Olga und ihre Familie werden gefühlt ans Ende der Welt verbannt - dort gibt es nur eine Art Altenheim für einige ältere Damen, Pilze zum Essen - und nur Pilze, nichts als Pilze -, Yagas - Hexen, die eigentlich aus dem Zarenreich verbannt wurden -, sowie ein altes Haus auf einer Klippe, das man nur über eine Leiter erreichen kann - ihr neues Zuhause. Olga ist nicht glücklich - aber wenn sie ehrlich zu sich selbst ist, dann war sie das vorher in der Stadt auch nicht. Nie hat sie sich gefühlt als würde sie dazugehören. Sie war immer anders, unbegabt, langweilig und mit einer seltsamen Faszination zu Landkarten und Kartografen. Doch dann entdeckt Olga, dass sie eine ganz besondere Verbindung zu Landkarten hat - sie kann die Landschaften fühlen und sie sogar entstehen lassen - doch das darf niemals jemand erfahren! Denn magische Fähigkeiten sind nicht erwünscht. Yagas werden gejagt und vertrieben, sie werden nicht geduldet. Als jedoch Mira, ihre kleine Schwester, entführt wird, muss sich Olga auf das Abenteuer ihres Lebens einlassen, denn vielleicht ist sie die einzige, die das Mädchen retten kann!
„Und dass man jemanden beneidet, bedeutet nicht, dass man ihn nicht liebt."
"Du hast vermutlich recht."
"Natürlich habe ich recht. Ich bin es nicht gewöhnt, unrecht zu haben."
pos. 2601
Das Cover ist der Grund, warum ich überhaupt auf dieses Buch aufmerksam geworden bin. Es ist einfach wunderschön gezeichnet! Es zeigt die rothaarige Olga mit einer Landkarte in der Hand, im Hintergrund sind Bäume und eine Yaga-Hütte zu sehen. Cover und Titel passen hervorragend zum Inhalt der Geschichte.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, leicht zu lesen und fesselnd. Sie schafft es, die Welt von Olga und ihrer Familie bildhaft zum Leben zu erwecken. Die Geschichte selbst ist aus Olgas Sicht erzählt, wodurch man einen guten Einblick in ihre Gedanken und Gefühle bekommt. Durch ihre Augen erkundet man die Welt - eine Welt ohne Vögel, denn das Zarenreich und die Republik der Vögel sind seit vielen Jahrzehnten zerstritten. Die Atmosphäre des Buches ist recht düster, aber auch unglaublich fantasievoll und magisch. Außerdem gibt es auch einige humorvolle Elemente.
Olga ist eine sehr nahbare und sympathische Protagonistin, die aufgrund ihres Alters häufig kindlich reagiert und denkt, aber trotzdem eine sehr starke Persönlichkeit hat. Sie ist mutig, oft eifersüchtig, aber doch voller Liebe zu ihrer Schwester. Ich mochte sie sehr gerne und habe mich gefreut, sie auf ihrem Abenteuer begleiten zu dürfen. Besonders toll fand ich auch die russischen Folklore-Elemente, die - zumindest aus westlicher Sicht - mal etwas anderes sind und das gewisse Extra zufügen.
Hin und wieder hatte ich das Gefühl, dass etwas fehlt. So hätte ich z.B. gerne mehr Zeit in der magischen Schule oder auch der Republik der Vögel verbracht. Ich hätte gerne gewusst, wie dort der Alltag so abläuft - wie lange bleiben junge Yagas dort, bis sie ihre magischen Kräfte beherrschen? Und was machen sie danach, wo sie im eigenen Land ja nicht erwünscht sind? Und wie schaffen es die Yagas überhaupt, die Kinder zu finden, bevor es der Staat tut? Wie kann man sich das Reich der Vögel vorstellen? Wie leben die da? Was machen sie den ganzen Tag? Meiner Meinung nach hätte das Buch also gerne noch ein bisschen länger sein können, um das Setting etwas zu vertiefen - aber wer weiß, das Ende ist recht offen, daher könnte man auch auf einen zweiten Band spekulieren ;)
Die Meisterin der magischen Karten ist eine tolle Fantasy-Geschichte mit russischem Touch über Familie, Zusammenhalt, Eifersucht, Neid und Selbstvertrauen.
Fazit
Atmosphärisch, düster, fantasievoll: das sind die Adjektive, die dieses Buch am besten beschreiben. Eine tolle Geschichte voller Magie über Mut, Geschwisterliebe und das Vertrauen in sich selbst. Lesenswert!
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