Cover des Buches Weißt du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast? (ISBN: 9783446240193)
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Rezension zu Weißt du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast? von Jess Rothenberg

Diagnose: Gebrochenes Herz - ein tatsächlich herzzereißende und schöne Geschichte

von splitterherz vor 11 Jahren

Kurzmeinung: Liebes "Weißt du eigentlich...", weißt du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast? Eine melancholisch-schöne Geschichte fürs Herz!

Rezension

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splitterherzvor 11 Jahren
"Wenn sich Menschen übers Sterben unterhalten, sprechen sie oft über die letzten Bilder, die man vor Augen hat. Über den letzten Gedanken. Die letzte Erinnerung. das letzte Gefühl oder den letzten Kuss, den letzten Streit oder das letzte Lied, das im Radio lief - welche bedeutende letzte Sache es auch immer ist, sie soll in irgendeiner Weise das ganze Leben in einem einzigen Moment zusammenfassen, und das alles verpackt im hellen Schein eines perfekten Lichts. Aber hier kommt ein Geheimnis über dieses sagenhafte letzte Licht: Es existiert nicht."
[”Weißt du eigentlich, dass...” // Jess Rothenberg // S. 240]

Erster Satz:
Es gibt da immer diesen einen Jungen, der dich einfach nicht mehr loslässt.

Inhalt:
Die fünfzehnjährige Aubrie Eagan, auch Brie genannt (wie der Käse), ist ein ganz normales Mädchen bis zu dem Tag, an dem ihre große Liebe Jakob ihr die allseits verhassten Worte sagt: "Ich liebe Dich nicht." Es sind nur vier Worte und doch reichen sie aus um Bries Herz brechen zu lassen - im wahrsten Sinne des Wortes. Schon bald befindet sie sich in ihrem Stück des Himmels und lernt dort den charmanten Patrick kennen, der mit ihr zurück zur Erde geht, um Rache zu üben, denn Jakob scheint nicht nur mit ihr Schluss gemacht zu haben, sondern birgt noch ein anderes großes Geheimnis. Doch nicht nur bei Jakob läuft etwas völlig schief, auch Aubries Familie entfernt sich immer weiter voneinander und schon bald muss Aubrie sich entscheiden - zwischen der Rache und dem Seelenfrieden.

Schreibstil:
Jess Rothenberg hat einen Schreibstil wie Schlagsahne, der fluffig leicht auf der Zunge zergeht und nicht schwer im Magen liegt. Sehr jugendlich und mit einigen Seitenhieben und Einschüben erzählt sie atmosphärisch dicht von dem Teil des Lebens, der uns wohl allen die größten Sorgen bereitet und schafft es dabei gleichzeitig schräg, humorvoll und herzzereißend (im wahrsten Sinne des Worts!) melancholisch zu sein. Der Spagat zwischen Tiefgründigkeit und Humor gelingt hierbei gut, dennoch bleibt die Geschichte jugendlich und leicht lesbar.

Meine Meinung:
Den Stich im Herzen kennt jeder, vor allen Dingen den, der Widerhaken hat und gar nicht mehr verschwinden will. Was aber, wenn ein sprichwörtlich gebrochenes Herz zum Tode führen kann? Wenn es uns umbringt, Kummer zu haben? Diese skurrile, wie originelle Idee finden wir in "Weißt du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast?", ebenso wie eine erfrischend liebevolle und ergreifende Geschichte, die es schafft auf eine leichte Art und Weise herzzereißend zu sein. Das geht nicht? Jess Rothenberg beweist das Gegenteil, in dem sie Humor mit Traurigkeit und einer ziemlich prikären Situation paart und so eine Geschichte erschafft, die einem wohl definitiv die Tränen in die Augen treiben wird - und wenn nicht, müsste man schon ein Herz haben, das überhaupt nicht brechen kann.

