Rezension zu "Justice" von Jim Krueger
Anders als normale Bücher, die ich sonst lese, besteht ein Comic aus zwei Elementen, die stimmen müssen: Geschichte und Illustrationen. Hier leider ein Beispiel von zwei komplett unterschiedlichen Extremen. Die Zeichnungen von Alex Ross sind kleine Meisterwerke. Aquarelle voller Details, wunderschön anzusehen, selbst in den großen Schlachtendarstellungen (auch wenn die Helden ihre Unterhosen über den Trainingsanzügen tragen ;-))
Die Geschichte jedoch ist platt, amerikanisch, peinlich, obwohl sie wirklich gute Ansätze hatte. Aber beginnen wir am Anfang. Die Superbösen haben einen gemeinsamen Albtraum (ja wirklich, sie träumen nachts alle denselben Traum), die Welt geht unter, weil die Superhelden sie nicht retten können. Daher tun sie sich zusammen, um die Menschheit zu retten und schaffen die Justice League aus dem Weg. Hier hat die Geschichte zwei wunderbare Ansätze. Zum einen nutzen die Bösen ihr Potential um Gutes zu tun, und zwar direkt. Sie helfen Menschen, anders als die supertollen Superhelden, die nur den Status Quo erhalten und den Menschen nie direkt helfen. Ein berechtigter Vorwurf, der leider nicht weiter verfolgt wird. Dann hacken die Bösen das System der Superhelden und decken ihre geheimen Identitäten auf, das war 2005 noch vor dem NSA Skandal! Natürlich löschen die Superhelden anschließend diese Erinnerungen wieder und stellen den Status Quo wieder her (wie naiv ist das denn, schon mal was von Sicherheitskopien gehört?).
Was wird letztendlich aus diesen wirklich guten Ideen des Anfangs? Nichts! Natürlich war alles ein Fake, der von Brainiack inszeniert wurde, das Ganze versumpft in einem Schlachtenepos mit lauter obskuren Helden der zweiten und dritten Liga, von denen ich noch nie gehört habe, bei denen aber sowohl Kenntnis der Fähigkeiten als auch der kompletten abstrusen Mythologie vorausgesetzt wird. Dadurch wird die Geschichte mehr als wirr. 30 oder mehr Superhelden, die irgendwann auch noch die Kostüme tauschen, um die Bösen zu verwirren (ich als Leser werde da wohl zu den Bösen gezählt) und noch mehr abstruse Bösewichte, von denen anscheinend einige kontrollierte Gute sind.
Nach 50% des Buches ist nur noch Schlachtengetümmel auf schönen Aquarellen angesagt *gähn*. Ja, Schlachtenmalerei ist eine traditionelles Genre seit der Antike, damals waren aber die Geschichten deutlich besser, die da erzählt wurden und nicht so platt amerikanisch. Der letzte Spass stirbt dadurch, dass die Helden ja nicht sterben können und am Schluss der status Quo wieder hergestellt wird. Da hätte man das Buch auch gleich nicht schreiben/malen brauchen.
2 Sterne für die Geschichte und einen drauf wegen der wirklich tollen Bilder.