Cover des Buches Chinas Geschichte im Comic - China durch seine Geschichte verstehen - Band 4 (ISBN: 9783905816815)

Leserunde zu "Chinas Geschichte im Comic - China durch seine Geschichte verstehen - Band 4" von Jing Liu

20x zu gewinnen
Verlosung beendet

China hat seit den 80er Jahren des 20. Jh. einen rasanten Aufstieg zur Weltmacht hingelegt, was manchem Unbehagen bereitet. Aus chinesischer Perspektive handelt es sich um die Wiedereinnahme eines wohlverdienten Platzes in der Weltordnung, den China in der Vergangenheit bereits innehatte. Für China waren die ersten Konfrontationen mit westlichen Grossmächten ab dem 18. Jh. hingegen ein Alptraum.

Cover des Buches Chinas Geschichte im Comic - China durch seine Geschichte verstehen - Band 4 (ISBN: 9783905816815)

Chinas Geschichte im Comic - China durch seine Geschichte verstehen - Band 4

Was macht den Kern der chinesischen Kultur aus? Wie haben sich die Chinesen und ihre Regierungen über die Jahrhunderte hinweg verändert? Die Reihe Chinas Geschichte im Comic - China durch seine Geschichte verstehen gibt Antworten auf solche Fragen sowie auf viele andere.
Der vierte Band Der Weg in die Moderne beschäftigt sich mit der immens produktiven und kulturell blühenden Ming-Dynastie, ihrem Untergang nach dem Fall des Reiches an die Mandschuren und mit der durch die mandschurischen Herrscher errichteten Qing-Dynastie, der letzen chinesischen Kaiserdynastie. Das Buch befasst sich auch mit der Denkschule von Wang Yangming, dem schmerzhaften Prozess der Modernisierung und mit den Konflikten mit dem Westen und mit Japan, darunter auch die Opiumkriege und den Boxeraufstand.
Autor und Zeichner Jing Liu nähert sich mit der Sensibilität und dem Gespür für Tempi eines begnadeten Geschichtenerzählers der chinesischen Geschichte an, er schildert Erzählstränge, die vom Politischen und Wirtschaftlichen über das Kulturelle bis zum Persönlichen reichen. Dabei ist eine Buchreihe herausgekommen, die nicht nur die chinesische Geschichte nacherzählt, sondern beim Leser ein nuanciertes Verständnis für die Kräfte, die China prägten und weiterhin prägen, hinterlässt.

Über die Reihe Chinas Geschichte im Comic - China durch seine Geschichte verstehen

Der Autor Jing Liu entwirft in seiner auf vier Bände angelegten historischen Comic-Reihe einen Überblick über 5000 Jahre der chinesischen Geschichte von den Anfängen der halblegendären Shang-Dynastie (circa 3000 v. Chr.) bis zum Ende der Qing-Dynastie mit der Abdankung des letzten Kaisers (1912).
Jing Liu arbeitet die grossen Linien in der geschichtlichen Entwicklung Chinas heraus, und er zieht dabei auch Gebiete wie Geographie, Wirtschaft oder Philosophie heran, um historische Entwicklungen verständlich zu machen. Er wirft dabei auch die grossen immer wiederkehrenden Fragestellungen in der chinesischen Geschichte auf, auf die chinesische Gelehrte über die Jahrhunderte hinweg immer wieder nach Antworten suchten, wie etwa die Frage nach der idealen Staatsführung, nach der idealen Gesellschaft, warum Dynastien und menschliche Gesellschaften aufsteigen und wieder untergehen.
Die Geschichte ist aber immer auch eine Geschichte von Individuen.
Sowohl legendäre als auch reale Figuren, berühmte Schlachten und politische Intrigen werden voller Dramatik dargestellt, ebenso wie Invasionen durch Nomaden, die Misere chinesischer Bauern und hin und wieder eine Liebesgeschichte.

Es ist ein Anliegen Jing Lius aufzuzeigen, wie sich China über die Jahrhunderte hinweg verändert hat, aber auch welche gleichbleibenden Konstanten es gibt, und wie die chinesische Geschichte das heutige China und die heutigen Chinesen in ihrem Denken und ihrer Weltanschauung prägen.
Der Blick auf die chinesische Geschichte ist dabei immer der Blick eines modernen Menschen, und es gelingt durch diesen Blick aus zeitlicher Distanz die Ausgänge von Entwicklungen, Zusammenhänge und Wechselwirkungen in der Geschichte zu erkennen, die den damaligen Zeitgenossen verborgen blieben.

