Jerneja Jezernik

 4,2 Sterne bei 6 Bewertungen
Autor*in von Alma M. Karlin, Slowenien, meine lichte Heimat und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Jerneja Jezernik wurde 1970 in Celje/Slowenien geboren, studierte Deutsch und Slowenisch in Ljubljana und war mehrere Jahre in Deutschland und Österreich als Sprachlehrerin, Redakteurin und Leiterin einer Slowenischen Studienbibliothek tätig. Jerneja Jezernik hat Alma M. Karlins Werke ins Slowenische übersetzt und verfasste 2009 die erste Monografie über Alma M. Karlin, auf die 2016 eine umfangreichere Biografie folgte. Sie lebt als freie Redakteurin und Lektorin, Schriftstellerin und Übersetzerin in Ljubljana.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Jerneja Jezernik

Cover des Buches Alma M. Karlin (ISBN: 9783854359265)

Alma M. Karlin

(1)
Erschienen am 29.03.2020
Cover des Buches Die Wanderbücher (ISBN: 9783991380221)

Die Wanderbücher

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Erschienen am 17.04.2023
Cover des Buches Slowenien, meine lichte Heimat (ISBN: 9783991380511)

Slowenien, meine lichte Heimat

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Erschienen am 31.05.2024

Neue Rezensionen zu Jerneja Jezernik

Cover des Buches Einsame Weltreise (ISBN: 9783932338755)
Lottie1s avatar

Rezension zu "Einsame Weltreise" von Alma M. Karlin

Lottie1
"Wie Alma M. Karlin vor hundert Jahren alleine die Welt umreiste und dabei sich selbst entdeckte"

"Einsame Weltreise" ist der erste Band einer Trilogie von Alma Karlin, einer der bedeutendsten europäischen Reiseschriftstellerinnen. 1919 begibt sich Karlin auf eine achtjährige Weltreise. Von ihrem Heimatort Celje in Slowenien führt ihre Route über Süd- und Mittelamerika, Kalifornien und Hawaii bis nach Japan und China, wo der erste Teil der Trilogie endet. Ihr ehrgeiziges Ziel: "in Wort und Schrift für den Weltfrieden unter den Völkern zu arbeiten."

Das Unterfangen ist äußerst mutig, da Karlin völlig allein reist, was für eine Frau zu dieser Zeit kaum vorstellbar war. In ihrem Gepäck befinden sich nur ein wenig Geld, ihre Schreibmaschine "Erika" und ihr handgeschriebenes Wörterbuch in zehn Sprachen. Oftmals muss sie Wochen oder Monate an einem Ort bleiben, um durch Sprachunterricht, Dolmetschen und Kunst genug Geld für die Weiterreise zu verdienen (in Panama wird sie die erste vereidigte Dolmetscherin in der Geschichte der Provinz). Dadurch hat sie engen Kontakt mit Einheimischen und erhält tiefe Einblicke in Kulturen und Traditionen ihrer Reiseziele.

Diese Erfahrungen spiegeln sich in ihrem Buch wider. Karlin erzählt mit viel Liebe zum Detail und schafft es, die verschiedenen Orte und Länder lebhaft zu beschreiben. Ihr Schreibstil ist humorvoll, kreativ, künstlerisch und geprägt von einer guten Portion Selbstironie. Neben den Schilderungen der Länder und Menschen liefert sie auch Einblicke in die politische und wirtschaftliche Situation nach dem Ersten Weltkrieg sowie in ihre höchstpersönlichen alltäglichen Erlebnisse und Gefühle, die nicht immer positiv sind. Ständig kämpft sie mit Geldproblemen und Einsamkeit, zudem wird sie als Frau häufig von Männern erniedrigt und gewalttätig angegriffen. Diese Erlebnisse hinterlassen bleibende Spuren und prägen ihre Sicht auf Männer und romantische Beziehungen im Allgemeinen: "auf den tiefsten Tiefen meines Denkens aber lag der angeschwemmte Unrat, der mir zugeworfen worden war, und die Bitterkeit, dass der Mann im Weibe nur den Gegenstand seiner flüchtigen Lust und nicht ein Wesen sieht, dem er sich mitteilt, mit dem er des Lebens Wechselfälle verständnistief miterlebt [...], diese Bitterkeit ist nie wieder von mir gewichen."

