Jia Jiang

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Interessantes Experiment mit teils unerwarteten Ergebnissen

Interessantes Experiment mit teils unerwarteten Ergebnissen

Das „unbesiegbar“ im Titel kann man als Leser sicher von vorneherein wegschenken, denn das trifft in einem menschlichen Leben nicht einmal als Metapher zu.

Dennoch kann man die Lektüre des Buches jedem empfehlen, der ersten der Meinung ist, dass das „wahre“ Leben wirklich vornehmlich aus Primärerfahrungen besteht (denn nur dort lernt man als Person wirklich etwas mit der „ganzen“ Person und nicht nur mit dem Verstand oder distanziert zum anderen vor sich hin tippenden Fingern auf Smartphones) und zum anderen bereit wäre, solche Erfahrungen aus erster Hand auch machen zu wollen.

Diesen Schritt eines „Augen zu und durch“, den hat Jia Jiang genau hundert Mal in wirklich herausfordernden Situationen vollzogen. Den eigenen Schatten übersprungen und ist in diese Situationen hineingegangen, die er ansonsten aus Schüchternheit und, vor allem, seiner tief ausgeprägten Angst vor einer Abfuhr, einem „Nein“, gemieden hätte.

Und gerade dies ist im Übrigen der echte Qualitätsunterschied im Blick auf Primärerfahrungen. Während oft Dinge „durchdacht“ werden und ein weiterer Schritt nicht erfolgt, während oft „Fantasien“ das Handeln bestimmen („Ich weiß ja schon, was passiert, wenn ich dies oder jenes mache“) und ebenfalls daher gar nicht erst „gemacht wird“, dann stockt der Lebensweg eben enorm. Denn sich zu erweitern, nachsehen zu gehen, was die Wahrheit wäre, all das hat damit zu tun, „unbekanntes Gebiet“, nämlich eine mögliche Zukunft, tatsächlich zu betreten. Nur dann aber kann Neues an Erfahrungen erlebt werden, reflektiert, dem nachgespürt werden und damit eine Entwicklung der eigenen Person (nicht verstanden als nur Erweiterung des intellektuellen Wissens) stattfinden.

Erfolgreich sind also nicht jene, die scheinbar telepathisch ihre Chancen im Leben erahnen und scheinbar über besondere Kräfte verfügen (weswegen man selbst, ohne diese Kräfte ausgestattet, es gleich sein lassen kann). Erfolgreich sind jene, die ihre Scheu vor der Ablehnung überwinden, die ein „Nein“ vertragen und als Ansporn sogar noch nehmen, weiter zu machen.

Dafür übrigens braucht es nicht landläufig „Mut“, wie im Buch zu erfahren ist, sondern eher eine gewisse Form der Ignoranz dem eigenen Angstgefühl gegenüber. Sich „überwinden“, das ist, was Jiang dem Leser vor Augen führt und das danach, egal, wie die Sache ausgeht, ein gutes, klares Gefühl im Raume steht, seinen Weg versucht zu haben und nun nicht mehr mit Vermutungen und Fantasien innere Bilder zu erzeugen, sondern belastbare Fakten an der Hand zu haben für ein realistisches Bild. Eben Erfahrungen, Die einen allein schon dadurch verändern, die Überwindung gehabt zu haben, diese Erfahrungen zu machen.

Da es Jiang zudem vor allem um die Stärkung seiner Resilienz ging und er sich bewusst abstruse Situationen wählte, die kaum ohne Ablehnung der anderen zu bestehen waren, ist dieses Buch zudem noch vergnüglich und unterhaltsam zu lesen.

Immer nach dem „Warum“ fragen, nie flüchten, wegrennen, durchaus aber zurückweichen, wenn es angeraten ist (Rückzug mit Stil statt heillose Flucht). Mit dem Ablehnenden dennoch kooperieren statt bitter kämpfen und, ganz wichtig, „Umschalten“ statt aufgeben. Funktioniert mit dieser gewählten Strategie nicht, was spricht gegen einen Wechsel der Strategie statt den Kopf hängen zu lassen? Dabei klar, direkt und dennoch höflich bleiben.

Man muss sich als Leser ja nicht bettelnd auf die Straße setzen, wie es Jiang tat. Aber er zumindest kann nach dem Experiment klar sagen, was denn nach all dem noch Schlimmeres kommen könnte? Und daher den anderen Ehrausforderungen des Lebens mit deutlich besseren Chancen auf eine Bejahung optimistisch entgegengehen.

Das sind im Kern jene Hilfen zur „Haltung“, die Jiang mit dem Buch vermittelt und so zum „tun“ auffordert. Reflexionen des Erlebten, die konkret helfen, das Erlebte gut zu verarbeiten und nicht nur „die Abfuhr“ zu sehen, sondern diese in sich konstruktiv zu integrieren. Ein erstklassiger Weg, persönliche Resilienz dauerhaft zu erfahren und in sich zu verankern.

„Wenn ich heute auf meine hundert Tage Ablehnung zurückblicke, sehe ich sie als eine Transformationsphase“.

Und das trifft es. Für jeden, der gezielt „echte“ Erfahrungen sucht und nicht immer nur auf „Nummer sicher“ gehen will.

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