungsweise "weißer Kolonisator und indigene Unterdrückten" eingeteilt wird. Auch in zahlreichen anderen Beispielen wird deutlich, dass die Bewegung manchmal Schwierigkeiten hat, ihre eigenen Prinzipien konsequent zu verfolgen und dem eigenen Anspruch der ständigen Wachsamkeit und Selbstreflexion, der doch eigentlich im Zentrum der Wokeness steht, gerecht zu werden. Abschließend fordert der Autor demnach dazu auf, die Bewegung kritisch zu reflektieren und ihre Werte konsequenter zu hinterfragen, ohne jedoch ihre Errungenschaften und den Kern der Idee zu negieren. Die Botschaft: folgt die Bewegung weiterhin folgendem Grundsatz, kann sie wieder zum dringend benötigten Gegenentwurf zu rechten, identitären Kräften werden:

"Stay woke (wachsam bleiben) bedeutet einfach, auf alles zu achten, sich nicht auf das eigene Verständnis oder das eines anderen zu verlassen, zu beobachten, sich weiterzuentwickeln und alles hinter sich zu lassen, was sich nicht mehr weiterentwickelt."

 

Fazit

"After Woke" von Jens Balzer regt zu einer notwendigen, kritischen Reflexion der Wokeness-Bewegung an und zeigt auf, wo sie ihre eigenen Prinzipien noch konsequenter verfolgen muss. Trotz seiner stellenweise etwas einseitigen Betrachtung des Nahostkonflikts bietet der Essay wertvolle Einsichten und Impulse für die Weiterentwicklung der Bewegung.

 4,5 Sterne

Cover des Buches After Woke (ISBN: 9783751830188)
E

Rezension zu "After Woke" von Jens Balzer

Ein wichtiges Buch!
Eva_Beimervor 2 Monaten

JENS BALZER: AFTER WOKE

 

INHALT:

Angesichts mancher Reaktionen auf das von unfassbarer Grausamkeit gekennzeichnete Massaker der islamofaschistischen Terrorgruppe Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel stellt sich vielerorts die Frage: Ist es an der Zeit, sich von jeder Art von »Wokeness« konsequent zu verabschieden? Oder gilt es nicht vielmehr, wie Jens Balzer mit kenntnisreichem Blick auf die Geschichte dieses umkämpften Begriffs darlegt, sich auf die ursprünglichen Impulse der postkolonialen und queerfeministischen Theorien zu besinnen: auf das kritische Bewusstsein für das grundsätzlich Werdende, Hybride, Mannigfaltige, Ambivalente, das aller Formierung von Identität vorausgeht? Eindrücklich weist After Woke einen Weg vorbei an erstarrten, essenzialistischen Identitätskonzepten und zeigt: Nur indem Identität allzeit als fiktiv, fragil, fluide begriffen wird, kann sie zu einem dringend benötigten Gegenentwurf werden zu den reaktionären Kräften des identitären Denkens, die sich gerade anschicken, die Herrschaft über die Welt zu übernehmen.

 

MEINE MEINUNG:

Dieser nur gut 50 (ebook)Seiten starke Essay hat mir vieles erklärt, was ich bis dato nicht verstanden hatte.

Die Menschen, die sich als „Woke“ bezeichnen, haben es sich zum Ziel gemacht, sich für verfolgte Minderheiten einzusetzen. Das gilt für alle „vielfach verachteten“ Gruppen – außer für die Juden, vor allem nach dem 7. Oktober 2023.

Dort wurde u. a. ein Technofestival angegriffen und die Feiernden abgeschlachtet und/oder entführt – und so gut wie Keiner aus der Szene hat sich mit den Opfern solidarisiert wie z. B. beim Massaker im Bataclan. Es gab ein donnerndes Schweigen.

Der Kern ist aber, daß die meisten woken Linken die Palästinenser als indigenes Volk betrachten, das von weißen Kolonialisten aus ihrem angestammten Land vertrieben wurde und jetzt unterdrückt wird. Das ist sowohl historisch wie auch politisch falsch.

