Das Thema Van Life * ist aktuell ja in aller Munde und auch wenn die Reisemöglichkeiten aufgrund von Corona aktuell etwas eingeschränkt sind, geht zumindest in meinem Umfeld plötzlich eigentlich fast jeder Campen oder liebäugelt zumindest mit der Anschaffung eines Minivans zum Übernachten.
Auf Instagram gibt es unter #Vanlife 7,9 Millionen Beiträge unter #vanlifegermany sind es immerhin noch 233.000 Beiträge. Campen trendet und sogar ich, die ich mit einem meiner Exfreunde auf eine grandios gescheiterte Campingtour mit Motorrad in Südfrankreich zurück blicken kann. ( Es endete damit, dass ich im Hotel schlief und der Herr bockig im Regen in seinem Zelt auf dem Parkplatz übernachtete... ) beginne plötzlich mit einer Freiheit, von hier nach da fahren zu können und einfach unter freiem Himmel zu schlafen, zu liebäugeln. Klar, die romantischen Instagrambildchen beinhalten nicht die Mücken und Zecken, die Kälte im Zelt oder die Nässe der nicht trocken zu bekommenden Klamotten, aber mein Gott, ich will plötzlich Campen.
Und um mir dieses Campingfeeling schon mal ins Haus zu holen, hab ich mir dann direkt mal ein Campingkochbuch zuschicken lassen, um mich selbst davon zu überzeugen, dass ich zumindest nicht verhungern würde.
Van Life Kitchen* ist hübschg aufgemacht, sieht fein aus und macht sich auch auf dem Cofeetable, den man im Campingbus natürlich eher nicht hat, richtig gut.
Ich hätte es etwas kleiner vermutet, da man ja nur beengeten Platz im Wohnmobil hat, aber es ist jetzt auch nicht so groß, dass ich das negativ auslegen würde. Das Buch enthält mehr als 60 Rezepte zum Camping wandern und mehr. Bevor es allerdings ans Kochen und Backen geht, gibt es noch ein paar mehr Dinge, die ich (als Campingneuling) total gut fand.
Im Vorwort schilder Jessica Lerchenmüller*, wie ihr die Idee zu diesem Kochbuch* kam und weckt nebenbei ein unglaubliches Fernweh. Sie hat eine spannende Art zu schreiben und ich mag ihren Stil der Umschreibung und die Bildhaftigkeit.
Sie stellt in dem kurzen Text nicht nur sich selbst ein wenig vor, sondern auch Beziehungen zwischen den Rezepten und ihren Reisen her. Sowas schätze ich. Ich möchte in Kochbüchern eine Geschichte erzählt bekommen, nennt mich verrückt, aber ich brauche sowas, um mich auf ein Essen einzulassen. Essen ist für mich mehr als Nahrungsaufnahme.
Dann folgte eine Auflistung von Zubehör für die Campingküche, an dem man sich als Neuling im Bereich Campen sicherlich gut orientieren kann und die unterteilt ist in Van-Küche, Zelt und Wandern, eine für mich logische und gute Aufteilung. Denn alle drei Aktivitäten stellen unterschiedliche Anforderungen an die Küchenutensilien, die man dabei haben möchte.
Auch eine Checkliste für generelle Outdoorausrüstung, die man dabei haben sollte, mit gleicher Unterteilung ist im Buch enthalten und ich fand auch das hilfreich und sinnvoll. Ich liebe allerdings auch Listen. Mit Listen kann man mir immer eine Freude machen.
Das ganze Buch ist ziemlich instagramable ausgelegt und es geht nicht nur um gutes Essen und gute Reisen, sondern auch um Fotografie, da die Autorin in dem Bereich ebenfalls bewandert ist. Also gibt es natürlich auch eine Liste mit sinnvollen Dingen für den Fotorucksack und hier fand ich praktisch, dass sie für das Zelt und das Wandern platzsparende Alternativen aufzeigt. Dazu gibt es einen kleinen Grundlagenkurs zur Fotografie Outdoor und die wichtigsten Fotobegriffe werden erklärt, das hat mich eher überrascht. Alles wird eher grob angerissen und ist für einen Fotoneuling vermutlich eher nicht ausreichend, für jemanden, der sich mit Fotografie schon beschäftigt hat, zu oberflächlich. Ich hätte das jetzt nicht gebraucht.
Dann folgen 20 Tipps für einen unvergesslichen Roadtrip, ich gestehe, hier nicht alle Punkte wirklich wichtig zu finden und Vorschriften, was ich wann wie tun soll finde ich immer ein wenig störend. Dazu widerspricht sie sich ein wenig: Lebe in deinem eigenen Rhythmus... und Genieße das Aufwachen nach dem Sonnenrhythmus... ja was denn nun? Mein Rhythmus oder der der Sonne? Obwohl ich Listen mag, war die für mich eher seltsam strukturiert. Macht aber nichts, denn dann ging es an die Ausstattung des Vorratsschrankes und da hatte sie mich wieder. Hier wird detailliert aufgeführt, was man in welcher Menge und warum dabei haben sollte. Dabei werden zwar auch ein paar Hipster Gewürze genannt, aber nur solche, die es mittlerweile auch problemlos im Supermarkt gibt und die bodenständigen Gewürzgurken haben mich lächeln lassen.
Als Einstieg in den Bereich der Rezepte finden sich Anleitungen um verschiedene Sorten pikanter und süßer Instantgerichte selbst zu mischen.