Deine Rezension

Schreibe deine Rezension auf Lovelybooks

Treffpunkt

C
Chinabooks_Verlagvor 5 Jahren

Liebe Lovelybooks-Community:


Wir diskutieren hier über ein Comicsachbuch, das sich mit der Geschichte Chinas während der Dynastien der Ming und Qing befasst (1368 - 1912). Das Comicsachbuch ist besonders interessant für Leser, die sich dafür interessieren, wie die Geschichte der letzten Jahrhunderte aus chinesischer Perspektive aussieht. Das Buch richtet sich sowohl an Erwachsene als auch an Jugendliche, wir empfehlen es ab einem Lesealter von 12 Jahren.


Hier ein längerer Essay:



Chinas schwieriger Weg in die Moderne


Für China war im 19. Jh. der durch die industrielle Revolution verursachte Aufstieg westlicher Grossmächte und Japans ein grosser Schock.

„Chinas Geschichte im Comic“ von Jing Liu verhilft westlichen Lesern zu einem Perspektivenwechsel.



China hat seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts einen rasanten Aufstieg zur Weltmacht hingelegt, was nicht wenigen Menschen im Westen Unbehagen bereitet.

Aus chinesischer Perspektive handelt es sich hierbei um eine Rückkehr an die Weltspitze, an die Wiedereinnahme eines wohlverdienten Platzes in der Weltordnung, den China in der Vergangenheit bereits innehatte.


Für China war hingegen ab dem späten 18. Jahrhundert die Begegnung mit der Übermacht westlicher Grossmächte ein harter Schock.

Im 19. Jahrhundert strauchelte es aber immer wieder an Versuchen, durch Modernisierung und Reformen den damaligen Rückstand zum Westen aufzuholen.

Der in Kalifornien ansässige chinesische Künstler Jing Liu schildert im vierten Band „Der Weg in die Moderne“ seiner Sachbuchcomicreihe „Chinas Geschichte im Comic“ diesen schmerzhaften Weg eines in alten Traditionen erstarrten Landes in die Moderne.

Westlichen Lesern bieten sich hierbei Möglichkeiten des Perspektivenwechsels, Einblicke in die „Sichtweise der anderen“.


Jing Liu stützt sich für seine Reihe auf Erkenntnisse chinesischer Historiker und Denker wie Tongling Wang, Simian Lü oder Huang Renyu (Ray Huang) und ergänzt diese mit eigenen Überlegungen und Schlussfolgerungen. Die genannten Persönlichkeiten zählen zu den einflussreichsten chinesischen Historikern des 20. Jahrhunderts, deren Werke liegen allerdings, von Huang Renyu abgesehen, nicht in Übersetzungen in westlichen Sprachen vor.


Wie Huang Renyu oder auch der britische Historiker Ian Morris ist Jing Liu der Auffassung, dass es letztlich nicht einzelne grosse historische Figuren sind, die die Geschichte von Zivilisationen prägen und diese vorwärts treiben, sondern dass es die geographischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Umstände und Voraussetzungen sind, die auf die Geschichte einwirken und ihren Fortgang bestimmen, die geschichtliche Entwicklung in ihre Bahnen lenken.


Jing Liu äusserst sich in einem Interview hierzu wie folgt:


———


Eines der Hauptthemen der Reihe ist es zu illustrieren, wie sich die Geschichte vorwärtsbewegt.

Anders ausgedrückt, was sind die treibenden Kräfte hinter der Geschichte?

Ein chinesischer Gelehrter des Altertums beschrieb in seinen Gedichten die Geschichte als einen Fluss:


„Tausende von Jahren fliessen vorbei,

gleich einem Strom, der ostwärts fliesst.

Die Wellen der Zeit reissen selbst den grössten Mann mit sich fort.“


Herrscher betrachteten sich selbst zumeist als die herausragendsten Persönlichkeiten ihrer Zeit. Chinesische Kaiser behaupteten so stets von sich, das Mandat des Himmels zu besitzen, um ihre Herrschaft zu rechtfertigen.

Chinesische Philosophen glaubten dagegen, dass das Mandat des Himmels als Mandat des Volkes verstanden werden sollte. Sie argumentierten, dass ein Herrscher zwar einem gewöhnlichen Bürger übergeordnet sein mochte, aber dass er sich dem Volk als Ganzem unterzuordnen habe.