Das Herz der fünfzehnjährigen Aubrie jedenfalls kann auf jeden Fall brechen - nein, es ist sogar schon gebrochen, denn um es ganz klar zu sagen: Aubrie ist tot. Und Aubrie stirbt mit Klasse (und einer ganzen Menge Witz!). Das macht Brie aber nicht weniger lebendig - zumindest im literarischen Sinne -, denn mit ihr hat die Geschichte eine besonders sympathische Protagonistin, die nicht auf den Kopf gefallen ist. Sie hängt an ihrem Leben und an ihrer Familie, muss nun aber mit der Situation zurecht kommen (was ihr nicht immer gelingt) und durch die verschiedenen Stadien der Akzeptanz gehen: Verleugnung, Wut, Seelenhandel, Traurigkeit und Frieden - zumindest laut Patrick, ebenfalls tot (und das schon seit einer Weile!), der sich direkt an Aubrie hängt und ihr im Laufe des Buches so ziemlich jede Käsesorte als Spitznamen gibt.

Die Figuren sind eigentlich durchweg sympathisch und liebevoll gezeichnet, auf den ersten Blick ein wenig stereotypisch, um dann doch ganz anders zu sein, als gedacht. Rothenberg erschafft viele unterschiedliche Szenarien mit ihrer Geschichte, in denen sich die unterschiedlichen Figuren beweisen und zeigen können, was nicht nur dem Leser hilt, sich zurecht zu finden - auch Brie lernt dazu. Den Facettenreichtum der Geschichte hatte ich definitiv nicht erwartet, als ich angefangen habe zu lesen, ist doch das Buch insgesamt eher leicht und jugendlich gehalten, sodass es teils überraschte mit vielen Themen sich das Buch letztendlich beschäftigt (Homosexualität, Betrug, Trauerbewältigung, Wiedergeburt, Liebe, Freundschaft...) und wie tiefgründig es an manchen Stellen doch wurde. Nur gegen Ende wurde es dann ein wenig viel des Guten und ich fand es ein wenig schade, wie die Geschichte mit Patrick aufgelöst wurde, auch wenn das natürlich sehr romantisch war. Es ist ein leichter Weg, den die Autorin da gewählt hat, dennoch kann ich es so akzeptieren.

Auch die Aufteilung des Buches in die verschiedenen Phasen gelingt und gefällt. Aubries Weg bis hin zu ihrem Seelenfrieden ist verständlich und glaubwürdig beschrieben und weiß zu bewegen. Ich hätte mir nur gerne mehr Szenen aus der Vergangenheit mit den verschiedenen Personen aus ihrem Leben gewünscht, die Brie und die jeweilige Person mehr als Einheit gezeigt hätte und gemeinsame Situationen schildert - das kommt zwar das ein oder andere Mal vor, war mir aber doch zu wenig, um wirklich große Beziehungen zu den unterschiedlichen Figuren aufzubauen. Vor allen Dingen eine größere Bindung zu Jakob wäre schön gewesen, weil er ja doch angeblich eine so wichtige Figur für Aubrie ist und letztendlich die meiste Zeit über wie ein Fremder auf mich wirkte. Ebenfalls interessant fand ich die Beschreibung des Himmels (bzw des Jenseits), in dem sich Brie befindet. Ich mag die verschiedenen Auffassungen und Sichtweisen, die Autoren von dem Leben nach dem Tod haben und auch diese hier hat mir sehr gut gefallen.

Fazit:
Liebes "Weißt du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast?" - weißt du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast? Du hast mich nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Weinen gebracht und diesen skurrilen Spagat zwischen Tränen und Lachen mit Bravour gemeistert. Das Wort "herzzereißend" bekommt hier eine völlig neue Bedeutung und wer mit sympathischen Figuren einen Blick hinter die so gefürchtete Kulisse des Todes wagen will und tiefgründige Jugendgeschichten ohne viel Paranormalität mag, wird mit Raclette und Patrick sicherlich seinen Spaß (und seine Traurigkeit) haben. Denn "Weißt du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast?" ist eine bewegende, wie schöne Geschichte über die Konsequenzen von Handlungen, der Freundschaft, der Liebe und dem Loslassen. Über kleine Macken sieht man da gerne hinweg - Lesen, lesen, lesen!
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