Cover des Buches Sechs Millionen Kekse im Jahr (ISBN: 9783456853680)
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Rezension zu Sechs Millionen Kekse im Jahr von Jessica Thom

ehrgreifend ehrlich

von wusl vor 9 Jahren

Kurzmeinung: ergreifend ehrlich

Rezension

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wuslvor 9 Jahren

Jessica Thoms Buch "Sechs Millionen Kekse" wird unter der Rubirk Sachbuch eingruppiert. Aber es ist viel mehr. Es ist eine Reise durch ein ganzes Jahr an der Seite einer an Tourette erkrankten. Es ist ein Tagebuch, welches die großen und kleinen Begebenheiten eines Lebens erzählt, welches durch eine sehr spezielle Krankheit maßgeblich bestimmt wird. Es ist ein unterhaltsamer, amüsanter, trauriger, herzerwärmender Bericht einer jungen Frau, die mit viel Mut und Kraft durch ein Leben geht, welches ich mir so nicht vorstellen konnte, bevor ich nicht darüber gelesen habe.

Die Krankheit Tourette ist vor allem durch ihre verbalen Tics bekannt und durch viele Filme, die dieses besonders auffällige Phänomen herausgreifen. Aber sie ist vielschichtiger und unterschiedlicher, als man wahrscheinlich weiß. Es leiden viele Hunderttausend Menschen an der Welt in ganz unterschiedlichen Formen an dieser Krankheit. Und nicht nur die Sprache vor allem auch die Motorik sind davon oft sehr betroffen. Auch bei Jessica sind Tics der Beine ein besonders großes HIndernis und führen zu manch unangenehmer Situation. So wie auch das Wort Kekse, welches sie bis zu 16 Mal in der Minute sagt. Viel interessanter sind aber die anderen Dinge, die sie sagt, manchmal inbrünstig herausgeschrieen oder leise und immerfort. Sätze, die oft keinen Sinn ergeben, Worte, die lebhaft und auf phantastische Weise Dinge beschreiben, die wir aus dem Alltag kennen. Das Hirn eines Tourett-Kranken arbeitet anders als das eines Gesunden. Aber wer sich die Mühe macht zuzuhören, erkennt Sinn hinter vielen. Liebenswerte Albernheit, kluge Verknüfpungen, scharfe Bemerkungen.

Jessica Thoms Jahr ist jeden Tag aufs Neue aufregend, anstrengend und doch ein ganz normales Leben. Mit Höhen und Tiefen, mit guten Freunden, die sie unterstützen. Mit dummen Menschen, die nerven. Mit viel Krankheit aber auch dem Wunsch nach Normalität, nach Ruhe und Geborgenheit, nach Erfolg im Beruf und nach Liebe und Verständnis.

Das Buch habe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge gelesen. Wobei das Weinen vor allem vor Rührung und Bewunderung war. Die Ehrlichkeit der Autorin macht aus diesem dünnen Büchlein etwas ganz Besonders. Ich kann es uneingeschränkt empfehlen. Schade finde ich, dass es so teuer ist. Liegt wahrscheinlich daran, dass es ein Schweizer Verlag herausgibt.

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