Die Menschen müssten in der Lage sein, ihre Leben zu führen und innerhalb einer sicheren Umgebung nach Glück zu streben. Die herrschenden Eliten müssten eine vernünftige gesellschaftliche Ordnung aufrechterhalten, um die Bedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen.


Allerdings führen interne Probleme wie etwa soziale Ungleichheit oder externe Bedrohungen feindlicher Mächte häufig zur Destabilisierung von Gesellschaften. Die Menschen aller Schichten müssen sich häufig an ständige Veränderungen anpassen, was zu neuen sozialen Bewegungen führt.


Wir lernen aus der Geschichte, dass es mehrere Generationen oder sogar noch länger dauern kann, bis sich eine historische Bewegung aus ihrem Frühstadium hin zu ihrer vollständig ausgebildeten Form entwickelt hat.

Was für eine Generation wie ein aussichtsloser Kampf erscheinen mag, kann einige Generationen später zu einem unausweichlichen Schritt vorwärts in Richtung von etwas Besserem werden, von dem viele Menschen profitieren werden.



Was sind also schliesslich die Triebkräfte hinter der Geschichte?

Die Reihe „Chinas Geschichte im Comic“ versucht diese Frage dahingehend zu beantworten, indem sie aufzeigt, wie die Geschichte von ökonomischen, sozialen und kulturellen Kräften angetrieben wird, wobei all diese Kräfte von ihrem geographischen und historischen Umfeld konditioniert werden.

Dieses Thema galt vor tausenden von Jahren und hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren.





———


Ian Morris spricht in seinem historischen Werk „Why the West rules - for now“ von fünf „Apokalyptischen Reitern“ und meint damit Faktoren, die zum Zusammenbruch von Zivilisationen führen können:

Völkerwanderungen bzw. Invasionen durch fremde Volksstämme, Hungersnöte, Seuchen, Klimawandel bzw. Naturkatastrophen


Das Muster dieser „Apokalyptischen Reiter“ lässt sich im Verlauf der chinesischen Geschichte vielfach nachweisen.

Traditionelle chinesische Historiker gehen gar von einem Konzept eines „dynastischen Zyklus“ aus, um den sich wiederholenden Aufstieg und Fall von Dynastien zu erklären, was Jing Liu im ersten Band der Reihe eingehend erklärt.

Hauptthema der chinesischen Philosophie war es stets, wie man ein Staatswesen aufbauen könne, das Krisen überdauern könne, um einen Staatszerfall abzuwenden, worauf verschiedene Strömungen wie Konfuzianismus oder Legalismus zu teils diametral entgegensetzten Antworten fanden.


Es zeigen sich in diesen Mustern viele Parallelen zwischen der chinesischen und der europäischen Geschichte.

Die Beschäftigung mit chinesischer Geschichte kann dadurch für uns im Westen als ein Spiegel dienen, um durch einen Ausbruch aus westlichen Denk- und Erklärungsmustern unsere eigene Geschichte neu einzuordnen und vielleicht sogar zukünftige Entwicklungen prognostizieren zu können.


Viele Historiker glauben, dass China am Ende der Song-Dynastie im 13. Jahrhundert kurz davor stand, in die Phase einer eigenen industriellen Revolution einzutreten.

Dies bildet auch eines der Hauptthemen im dritten Band der Reihe von Jing Liu.

Dieser hausgemachte Entwicklungssprung, vor dessen Schwelle China damals stand, wurde jedoch durch die Invasion von Nomadenvölkern - zunächst der Jurchen, später der Mongolen - aus den Steppengebieten nördlich der Mauer abgewürgt, wodurch die Song-Dynastie zu Fall gebracht wurde und worauf hunderte Jahre relativer gesellschaftlicher Stagnation folgten. (Dies ist ein in China im übrigen über die Jahrtausende wiederholt aufgetretenes Muster, bei dem der Zusammenbruch von Dynastien neben gleichzeitig auftretenden Naturkatastrophen oder Bauernrebellionen durch die Invasion von Nomadenstämmen aus der Steppe befeuert wurde.)




Eine langfristige Spätfolge der Fremdherrschaft durch die Mongolen war die Herausbildung eines Abwehrreflexes gegenüber allem Fremden in der chinesischen Bevölkerung.

Dies sollte nach der späteren Begegnung mit dem Westen und der Konfrontation mit ausländischen Grossmächten, die danach dürsteten, China zu ihrer Einflusssphäre zu machen, sich für die Chinesen für Modernisierungsversuche sich als ein Hemmschuh erweisen.


