Cover des Buches Ich und Earl und das sterbende Mädchen (ISBN: 9783453267848)
Rezension zu Ich und Earl und das sterbende Mädchen von Jesse Andrews

Absolut kein Buch für mich.

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 10 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 10 Jahren
Erster Satz: "Ich habe keine Ahnung, wie ich dieses bescheuerte Buch schreiben soll."
Lieber Greg, leider drückst du damit genau das Gefühl aus, dass auch ich beim Schreiben dieser Rezension verspüre. Wie schreibe ich eine einigermaßen gute Rezension zu einem Buch, an dem mir genau 4 Seiten nur so halbwegs gefallen haben, nämlich die Seiten 278 - 281?
Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass ICH UND EARL UND DAS STERBENDE MÄDCHEN mir gefallen wird. Viele der englischen Buchblogger haben das Buch in den höchsten Tönen gelobt, es wurde in einem Atemzug mit DAS SCHICKSAL IST EIN MIESER VERRÄTER genannt und die bisherigen Rezensionen waren überwiegend gut bis sehr gut. Auch ich habe das Buch heute gelesen, an nur einem Tag... allerdings nur aus dem Grund, dass ich es so schnell wie möglich hinter mich bringen wollte, nachdem ich die ersten 50 Seiten gelesen habe.
Greg erzählt die gesamte Geschichte aus seiner Sicht und der Stil lässt einen glauben, dass man direkt beim Entstehungsprozess des Buches dabei ist. Es ist so, als würde man Greg beim Schreiben über die Schulter sehen. Er spricht den Leser direkt an, macht einige Aussagen über seinen Schreibfortschritt und schreibt einfach von der Leber weg, was leider manchmal oder eher sehr oft ziemlich stümperhaft klingt. Am Anfang mag dieses lockere, teilweise gezwungen witzige und leicht "prollo"-artige ja noch ganz witzig sein, aber je weiter man im Buch kommt, desto nerviger und künstlicher wird es und Greg kommt dadurch einfach wie ein, das muss ich jetzt so sagen, Vollidiot daher.
Der Autor geht aber von der ersten Seite an ganz gewitzt vor. Er schraubt die Erwartungen an das Buch herunter, in dem er es selbst schlechtredet, alles durch die Stimme von Greg, siehe den ersten Satz des Buches. Solche Anspielungen darauf, dass dieses Buch nicht so ist wie andere Jugendbücher und deswegen auch nicht deren typische Wendungen hat, kommen immer wieder vor und wirkten auf mich ab einem gewissen Punkt einfach nur noch lächerlich, wie eine Art Entschuldigung, dass das Buch eben so ist, wie es ist. Greg erklärt am Ende auch, warum er das Buch schreibt und warum er es so macht, wie er es eben macht, aber das macht die restlichen Seiten leider nicht wieder wett.
Die Sprache des Buches ist vulgär und manchmal einfach nur abstoßend, vor allem im Bezug auf Gregs Freund Earl, der scheinbar nicht glücklich ist, wenn nicht jedes dritte Wort aus seinem Mund irgendwas Beleidigendes ist. Seine Brüder, die sich auch einfach grundlos gegenseitig verprügeln, sind da nicht besser und ich frage mich, ob das wirklich sein musste. Earl hat zum Ende hin einen hellen Moment und das fand ich auch sehr gut, aber auch hier ist es so, dass das die vorangegangenen Dinge nicht besser macht. Die Dialoge zwischen Greg und Earl haben mir einfach nur Kopfschmerzen bereitet und ich gebe zu, manchmal habe ich sie auch einfach überflogen.
Das schlimme ist, dass ich Earl, trotz seine "freien Schnauze" sympathischer fand als Greg. Es ist nun mal Gregs Masche, nicht zu auffällig zu sein, aber wenn man sich dazu ständig selbst mies machen muss, wie soll ich ihn dann leiden können? Bücher, in denen mir der Protagnist nicht sympathisch ist, haben es bei mir nicht leicht. Manchmal dauert es, bis man sie kennenlernt und sie zu schätzen weiß, aber Greg konnte ich von der ersten bis zur letzten Seite nicht leiden. Ich glaube einfach, dass wenn man sich selbst nicht mag, auch andere einen nicht mögen können. Und das glaube ich auch für Buchcharaktere. Am Ende des Buches, aber auch während der Geschichte merkt man, dass Greg sein "altes" Ich auch nicht besonders mag, aber an seiner Einstellung hat sich nicht wirklich etwas geändert. Er ist immernoch sehr "jammerig" und als Earl ihn einmal deswegen angeschrien hat, konnte ich ihm in Gedanken nur auf die Schultern klopfen.
Neben den beiden Jungs wäre da noch Rachel, deren Charakter und Geschichte neben den ganzen Anektoden über Gregs Filme, Gregs Mädchengeschichten, Gregs Gejammere, Gregs Gelaber über Alienkotze, Gregs Einteilung der Highschool-Gruppen und Gregs sonstigen Unwichtigen Eskapaden leider überhaupt nicht in den Vordergrund tritt. Wir lernen von Rachel kaum etwas kennen, was Greg dann auch in seinem Moment der Erleuchtung auf Besagten Seiten 278-281 merkt, weswegen auch ihr Schicksal mich leider überhaupt nicht packen konnte. In dem Buch geht es eigentlich nur um Greg und seine Filme und weniger um ihn und seine Beziehung zu den anderen, die er auch eigentlich nicht wirklich will und versteht... daher passt der Titel ICH UND EARL UND DAS STERBENDE MÄDCHEN ganz gut... Der Esel nennt sich immer zuerst und dann kommen die anderen Prioritäten in absteigender Reihenfolge.
Es tut mir leid, aber ich konnte dem Buch absolut überhaupt nichts abgewinnen. Ich lese gerne Bücher, die mich unterhalten, mich berühren, mich an den Seiten kleben lassen, die mich mit den Protagonisten mitfiebern lassen, mich ganz in ihre Welt holen... Gregs Geschiche hat mich nur dazu gebracht erleichtert aufzuatmen, als ich die letze Seite umgeblättert hatte. Da frage ich mich natürlich, ob es an mir liegt, ob ich die Botschaft nicht verstanden habe, ob es zu hoch für mich war? Egal was es ist, ICH UND EARL UND DAS STERBENDE MÄDCHEN hat mir einfach nicht gefallen. Das ist meine ganz persönliche Meinung.
Der fürchterlich gezwungen witzige Schreibstil; Greg, der sich nicht mal selbst ernst nehmen kann; die tausend kleinen Geschichten, die ich einfach nur langweilig fand; Rachels Geschichte, die einfach in den Hintergrund gerückt wird - all das hat mich leider überhaupt nicht an das Buch binden können. Greg verspricht nicht zu viel wenn er sagt, dass sein Buch anders ist als andere Jugendbücher - Nur leider war es viel zu anders für mich.
Leider kann ich ICH UND EARL UND DAS STERBENDE MÄDCHEN nur einen kleinen Pancake geben... Ich habe leider absolut nichts gefunden, was eine bessere Wertung gerechtfertig hätte.
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