Das hat mir einiges erklärt, wenngleich ich nach wie vor nicht nachvollziehen kann, wie man

auf Seiten der Hamas Terroristen stehen und kein bisschen Empathie empfinden oder ausdrücken kann für die abgeschlachteten Israelis, die Babys, denen bei lebendigem Leib die Gliedmaßen abgerissen wurden und so viele Grausamkeiten mehr. Gerade die queerfeministischen Woken sollten für die missbrauchten israelischen Frauen Mitgefühl empfinden, und nicht mit den Tätern jubeln. Damit machen sie sich selbst unglaubwürdig.

In meinen Augen hat sie die woke Bewegung damit selbst disqualifiziert. Eine Bewegung, die sich offensichtlich nicht einmal selbst hinterfragen kann.

So traurig.

Cover des Buches No Limit (ISBN: 9783737101738)
KataRafs avatar

Rezension zu "No Limit" von Jens Balzer

Vibes der Neunziger
KataRafvor einem Jahr

Es hat etwas von Größenwahn, die Vielschichtigkeit, Gleichzeitigkeit und Energie eines Jahrzehnts mit Anspruch auf Vollständigkeit in 380 Seiten zusammenzuführen, doch Balzer gelingt es effortless zum dritten Mal. Nachdem er schon die Siebziger und die Achtziger ausgehend vom Popkulturellen nahebrachte, reinszeniert er nun die Atmosphäre der Neunziger. Er verblendet die wichtigsten politischen Ereignisse, technische Neuerungen, sich verändernde Bedürfnisse, Codes, Praktiken und popkulturelle Phänomene des Jahrzehnts. Insbesondere die Popkultur beschreibt Balzer hinreißend in einem an die Neunziger anklingenden Habitus, der die Begeisterungen und Überzeugungen des Jahrzehnts mit Abstand in leiser Ironie betrachtet und es vermeidet, sich zu identifizieren. Die technischen Neuerungen, etwa Privatfernsehen, MTV, Internet und immer mobilere Telefonie, arbeitet er findig heraus. Den politischen Diskursen und Ereignissen stehen die Komprimierung und Haltung hingegen nicht immer gut. Sie bekommen zu viel Raum für eine zeitgeschichtliche Rahmung und zu wenig für eine gelungene Einordnung. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau, denn »No Limit« gelingt es zu gut, die Stimmungen und Widersprüche der Neunziger aufleben zu lassen und die Fäden ihrer Einflüsse bis heute zu spannen.

Fast waren mir die 380 Seiten zu kurz. Ich wollte noch länger mit
»No Limit« verweilen, fing an Leute darüber vollzuquatschen, mir zu wünschen, Balzer hätte mehr über Indiemusik geschrieben, was er beiläufig über Dinosaur Jr. schrieb, war interessant. Ebenso anregend war es, sich mit Balzer die Ambivalenzen des Jahrzehnts präsent zu machen, Aufbruchstimmung und Enttäuschung, Friedenshoffnung und Kriege, rassistische Gewalt, deren Rechtfertigung und Repräsentation von Anderen Deutschen|BIPoC, der Drang der Massen zu Distinktion und Individualität. Balzer fängt das Jahrzehnt ein, um dann wieder Abstand zu nehmen und die beschriebenen Phänomene aus heutiger Sicht zu bewerten. »No Limit« ist unterhaltsam und überlegt zugleich, es sitzt. Ich empfehle euch die Lektüre sehr, wenn ihr Lust auf Sachbücher, Popkultur und Zeitgeschichte habt.

Gespräche aus der Community

Musik ist ein Spiegel der Gesellschaft. Sie bewegt Generationen, Nationen und hat Jahrzehnte geprägt. Bestsellerautor und Kulturjournalist Jens Balzer erzählt in "Schmalz und Rebellion" die ungewöhnliche Geschichte der Popmusik und ihrer Sprache. Von Schlager über Krautrock bis hin zu Deutsch-Rap – entdeckt Gesellschafts- und Kulturgeschichte in vielen erstaunlichen, oft bizarren und manchmal unglaublichen Songtexten ...

345 BeiträgeVerlosung beendet
B
Letzter Beitrag von  Bookcheckervor 2 Jahren

Die Befürchtung, dass es zu trocken werden könnte hatte ich auch - aber schnell auch wieder abgelegt. Die Playlist ist schon gut, aber sie verführt dazu noch viel, viel mehr zu hören. Was ich mir nicht alles in den vergangenen Wochen angehört habe...das war ein echt interessanter und auch ein bisschen wilder Mix ;)

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