Das Weiterleben nach einem Verlust
von Corsicana
Kurzmeinung: Wunderbar geschriebenes Buch über die Fähigkeit, nach einem schweren Verlust in der Jugend doch noch ins Leben zu finden
Rezension
Dieses Buch von Jessica Keener ist eigentlich ein Debüt - der erste Roman der Autorin. Aber sie hat vorher schon viel geschrieben - das merkt man. Die Sprache ist ausgefeilt, die Beschreibungen wunderbar poetisch und es liest sich alles sehr flüssig - obwohl schwierige Themen behandelt werden.
Sarah, die Protagonistin, ist zwischen 15 und 16 und wächst in einem sehr kultivierten, intellektuellen Haushalt auf. Mit Dienstmädchen, Vater College Professor, Mutter musisch begabt und aktiv im Country Club einer Stadt in New England. Alles soweit sehr gediegen - aber der Jähzorn des Vaters und die Krankheiten und Depressionen der Mutter erschweren das Leben. Themen wie Tablettensucht, Alkoholsucht usw. werden angeschnitten. Die Mutter stirbt schließlich - freiwilig? - bei einem Autounfall und die vier Kinder und der Vater müssen weiterleben. Und dieser Kampf ums Überleben und weiterleben wird sehr schön und liebevoll beschrieben. Jeder geht anders damit um und jeder sucht seinen eigenen Weg, mit dem Verlust umzugehen.
Der Roman ist quasi als Rückblende geschrieben, wenn auch nur wenig über das heutige Leben von Sarah berichtet wird. Aber es wird sehr drastisch und plastisch beschrieben, wie die einzelnen Familienmitglieder Wege finden, weiterzuleben, seien es die leicht prollige neue Freundin des Vaters oder die recht leichtfertigen Liebschaften von Sarah oder die Flucht eines Bruders nach Kalifornien. Besonders berührt hat mich, wie liebevoll die einzelnen Charaktere der Kinder beschrieben wurden. Sehr kunstvoll.
Fazit: Ein Debüt - aber eine reife Leistung.