Der gerade erschienene Band 4 „Der Weg in die Moderne“ setzt zu Ende der Yuan-Dynastie, also noch unter der Fremdherrschaft der Mongolen, ein, und erzählt wie es Zhu Yuanzhang, dem Begründer der nachfolgenden Ming-Dynastie, der aus ärmlichsten Verhältnissen stammte, gelingen konnte, die Fremdherrschaft der Mongolen zu stürzen.


Der US-Historiker Alam Baumler schreibt in seiner Einführung dazu:


„Dieser Band … behandelt zwei sehr komplexe Zeitepochen. Die erste ist die späte Kaiserzeit der Ming und Qing, als die Herrschaftsform durch einen Kaiser ihren Höhepunkt erreicht hatte und damit an ihre Entwicklungsgrenzen stiess und die gesellschaftliche Entwicklung in eine Sackgasse geriet. Die zweite Hälfte des Buches behandelt die rasche Ausbreitung der ausländischen Einflussnahme in der späten Qing-Periode, vom ersten Opiumkrieg bis zum Ende des kaiserlichen Chinas im Jahr 1912.


Die erste Zeitepoche wird vom ersten Ming-Kaiser Zhu Yuanzhang beherrscht, der durch seinen Einfluss der ganzen Ära seinen Stempel eingeprägt hat, wie auf nur wenigen Seiten geschildert wird. Zhu,
Chinas einziger Bauernkaiser, war ein Produkt der schrecklichen Armut, die Millionen ums tägliche Überleben kämpfende und dabei von den Eliten ignorierte einfache Leuten plagte. In dieser einen klassischen Figur entwirft Jing den starken Archetyp eines revolutionären Autokraten, der die Grundlagen für die grosse Macht der späteren Ming- und Qing-Kaiser legte.


Zhu Yuanzhang sah sich aufgrund seiner Herkunft als Beschützer der Armen. Um die arme bäuerliche Bevölkerung zu entlasten, senkte er die Steuern und zahlte seinen Beamten die tiefsten Gehälter, scheiterte aber auf tragisch Weise in seinen Bestrebungen nach mehr Verteilungsgerechtigkeit, da die tiefen Beamtengehälter zu einer grassierenden Korruption führten.

Steigende Staatsausgaben, die durch die tiefen Steuereinnahmen nicht gedeckt werden konnten, verleitete spätere Ming-Kaiser fatalerweise dazu, grosse Mengen an Banknoten drucken zu lassen, wodurch gigantische Inflationswellen losgetreten wurden, die die Währung letztendlich wertlos machten.

Gegen Ende der Ming-Dynastie im frühen 17. Jahrhundert traten mehrere unglückliche Umstände (oder eben „Apokalyptische Reiter “) zusammen:

Ein Krieg mit Japan, eine temporäre Klimaveränderung der „kleinen Eiszeit“ und die Expansion des Steppenvolkes der Mandschuren im Nordosten Asiens.

Als eine Rebellenarmee unter dem Rebellenführer Li Zicheng die Hauptstadt Beijing belagerte und der Kaiser sich das Leben nahm, fasste ein Armeegeneral der Ming den fatalen Entschluss, eine Allianz mit den Mandschurei einzugehen, um die Rebellen auszumerzen.

Die Mandschuren ergriffen daraufhin die Macht und riefen ihre eigene Dynastie, die Qing-Dynastie aus. China geriet einmal mehr unter Fremdherrschaft.


Bald kam es zu vermehrten Kontakten mit dem Westen. Jesuiten zählten zu den ersten Europäern, die nach China reisten.


Alan Baumler äussert sich hierzu


„ Der Abschnitt über den westlichen Imperialismus ist oft einer der am schwierigsten zu behandelnden Abschnitte in der chinesischen Geschichte. Der Autor verwendet mehrere Handlungsstränge, um ein Agrarimperium darzustellen, das von ausländischen Industriemächten in die Enge getrieben wird, und eine Bevölkerung, die völlig verwirrt darüber ist, wie sie darauf reagieren soll.

In diesem Abschnitt erzählt Jing die Geschichte von Philo McGiffin, dem amerikanischen Militärberater der Beiyang-Flotte, um die verschiedenen Probleme aufzuzeigen, mit denen China konfrontiert war, und die Entschlossenheit zumindest einiger mutiger Individuen zu illustrieren, diese Probleme anzugehen.“ “


Grossbritannien stieg im 18. Jahrhundert durch seine industrielle Revolution zur führenden Weltmacht auf, und blieb dies bis weit ins 19. Jahrhundert.

