Wie sich Zeitgeschichte mit bunter Kultur vermischt
„Wonder-Woman ist, offen gesagt, psychologische Propaganda für den neuen Frauentyp, der meiner Ansicht nach die Welt beherrschen sollte“.
Was einerseits dick aufgetragen wirkt, denn über einen Superman, Batman, Marvel Helden oder DC-Helden gilt dies nicht in unbedingter Form. Unterhaltung, Abenteuerlust, die Sehnsucht nach Stärke, Unverletzbarkeit, sich der „Sache des Guten“ verschreiben, all das mag in all diesen Comics mitschwingen. Und natürlich gilt auch, dass durch die Jahre und Jahrzehnte hindurch sich die entsprechenden Titelhelden auch änderten, ein anders Design, die Sprache sich je der „kulturellen Lage“ auch anpassten.
Was aber, folgt man Lepore in diesem umwerfend zusammengestellten, kreativ sprühenden Werk, bei Wonder-Woman eine andere Richtung nimmt.
„Im Unterschied zu allen anderen Superhelden verbirgt sich hinter ihr auch eine geheime Geschichte“.
Lepore weist nach, dass sich diese Comicreihe immer unterschwellig den Rechten der Frauen, feministischen Zielen, verschrieben hatte und dies auch in vielfachen kleinen Episoden und Stories nachweisen lässt. Liest und betrachtet man diese richtig, natürlich vorausgesetzt.
Was schon damit beginnt, dass der Auftritt Wonder-Womans 1941 von einer „Amazonen-Insel“ direkt den Bezug zur „geheimen“ Geschichte darstellt. Amazonen. Eigenständig, herrschend, stark, mutig, Kriegerinnen. Ohne Männer lebend und damit ist auch der biographische Hintergrund von Wonder-Woman rein feministisch orientiert.
Diana Prince, so der bürgerliche „Deckname“ von Wonder-Woman, weiß sich durchzusetzen. In ihrer Tarnung und erst Recht mit goldenen Armreifen und einem magischen Lasso bewaffnet als attraktive Superheldin.
Übrigens alles Dinge, die Lepore durchweg mit Grafiken aus den Comics selbst verbindet, aufzeigt, unterlegt und damit auch fundiert dem Leser Argumente an die Hand gibt, die Verbindungen zum je aktuellen Zeitgeschehen (feministisch betrachtet) nach und nach als roten Faden der „geheimen Geschichte“ betrachten zu können.
„Wonder-Woman ist nicht nur die Geschichte eine Amazonenprinzessin……Sie ist das fehlende Glied in einer Kette von Ereignissen, die mit den Kampagnen für das Frauenwahlrecht in den 1910er Jahren beginnen“. Wobei bei Wonder-Woman schon die Vorgeschichte des „Erfinders“ Bände sprechen wird, was den Einfluss starker Frauen in seinem Leben angeht.
Überaus Kundig in ihrem Thema gelingt es Lepore zudem, sprachlich zu fesseln und mit ihrem temporeichen Stil den Leser durchweg „bei der Stange“ zu halten. Hier geht es nicht um trockene Fakten, mit denen die Geschichte des Feminismus mit ihren Höhen und Tiefen beleuchtet wird, es geht um gelebte „Frauenpower“, die sich in den „Bild-Geschichten“ immer der jeweiligen Gegenwart zuwendet und diese, ganz im Sinne Wonder-Womans“ diese mit beeinflusst und reflektiert.
Alles in allem eine sehr lohnenswerte, interessante, fundierte und kurzweilige Lektüre.