Das fand ich eine gute Idee, denn ich möchte im Urlaub nicht zu viel Zeit mit der Essenszubereitung verbringen. klar ich genieße gutes Essen und auch seine Zubereitung, manchmal möchte man aber einfach nur schnell etwas essen, weil der Tag so anstrengend war. Da sind das tolle Alternativen. Das fand ich prima und könnte man ja auch zu Hause anwenden und dann mit ins Büro nehmen.
Außerdem gibt es Rezepte für eigene Gewürzmischungen und Dips, die dann in den Rezepten später benötigt werden. Klar kann man sich Ras el Hanut oder Dukkah mittlerweile auch kaufen, aber selbstgemacht ist schon schöner, finde ich. Außerdem gibt es eine kleine Anleitung, wie man auch ohne Küchenwaage etwas abmisst oder wiegt. Fand ich ganz hilfreich, ich bin aber ohnehin eher der Typ "Nach Gefühl" kochen und würde mich da eher nicht sklavisch an Maßangaben halten.
Die Rezepte sind alle eher keine "gute deutsche Hausmannskost", sondern leicht exotisch oder mediteran oder halt urban angehaucht. Mir hat das gut gefallen, ich habe mich aber auch gefreut, neben vielen Bowls und Burgen auch Klassiker zu finden.
Es ist bei jedem Gericht angegeben, wie viele Töpfe und Pfannen man benötigt, ob es ohne Kochen zubereitt wird und ob es vegetarisch, vegan oder glutenfrei ist. Das fand ich perfekt und die Gerichte für Vegetarier und Veganer sind deutlich in der Überzahl zu Gerichten mit Fleisch oder Fisch. Wir versuchen ja auch unseren Fleischkonsum sehr kontrolliert zu gestalten, da kommt mir so etwas ja entgegen.
Bevor aber unterwegs gekocht wird, gibt es erstmal ein paar Vorbereitungen Zuhause zu treffen.
Hier kann man nämlich schon Granolas vorbereiten, das wollte ich ohnehin immer tun und habe mich daher an die Buchweizen Granola gewagt. Das hat super funktioniert und das Granola pimpt nun unser Frühstück. Auch den Nussmix mit Zimt und Ahornsirup fand ich als Snack spannend. Außerdem kann man sich natürlich bereits Brotaufstriche und Energieballs vorbereiten und hat sie als Snack dann auf dem Trip dabei.
Hier finden sich noch weitere Rezepte, für kleine Snacks für die Fahrt. Fand ich gut und durchdacht, nichts was klebt oder sich schlecht aufbewahren läßt, alles super. Und ausgewogen süß und salzig.
Bei einigen Rezepten finden sich noch zusätzliche Hinweise zur Aufbewahrung oder platzsparenderen Zubereitung.
Ich gestehe für ein Tomatensandwich hätte ich jetzt kein Rezept gebraucht, war zumindest der erste Gedanke, den Parmesanaufstrich fand ich dann allerdings doch sehr spannend.
Zu den meisten Rezepten gibt es großformatige und ansprechende Fotos, hier merkt man, das die Autorin im Bereich Fotografie daheim ist, die Bilder sehen alle super gut aus.
Die weitere Gliederung des Buches nach den Snacks für die Fahrt ist dann in Frühstück, Salate, Lunch und Dinner aufgeteilt, find ich schlüssig und passend.
Bei Frühstück wird viel auf Porridge und ähnliche Gerichte gesetzt, da ich das mag, fand ich es gut. Wer allerdings eher ungern breiige warme Dinge ist (wie der Mann an meiner Seite), der trifft hier nur auf Pancakes und ihre Varianten sowie ein paar belegte Brote, auch das ist ok und da muß der Mann dann durch.
Die Salate haben mir allerdings dann wieder sehr gut gefallen. Die waren innovativ, geschmacksintensiv und gut konzipiert. Vom Sommersalat mit Erdbeeren, über einen bunten Brotsalat, dem nicht mehr weg zu denkenden Wassermelonensalat bis hin zu verschiedenen Bowls mit Lachs oder Ringelbeeten war da alles und für jeden was dabei. Die Rezepte sind alle gut umzusetzen, sie beinhalten alle viele Zutaten, aber solche, die eigentlich überall erhältlich sind.
Lunch und Dinner fand ich dann besonders spannend, hier gibt es neben One Pot Quinoa, Curry Mais Suppe, Penne, Lasagne, Dal Tadka, Pfannenpizza, Chili con Carne auch mein heißgeliebtes Shakshuka. Letzteres habe ich dann nachgekocht und es war wirklich richtig gut. Ich liebe porchierte Eier und im Shakshuka schmeckt das einfach wirklich lecker.
Die Mengenangaben sind aus meiner sicht für zwei Personen ausreichend, ist man sehr hungrig, kann man ruhig noch mal ein bißchen mehr nehmen. Die Portion Shakshuka habe ich alleine gegessen. Das wäre für uns beide eher eine Vorspeise gewesen und sooo viel esse ich eigentlich auch nicht. Wenn man das weiß, ist es aber ja kein Problem und kann vorsorgen.
Auf einer der letzten Seiten finden sich dann noch praktische Links und Apps zum Reisen mit Zelt oder Camper. Die fand ich alle sehr gut und habe mir einige der Apps gespeichert.
Neben Bildern der Gerichte, finden sich im Buch auch immer wieder wunderschöne Landschaftsbilder und Momentaufnahmen, ich mag so etwas wirklich sehr. Das Buch hat mir daher wirklich gut gefallen und ich kann es komplett für Camper und solche, die es werden wollen empfehlen.