Trotz ihres Wunsches, unterschiedliche Kulturen kennenzulernen, zeigt Karlin oft einen eurozentrischen, imperialistischen Blick. In diesem Aspekt ist sie leider Kind ihrer Zeit. Manche ihrer Kommentare sind schwer zu lesen, da sie Ideen der damaligen Rasseideologien widerspiegeln. Im Verlauf ihrer Reise nehmen diese Kommentare jedoch ab. Später wird sich Karlin im Zuge ihres antifaschistischen Engagements für jüdische Flüchtlinge vor und während des Zweiten Weltkrieges einsetzen.

Alma Karlins "Einsame Weltreise" bietet einen faszinierenden Einblick in die Welt der 1920er Jahre durch die Augen einer außergewöhnlichen Frau. Trotz ihrer problematischen Sichtweisen ist das Buch ein wertvolles Zeitdokument, das sowohl die Schönheit als auch die Herausforderungen einer Weltreise  schildert. 

Cover des Buches Alma M. Karlin (ISBN: 9783854359265)
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Rezension zu "Alma M. Karlin" von Jerneja Jezernik

awogfli
Weibliche alleinreisende Globetrotterin

Die in diesem Buch biografierte österreichische Anna M. Karlin aus Celie/Südsteiermark/heutiges Slowenien hatte tatsächlich ein sehr spannendes, erzählenswertes Leben und ist als eine der ersten alleinreisenden Frauen, die nicht reich war und sich unterwegs Lebensunterhalt verdienen musste, ein Unikat. Sie entdeckte und bereiste tatsächlich von 1919-1927 fast alle Kontinente außer Afrika und begann 1908 mit einem Aufenthalt in England, Norwegen und Finnland, was als Probelauf für ihre Weltreise diente. Zudem war sie eine manische Fremdspachenliebhaberin und eignete sich in fast jedem Land die lokale Sprache mit einer großen Leichtigkeit an. Nur Slowenisch, jene Sprache, die in ihrem Heimatdorf auch gesprochen wurde, konnte sie bis zu der Rückkehr von ihrer Reise nicht sehr gut.

Ihr großer Trip startete 1919 nach dem ersten Weltkrieg mit Südamerika und Nordamerika, wobei sie in Lateinamerika als alleinreisende schutzlose Frau vielen sexuellen Übergriffen und Gewalttätigkeiten wie Raub ausgesetzt war, was sie in ihrer Unabhängigkeit von und dem Misstrauen gegenüber Männern bestärkte. Unterwegs finanzierte sie ihr Leben vor allem mit Dolmetschertätigkeiten, Kolumnen in Zeitungen, Reiseberichten, Romanen, Zeichnungen und anderen Arbeiten. Des Öfteren war sie kurz vor dem Verhungern, aber sie biss sich durch überlebte auch dank einiger UnterstützerInnen.

Von den USA aus schiffte sie sich nach Japan ein und machte dann wirklich einen großen Teil von Asien, Australien und Ozeanien unsicher: China, Taiwan, Korea, Thailand, Indonesien, Singapur, Birma, Philippinen, Borneo, Australien, Neuseeland, Fischi, Kaledonien, die Hebriden, Salomonen, Papua Neuginea, Indien, Pakistan lagen auf ihrer Tour und sie dokumentierte sehr genau sowohl die Gesellschaft, Flora, Fauna, Gebräuche, Kunst, Kultur und Sprache.

Sie verfasste sogar ein Wörterbuch der 1000 Sprachen, wurde nach ihrer Rückkehr berühmt durch ihre Romane und Reiseberichte und rebellierte in ihrem Heimatdorf sowohl gegen die Nazis als auch gegen die Kommunisten. Spannend hierzu ist der Umstand, dass ich noch nichts von dieser Frau gehört habe, weil ihr Andenken sowohl von den Nazis als auch von den Jugoslawen nachhaltig aus dem öffentlichen Bewusstsein getilgt wurde. Erst mit der Unabhängigkeit von Slowenien entsann man sich wieder der ehemals berühmten Tochter, die eben deutschsprachig und auch antikommunistisch war und deshalb nicht erwähnt werden durfte. Der Witz dabei ist auch, dass ich an ihrem Heimatdorf Celje/Cilli schon mehr als hundertmal vorbeigefahren bin auf dem Weg von Wien über Graz, Marburg, Ljubliana nach Triest. Denn dort in Celje ist heutzutage eine Autobahnabfahrt und früher fuhr man mitten durch die Ortschaft durch. In Celje gibt es mittlerweile sogar ein eigenes Alma M. Karlin Museum. Das muss ich mir einmal anschauen.

