Jeremy Black

 4,7 Sterne bei 9 Bewertungen

Lebenslauf

Jeremy Black, geb. 1955, ist Professor für Geschichte an der Universität von Exeter und einer der international bekanntesten Militärhistoriker. Er ist Autor unzähliger Bücher zur Militärgeschichte der Neuzeit, insbesondere des 20. Jahrhunderts, darunter etwa »The Cambridge Illustrated Atlas of Warfare: Renaissance to Revolution 1492-1792«, »70 große Schlachten der Weltgeschichte. Von Marathon bis Bagdad« oder »Große Feldherren der Weltgeschichte«. Und gleichzeitig ist er ein begeisterter Fachmann zur Kartographie und ihrer Geschichte.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Jeremy Black

Cover des Buches Der Zweite Weltkrieg in 100 historischen Originalkarten (ISBN: 9783806246131)
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Rezension zu "Der Zweite Weltkrieg in 100 historischen Originalkarten" von Jeremy Black

Aufschlussreiche Karten
StefanSchweizervor 10 Monaten

Ich bemühe mich aus beruflichen Gründen, die meisten Neuerscheinungen,  die den 2. Weltkrieg betreffen zu lesen. Dabei treten mitunter Ermüdungserscheinungen ein, da manche Historiker zwar Neues ankündigen, aber nur alten Wein in neuen Schläuchen präsentieren. Wem es ähnlich wie mir ergeht, der sollte unbedingt auf das bei wbg Theiss erschienene Buch von Black "Der zweite Weltkrieg in 100 historischen Originalkarten lesen.

Zum Inhalt: Die Schlachten des Zweiten Weltkriegs wurden in Eurasien ausgetragen, in zuvor unvorstellbarem Ausmaß waren unterschiedlichste Staaten beteiligt. Woher aber wussten Politiker, hohe Militärs und letzten Endes auch die Bevölkerung, wer wo genau kämpfte? Jeremy Black, einer der bedeutendsten Militär- und Kartographie-Historiker, erläutert das anhand von 100 teils bisher unveröffentlichten historischen Landkarten. Ob für Seeschlachten, den Luftkrieg oder die Propagandamaschinerie: Sowohl Hitler als auch die Alliierten waren für strategische Planungen abhängig von möglichst genauen Karten. Ebendiese Landkarten stellen heute Artefakte dar, die den 2. Weltkrieg, seinen Verlauf und die Ereignisse verständlich machen.

Blacks "Der zweite Weltkrieg in 100 historischen Originalkarten" ist für den kundigen, aber auch nur interessierten Leser äußerst aufschlussreich und aussagekräftig. Es zeigt in hervorragender Druckqualität originale historische Karten, die den Zweiten Weltkrieg geprägt haben. Dadurch ist es möglich, viele Entscheidungsschlachten, strategische und taktische Entscheidungen der Militärs auf beiden Seiten besser nachzuvollziehen. Die Begleittexte der Karten sind logisch stringent auf einem großen Wissensfundus geschrieben. Auch noch interessant ist die heuristische Klassifizierung des Kartenmaterials in a) unerlässliche Instrumente zur Kriegsführung b) militärgeschichtlich bedeutsame Dokumente und c) Propagandainstrumente zu Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Wer sich intensiv mit dem 2. Weltkrieg auseinandersetzt, kommt an diesem Buch nicht vorbei.

Cover des Buches George III (Penguin Monarchs): Madness and Majesty (ISBN: 9780241248102)
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Rezension zu "George III (Penguin Monarchs): Madness and Majesty" von Jeremy Black

Georg III. - der erste Diener des Staates
Andreas_Oberendervor 4 Jahren

Seit 2014 bringt der Penguin-Verlag eine Buchreihe heraus, die "Penguin Monarchs". Es handelt sich um Kurzbiographien aller englischen und britischen Könige und Königinnen seit dem 11. Jahrhundert. Die Reihe beginnt mit den letzten angelsächsischen Herrschern vor der normannischen Eroberung. Auch Oliver Cromwell ist ein Band gewidmet. Mittlerweile sind 40 der 45 geplanten Bände erschienen. Bald wird die Reihe vollständig sein. Die Bücher sind kleinformatig (13x18,5 cm) und umfassen maximal 150 Seiten. Sie enthalten farbige Abbildungen, Stammtafeln und kommentierte Literaturhinweise. Auch wenn eine entsprechende Angabe fehlt, ist davon auszugehen, dass sich die Bände an historisch interessierte Laien richten, die sich rasch über das Leben der englischen Monarchen informieren wollen. Als Konkurrenz zur renommierten Biographienreihe "Yale English Monarchs", deren Bände eher für den wissenschaftlichen Gebrauch in Frage kommen, sind die "Penguin Monarchs" nicht gedacht. Interessant ist die Reihe dennoch, denn der Verlag hat zahlreiche namhafte Historikerinnen und Historiker als Autoren gewonnen. Damit ist sichergestellt, dass sich die einzelnen Kurzbiographien auf der Höhe des heutigen Forschungsstandes bewegen.