Ende des 18. Jahrhunderts wies Grossbritannien aufgrund der Nachfrage der Briten nach chinesischer Seide und chinesischem Tee ein starkes Handelsdefizit gegenüber China auf. Um dieses zu beseitigen, ging die Ostindienkompanie, eine Handelsagentur der britischen Regierung, dazu über, Opium aus Indien nach China zu verkaufen.

Die Qing-Dynastie brachte dies jedoch in arge Schwierigkeiten: Millionen von Chinesen wurden opiumabhängig. Das Opium wurde mit Silber bezahlt, was zu grossen Silberabflüssen aus China führte. Die chinesischen Bauern mussten ihre Steuern in Silber zahlen, um das Silber zu erhalten, mussten sie also ihre Produkte auf dem Markt verkaufen. Durch das ins Ausland abgeflossene Silber mussten sie, um ihre Steuern bezahlen zu können, einen immer grösseren Anteil ihrer Ernte verkaufen, ohne dass dabei die Steuerraten gestiegen wären.

Als sich die Qing-Kaiser dazu entschlossen, den Opiumhandel zu unterbinden und chinesische Beamte das Opium britischer Händler beschlagnahmten und vernichteten, kam es zum Ausbruch des ersten Opiumkrieges (1839-1842).

Die Qing-Regierung musste sehr rasch einsehen, dass ihre Streitkräfte den waffentechnisch überlegenen britischen Truppen nicht entgegenzusetzen hatten.

Für die Chinesen begann damit ein „Jahrhundert der Demütigungen“ durch ausländische Grossmächte, woran sie sich bis heute bitter erinnern und womit es dem chinesischem Regime bis heute stets hervorragend gelingt, nationalistische Gefühle und Ressentiments gegenüber dem Westen in der Bevölkerung zu schüren.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts erschütterte zudem die Taiping-Rebellion das Land. Die Taiping waren eine christlich inspirierte, egalitäre Sekte angeführt von einem Mann namens Hong Xiuquan, der mehrfach an der chinesischen Beamtenprüfung gescheitert war und sich nach einem Erweckungserlebnis in verquerer Weise als Bruder von Jesus betrachtete.

Die Niederschlagung der Rebellion kostete eine enorme Anzahl an Menschenleben, die Schätzungen reichen von 20 bis 30 Millionen.

Während die Qing und die Taiping damit befasst waren, einander zu bekämpfen, nutzten dies westliche Grossmächte dazu, ihre Einflusssphären in China weiter auszudehnen und ihre Interessen in China immer rücksichtsloser durchzusetzen.

Der zweite Opiumkrieg (1856 - 1860) gipfelte in der Einnahme von Beijing durch britisch-französische Truppen, die den kaiserlichen Sommerpalast in Schutt und Asche legten.

China wurde dazu gezwungen, den Vertrag von Tianjin zu unterzeichnen, einer der ersten in einer ganzen Reihe „ungleicher Verträge“, in denen China sich verpflichten musste, hohe Reparationszahlungen zu leisten. Russland gelang es im Chaos, grosse Flächen chinesischen Territoriums zu annektieren.

Nachdem es den Qing 1864 gelungen war, die Taiping-Rebellion endgültig zu zerschlagen,

wurde eine „Kampagne zur Selbststärkung“ ins Leben gerufen, um sich aus dem Zangengriff ausländische Mächte zu befreien, die auf die Modernisierung und Industrialisierung durch Aneignung westlicher Technologie und Wissenschaft setzte.

Anhand der Figur des Amerikaners Thilo McGiffin, der als Militärausbilder und Berater dabei half, die Matrosen der sich im Aufbau befindenden chinesischen Marine auszubilden und später im ersten japanisch-chinesischen Krieg (der in einer vernichtenden Niederlage für die Chinesen enden sollte) ein aus Deutschland importiertes Schlachtschiff der Chinesen kommandierte, erzählt Jing Liu auf tragikomische Weise, wie damals das Land an seiner Unfähigkeit litt, sich an den Wandel der Zeiten anzupassen und verknöcherte Strukturen aufzubrechen.

Zwischen 1861 und 1872 führte die Kaiserinwitwe Cixi als Regentin das Land für zwei minderjährige Kaiser, zuerst ihrem Sohn, der ohne Erben starb, und später für ihren Neffen Guangxu.

