Rezension zu "Was ist eigentlich klassische Musik?" von Jeromy Bessler
Was klassische Musik ist? Das weiss doch jeder, oder? Was ist atonale Musik? Was ist ein Requiem? Wann soll man eigentlich klatschen? Hm… äh… Ernste und auch amüsante Fragen zum Thema klassische Musik beantworten Jeromy Bessler und Norbert Opgenoorth. Beide haben Musikwissenschaft studiert, als Autoren mehrere Bücher herausgebracht und als Lektoren Hunderte Bücher auf ihrem Weg begleitet.
Erster Eindruck: Ein zurückhaltendes, beinahe etwas verstaubtes Cover aufgrund der Farbauswahl.
Viele Begriffe der klassischen Musik hat man schon mal gehört, könnte aber zuweilen nicht genau beschreiben, was sich eigentlich dahinter versteckt. Hier soll dieses Buch Abhilfe schaffen. Es ist wie folgt gegliedert:
1. „Was ist eigentlich…?“ Die grundlegenden Fragen: z.B. Was ist klassische Musik? Wie liest man Noten? Mögen Tiere klassische Musik? Wer war Stradivari?
2. „Musiker in freier Wildbahn“ – Oper und Konzert: z.B. Wann klatscht man im Konzert oder in der Oper? Was macht ein Dirigent? Was ist Belcanto? Was ist ein Minnesänger?
3. „Von Air bis Zwölftontechnik“ – Kompositionen im Wandel der Zeit: z.B. Was ist Schrammelmusik? Was ist ein Requiem? Was ist eine Fuge? Was ist eine Opus-Zahl?
4. „Was wird denn da gespielt?“ Die Instrumente: z.B. Gibt es ein Giraffenklavier? Sind Darmsaiten wirklich aus Darm?
5. „Musiktheorie“ – Manchmal unvermeidbar…: z.B. Was ist ein Akkord? Was ist Orchestration?
Ich habe sehr viel Interessantes und auch Amüsantes erfahren, wie z.B.:
- Mir war bewusst, dass die traditionelle Sprache der klassischen Musik das Italienisch ist, aber nicht, dass es einst deutsche (erfolglose) Versuche gab, diesen Standard zu ändern.
- Was ein Konservatorium ist, wusste ich. Aber dass dies im Neapel des frühen 16. Jh. eine „Bewahranstalt“ (Erziehungsanstalt) für musikalisch talentierte Waisenkinder war, war mir unbekannt.
- Die Verbindung Mensch – Kaffee ist manchmal schon eine sehr spezielle, so z.B. auch bei Ludwig van Beethoven: „Sein Kaffee musste mit genau 60 Bohnen pro Tasse und in einer gläsernen Hand-Kaffeemaschine zubereitet werden.“
Ein tolles und unterhaltsames Sachbuch, das sich sehr gut häppchenweise lesen lässt – verdiente 5 Sterne!