 Wie hieß der britische König, der zu der Zeit regierte, als die Kolonien in Nordamerika ihre Unabhängigkeit erkämpften? Außerhalb von Historikerkreisen können gewiss nur wenige Menschen diese Frage beantworten. Georg III. (1738-1820) ist heute genauso wenig bekannt wie die anderen Könige aus dem Haus Hannover, das seit 1714 in Großbritannien herrschte. Als Georg III. 1760 den Thron bestieg, tobte noch der Siebenjährige Krieg. Als der König 1820 starb, trauerte Napoleon im Exil auf Sankt Helena seinen Tagen als Gebieter über fast ganz Europa nach. Vor Georg III. hatte kein Monarch 60 Jahre über die Britischen Inseln geherrscht. Was ist aus dieser ungewöhnlich langen Regierung in Erinnerung geblieben? Da ist zum einen der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg, zum anderen die rätselhafte Krankheit des Königs im Jahr 1788. Für einige Monate war Georg III. geisteskrank und nicht regierungsfähig. Diese Episode steht im Mittelpunkt des farbenprächtigen Historienfilms "The Madness of King George", der 1994 ein weltweiter Erfolg war. Wie der bekannte britische Historiker Jeremy Black in der Einleitung seiner Kurzbiographie betont, wäre es verkehrt und ungerecht, Georgs lange Regierungszeit auf den Verlust der Kolonien und die rätselhafte Krankheit von 1788 zu reduzieren. Es wäre auch verfehlt, Georg als gescheiterten oder untauglichen König abzutun. Die Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika beeinträchtigte Großbritanniens Status als Großmacht kaum, und nach seiner Genesung war der König wieder voll handlungsfähig. Erst gegen Ende seines Lebens verfiel Georg III. dauerhaft in geistige Umnachtung. Auslösendes Moment war das Siechtum und der Tod seiner Lieblingstochter Amelia. Jahrzehntelang erfüllte Georg gewissenhaft und pflichtbewusst seine Aufgaben als konstitutioneller Monarch. Jeremy Black ist von sichtlicher Sympathie gegenüber dem König erfüllt. Eloquent und kenntnisreich würdigt er Georgs Leistungen. Der Band ist nicht nur eine schwungvoll geschriebene biographische Skizze, sondern auch eine aufschlussreiche Studie über die Funktionsweise der britischen Monarchie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, an der Schwelle zur Moderne. Jeremy Black hat einen der besten Bände der "Penguin Monarchs" geschrieben.

 Georg erbte die Krone, als sein Großvater, König Georg II., 1760 starb. Georgs Vater Friedrich, Prinz von Wales, war schon 1751 verstorben. Der junge König hatte eine gründliche Erziehung genossen. Seine Lehrer hatten ihn sorgfältig auf seine Rolle als konstitutioneller Monarch vorbereitet. Georgs Interessen waren breitgefächert. Zeitlebens begeisterte sich der König für Literatur, Musik, Kunst, Architektur, Landwirtschaft und Gartenbau. Georg III. war ernst, fromm und arbeitsam; sein Auftreten war würdevoll und respektgebietend, sein Privatleben frei von Skandalen. Wie andere Monarchen seiner Zeit verstand sich Georg III. als ersten Diener des Staates. Die vielen Premierminister und unzähligen Politiker, die im Laufe der Jahrzehnte mit ihm zusammenarbeiteten, schätzten Georgs Geradlinigkeit und Professionalität. Der Monarch stand fest auf dem Boden der (ungeschriebenen) Verfassung Großbritanniens. Nie wäre es ihm in den Sinn gekommen, seine Befugnisse als konstitutioneller König zu überschreiten oder zu missbrauchen. Nicht nur seine konstruktive Zusammenarbeit mit dem Parlament und den beiden Parteien der Whigs und Tories brachte ihm die Anerkennung seiner Untertanen ein. Die Briten nahmen Georg als einen der Ihren wahr. Georgs Muttersprache war Englisch, nicht Deutsch. Er reiste nie nach Hannover, das Stammland seiner Dynastie. Im Gegensatz zu Georg I. und Georg II. war er kein Lutheraner, sondern Anglikaner. Er teilte Kultur und Mentalität seiner Untertanen. Als die amerikanischen Kolonisten rebellierten, trat Georg III. auch deshalb für eine harte Linie ein, weil die Mehrheit der Bevölkerung im Mutterland ein unnachgiebiges Vorgehen forderte. Die Niederlage der Briten schmälerte Georgs Ansehen nicht. Im Gegenteil, je älter er wurde, desto mehr nahm seine Popularität zu. Als unparteiischer Hüter der Verfassung moderierte er das oft turbulente und spannungsreiche politische Alltagsgeschäft. Kummer bereitete ihm der liederliche und skandalträchtige Lebenswandel seines ältesten Sohnes. Trotz seines schlechten Rufes wurde der Prinz von Wales zum Regenten bestellt, als Georg III. 1810 in geistige Umnachtung verfiel. Der alte König verbrachte seine letzten Lebensjahre fern der Öffentlichkeit auf Schloss Windsor.

 In Georgs Amtsführung und Selbstverständnis als König wird bereits die moderne britische Monarchie des 19. und 20. Jahrhunderts erkennbar. Unter Georg III. vollendete sich der allmähliche Funktionswandel, den das Königtum seit der Revolution von 1688 durchlief. Die britischen Monarchen verloren ihre Stellung als Leiter der Exekutive; sie wurden stattdessen zum Symbol für die Einheit der Nation. Dieser Prozess lief vollkommen friedlich ab. Georg III. hatte einen großen Anteil daran, dass Großbritannien ins 19. Jahrhundert eintrat, ohne ernste innenpolitische Krisen zu erleben oder gar revolutionäre Umwälzungen.

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