Der junge Kaiser Guangxi hatte ein offenes Ohr für die Anliegen der Reformer, wie etwa die Einführung einer konstitutionellen Monarchie nach dem Vorbild Grossbritanniens, jedoch scheiterte seine „Hundert-Tage-Reform“ im Sommer 1898, da Cixi sich auf die Seite der Konservativen Fraktion im Kaiserhof schlug, ihren Neffen unter lebenslangen Hausarrest stellte und führende Reformer verhaften und hinrichten liess.

Die lokalen Beamten und der Landadel betrachtete die ausländische Missionarstätigkeit zunehmend als Bedrohung für das soziale Gefüge ihrer Gemeinden, denn Konvertiten zum Christentum hielten sich nicht länger an konfuzianische Traditionen.

Daraus entstand die Boxerbewegung, einer Volksbewegung zur Abwehr des fremdländischen Imperialismus und ausländischer Einflussnahme, es kam zu Pogromen an Missionaren und chinesischen Konvertiten.

In der Berechnung, sich damit der Einflussnahme der ausländischen Grossmächte entledigen zu können, taktierte die Kaiserinwitwe mit den Boxern. Als diese jedoch diese im Juni 1900 die ausländischen Diplomatenviertel in Beijing belagerten, bot dies den ausländischen Mächten abermalig einen Anlass, militärisch zu intervenieren und eine Allianz auch acht Nationen zog in Beijing ein, wobei es zu Plünderungen in der Hauptstadt kam.

Die anschliessend im Boxerprotokoll China auferlegten riesigen Reparationen führte zu riesigen Staatsschulden. Um einen Kredit ausländischer Banken für die Bedienung der Kriegsschulden zu erhalten, verstaatlichte die Qing-Regierung private Eisenbahnunternehmen.

Die Proteste der enteigneten Investoren arteten dann zu einer Anti-Qing-Protestwelle aus, die in die von Sun Yatsen (Sun Zhongshan) angeführte Revolution und dem Sturz des letzten noch minderjährigen Qing-Kaisers Puyi im Jahr 1911 münden sollte.

Doch die junge Republik China sollte niemals richtig vom Fleck kommen und das Land immer noch keinen Frieden finden, denn es war durch die De-Facto-Herrschaft zahlreicher regionaler Wallords fragmentiert. Weitere Bürgerkriege und Invasionen durch ausländische Mächte sollten bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts folgen.



Vieles deutet darauf hin, dass wir uns in Europa im frühen 21. Jahrhundert in einer tiefen gesellschaftlichen wie kulturellen Krise und in einem Klima existenzieller Verunsicherung befinden, so gravierend wie einst das China der Qing-Dynastie im 19. Jahrhundert, als China auf äusserst schmerzhafte Weise erfahren musste, dass es nicht mehr nach seinem bisherigen Selbstverständnis das „Reich der Mitte“ und Zentrum der Welt, die fortschrittlichste Zivilisation war, sondern gegenüber dem Westen und Japan den zivilisatorischen wie wissenschaftlichen und technischen Anschluss verloren hatte.

Chinesen wissen im Allgemeinen weit besser über Europa und den Westen Bescheid, als Europäer über China, denn den Chinesen blieb keine Wahl, sie mussten von Europa bzw. dem Westen lernen, um den Rückstand in der Entwicklung zum Westen einzuholen.

Wir sind in Europa heute an einem Punkt angelangt, an dem wir mehr über China und die Chinesen wissen müssen und sogar manches von den Chinesen lernen sollten, schlicht aus Eigeninteresse, um uns auf den unabwendbarem Aufstieg Chinas und Ostasiens einzurichten und für uns das beste aus den geopolitischen Veränderungen zu machen.

Da sich ein tiefgreifenderes Verständnis des heutigen Chinas aus der chinesischen Geschichte ergibt, kann eine Beschäftigung damit als entschiedener Ausgangspunkt dienen.

Es ist bewundernswert, wie es dem Autor Jing Liu in seiner Reihe „Chinas Geschichte im Comic“ gelingt, den roten Faden in der komplizierten chinesischen Geschichte ausfindig zu machen und die inneren Zusammenhänge hinter komplexen Entwicklungen aufzuzeigen.

Jing Liu arbeitet gegenwärtig am fünften Band der Reihe.


Der Autor Liu Jing im Interview mit der BBC


https://www.youtube.com/watch?v=3yAGo4TWiSM



Weiterführende Informationen zur Reihe und zum Autor Jing Liu:


www.manhua.ch


www.chinabooks.ch


www.facebook.com/chinabooks.ch



Du kannst uns dein Einverständnis für YouTube geben. 👀

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks