Cover des Buches Mein Herz wird dich finden (ISBN: 9783733501990)
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Rezension zu Mein Herz wird dich finden von Jessi Kirby

Eine berührende Geschichte über ein sensibles Thema und ein Herz, dass eine zweite Chance bekommt.

von Anruba vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Eine berührende Geschichte über ein sensibles Thema und ein Herz, dass eine zweite Chance bekommt.

Rezension

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Anrubavor 6 Jahren
Ich gestehe, dass ich das Buch eigentlich nie lesen wollte, da mich das Thema Herztransplantation sehr an das Buch "Mein Weg zu dir" erinnert hat und ich es da gar nicht mochte. Doch "Mein Herz wird dich finden" ist mir immer wieder über den Weg gelaufen, bis ich nachgegeben habe.



Jessi Kirby
geht mit ihrer Idee zwar einen ähnlichen Weg wie Nicholas Sparks, aber
hier war es glaubwürdiger. Die Autorin scheint sich wirklich mit dieser
Erfahrung auseinandergesetzt zu haben und das spürt man beim Lesen. Vor jedem Kapitel gibt es ein Zitat oder eine andere Information, die sich um das Thema Herz dreht. Eine Idee, die den Roman definitiv noch interessanter gemacht hat.



Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive der 17-jährigen Mia erzählt. Sie hat ihren Freund Jacob
durch einen Unfall verloren und dessen Organe wurden danach an
verschiedene Personen gespendet. Mia nimmt über eine Agentur Kontakt zu
den Empfängern auf und merkt wie es ihr hilft, mit ihrer Trauer fertig
zu werden. Nur der Empfänger des Herzen meldet sich nie.



400 Tage nach Jacobs Tod ist Mia immer noch von Trauer gelähmt
und fasst einen Entschluss. Sie möchte den Empfänger des Herzens selbst
aufspüren. Sie glaubt, dass es ihr helfen wird, endlich mit den
Erlebnissen abzuschließen. Als sie dann Noah Thomas wirklich
gegenübersteht, lernen die beiden sich kennen, obwohl Mia nur einen
Blick auf ihn werfen wollte, und Mia gerät in ein totales Gefühlschaos.
Sie kann Noah nicht die Wahrheit sagen, weil es verboten ist den
Kontakt zu suchen. Und Noah klammert das Thema Herz-OP ebenfalls aus,
weil er endlich neu anfangen möchte. So wird der Graben von Schweigen, Geheimnissen und Lügen immer breiter.



Mir hat gut gefallen,
dass die Geschichte erst über ein Jahr später startet, so dass wir die
schlimmste Trauerphase überspringen konnten. Es gibt nur einen kurzen
Rückblick und handelt dann von Mias Neuanfang, ihrem Umgang mit den Schuldgefühlen und dem schlechten Gewissen. Einerseits möchte sie Jacob nicht vergessen, aber sie kann sich gegen Noahs Lebensfreude und Anziehung auch nicht wehren.



Die Liebesgeschichte ist hier wie ein zartes Pflänzchen. Es entwickelt sich ganz langsam und glaubwürdig.
Noah und Mia verbringen einfach Zeit miteinander. Noah ist davon
getrieben, alles nachzuholen, was er bisher im Leben verpasst hat. Dabei
kann er jeden Tag und Augenblick genießen und schafft es so Mia aus ihrem Schneckenhaus zu holen.

Obwohl beide nicht ganz ehrlich sind, geht das Bündnis eine Weile gut. Sehenden Auges laufen wir mit Mia ins Unglück. Denn als Leser weiß man ja, dass das Lügengerüst irgendwann einstürzen wird. Die Frage ist nur wann und welche Konsequenzen sich daraus ergeben.



Mia war mir von der ersten Seite an sympathisch. Ich konnte sie gut verstehen und hätte wohl ebenso gehandelt. Ihre Gefühlswelt ist das tragende Gerüst der Geschichte. Bewegend und emotional
wird beschrieben wie Mia denkt und fühlt. Das war berührend und
wunderschön zu lesen. Ich habe immer wieder zum Buch gegriffen und
wollte weiterlesen.



Noah ist ein liebenswerter Mensch.
Er hat Humor, ist aufmerksam und kann sich für die einfachen und
schönen Dinge im Leben begeistern. Ein echter Traumtyp, dem man nur das
Beste wünscht.



Die Charaktere sind interessant, bleiben aber trotz aller Emotionen auch irgendwie blass. Man weiß kaum etwas über sie, erlebt nur den Moment und muss damit leben können, dass es keine echte Vergangenheit oder Zukunftswünsche gibt.



Der Schreibstil ist leicht und emotional. Zu Beginn ist die Geschichte ruhig und spitzt sich dann immer weiter zu. Mit Mias Schweigen wächst auch die Beklemmung beim Leser. Ich konnte es gar nicht abwarten bis die Probleme endlich auf den Tisch gelegt wurden.

Inhaltlich ist das Buch natürlich etwas vorhersehbar, aber das hat dem Lesespaß
keinem Abbruch getan. Man selbst wird wieder ein bisschen auf den Boden
geholt und merkt, dass Gesundheit nicht selbstverständlich ist.



Das Buch wirft die Frage auf, ob Organe (hier speziell das Herz) eine Seele haben
und so noch irgendetwas an den "Vorbesitzer" erinnert. Die Autorin geht
bei der Idee nicht in die Tiefe und so kann sich jeder selbst seinen
Teil dazu denken. Interessant ist der Ansatz auf jeden Fall.



Merkwürdig finde ich, dass die Charaktere im englischen Original Quinn und Colton
heißen (das erklärt, warum Noahs Spitzname Colt ist, was man dann ja
bitte bei der deutschen Übersetzung hätte streichen können). Warum hat
man die Namen denn geändert? Manchmal verstehe ich die Verlage nicht.
Unterm Strich macht es natürlich keinen Unterschied.




Fazit:


Eine
berührende Geschichte über ein sensibles Thema und ein Herz, dass eine
zweite Chance bekommt. Dazu zwei liebenswerte Charaktere, eine
atemberaubende Landschaft und Geheimnisse, die den Personen über den
Kopf wachsen. Das Buch lebt von Gefühlen und dem Moment. Alles andere
bleibt etwas blass, aber ich habe trotzdem jede Seite gerne gelesen. Von
mir gibt es alle fünf Sterne. Ein wirklicher Geheimtipp unter den
Jugendbüchern.
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