So spannend die historische Figur ist, so muss ich bedauerlicherweise konstatieren, dass ich überhaupt nicht begeistert vom Buch bin. Leider schafft es die Autorin nicht, das spannende Leben ihrer Protagonistin auch in eine spannend erzählte Biografie zu gießen. Alles ist so antiseptisch und trocken erzählt, ich kriegte überhaupt keinen Zugang zur Figur nur Fakten und Tagebucheinträge werden roboterhaft abgespult und abgehakt. Wahrscheinlich wäre es besser gleich die Originalromane oder auch ein autobiografisches Werk von Karlin zu lesen.

Kalin selbst dürfte einen sehr interessanten ironischen Schreibstil gepflegt haben, der mir wahrscheinlich sehr gut gefallen wird. So schreibt sie zum Beispiel als sich ihre Reiseberichte und Romane nicht verkaufen:



„Meine eigenen Landsleute kümmerten sich nicht um mich oder meinten, während sie in einen Topfenstrudel bester Auflage bissen und Wein dazu tranken: Es hat ihr ja niemand befohlen, wegzufahren! Wenn alle so dächten, wäre Columbus Kastanienbrater und Vasco Da Gama Schuhbänderverkäufer geworden.“



Fazit: Alma M. Karlin ist ein interessanter Mensch, der es wert ist, beschrieben zu werden, leider war die die für mich die Biografie sehr langweilig, was schon eine eigene Kunst ist, bei so einem spannenden Leben, Langeweile bei der Leserschaft aufkommen zu lassen.

Cover des Buches Einsame Weltreise (ISBN: 9783932338755)
aus-erlesens avatar

Rezension zu "Einsame Weltreise" von Alma M. Karlin

aus-erlesen
Mehr als "nur" eine Weltreise

Und wieder so ein Jubiläum, das in diesem Jahr garantiert keine einzige Zeile in den Gazetten oder in Funk und Fernsehen (und im Web, muss man ja neuerdings dazusagen) wert sein wird. Am 24. November 1919 begann eine der spannendsten Reisen überhaupt. Eine Reise um die Welt. Zugegeben, das war zu damaliger Zeit schon kaum mehr eine Meldung wert. Aber es war eine Frau! Just in dem Jahr, in das Frauenwahlrecht eingeführt wurde. Alma Karlin war die mutige Frau, die es zuhause nicht mehr aushielt, die Sprachen in sich aufsog (u.a. Schwedisch, Norwegisch, Englisch, Chinesisch, Japanisch) wie kaum eine Andere. Sie studierte in London, arbeitete um sich den Aufenthalt leisten zu können als Sprachlehrerin und Dolmetscherin. Von frühester Kindheit an war sie mit einer Lähmung geschlagen. Doch hielt sie das davon ab ihre Träume umzusetzen? Nein!
Ihr Reisetagebuch, das immerhin einen Zeitraum von acht Jahren umfasst, ist nun endlich wieder erles- und ihre Reise erlebbar. Das geliebte London musste Alma Karlin verlassen, weil sie als Deutschsprachige nicht in Feindesland verweilen durfte. Sie sparte begierig ihr Einkommen und begann im November 1919 ihre Reise. Währungen unterlagen damals noch ungeheuerlichen Schwankungen. Lediglich der Dollar konnte als Konstante angesehen werden. Fahrpläne waren meist das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt waren. Und so kam es, dass sie schon mal eine Nacht auf dem Bahnhof verbrachte, weil der Zug noch meilenweit entfernt war. Cilli, das heutige Celje in Slowenien war ihr Ausgangspunkt. Japan das Ziel. Indien verweigerte ihr das Visum, Ägypten war ein abgeschottetes Land. Nur das Land der aufgehenden Sonne war frei von bürokratischen Übeln. Heute bucht man in Sekundenschnelle im Netz und binnen Tagesfrist schlürft man Cocktails unter Gleichgesinnten, die am anderen Ende der Welt ihr Basislager haben. Wie die Zeiten sich doch ändern.
Auf ihrer Reise ist Alma Karlin ganz auf sich gestellt. Lediglich ihre Erika, ihre Schreibmaschine bietet ihr Halt. Ihr vertraut sie alles an. Mehr Luxus erlaubt sie sich nicht, mehr Luxus wird ihr nicht erlaubt. Die großen Hotels interessieren sie genauso wenig wie die mondänen Clubs. Sie lebt unter den Einheimischen. Air B ’n B in seiner ursprünglichen Form. Wer heutzutage davon spricht Land und Leute kennenlernen zu wollen, endet oft beim vielzitierten Ritt auf einem Esel. Alma Karlin war wirklich mittendrin. Ihre Sprachkenntnisse waren der Schlüssel zu einem (wenn auch zeitlich begrenzt) Erlebnis, das allein schon in Buchform zum Schwelgen einlädt. 

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