Cover des Buches Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert (ISBN: 9783492305501)
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Rezension zu Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert von Joël Dicker

Achtung Spoiler!!!

von LeBoudoir vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Unterhaltsamer Krimiroman mit einem langsamen Start, frechen Touch (Literaturwelt sei gewarnt) und spannendem Finish

Rezension

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LeBoudoirvor 8 Jahren
Von allen Seiten wurde mir dieses Buch empfohlen. Aber meine Güte, was habe ich mich durch das Buch gekämpft! Insgesamt muss ich sagen: es hat sich trotz allem gelohnt. Die letzten 200 Seiten waren sehr spannend mit einem "Twist", der mich dann doch für einiges entschädigte.

Inhalt: Marcus Goldmann, Schriftsteller, versucht seinem Mentor, Harry Quebert ebenfalls Schriftsteller, zu helfen, in dem er den Mord eines 15-jährigen Mädchens aufklärt, für den Harry angeklagt wird.

Schreibstil: ich habe das Buch auf Französisch gelesen. Die Worte und Phrasen sind simpel und wiederholen sich ständig, weshalb es auch auf Französisch einfach zu lesen war.

Charakteren: Marcus Goldmann - ein arroganter Grünschnabel, der es nicht peinlich findet, dass sein Spitzname "le Formidable" war. Dicker schafft es dann aber, Marcus während des Buches wachsen zu lassen, so dass man ihn am Ende doch mag und respektiert. Harry Quebert führte eine völlig unglaubwürdige Liebesaffäre mit einem 15 jährigen Mädchen. Auch er entwickelt im Laufe des Romans an Substanz. Die Beziehung zwischen den beiden Schriftstellern fand ich interessant und glaubwürdig, allerdings störten mich die Boxkämpfe. Warum brauchte es die? Eine Anspielung auf Hemingway? Insgesamt gefielen mir die Frauenfiguren überhaupt nicht. Sie wirkten alle ziemlich naiv und dümmlich. Komplexe und spannende Figuren waren für mich Luther Caleb und Elijah Stern.

Handlung: Nach 650 Seiten meint man der Täter sei gefunden. Das Buch hat aber noch 200 Seiten. Und dann geht es erst richtig los. Die Spannung auf den letzten Seiten ist wirklich hervorragend. Plötzlich könnte jeder der Täter sein. Man kann wirklich nicht vorhersagen wie der Roman enden wird. Einziger Kritikpunkt: die Motive der jeweiligen Verdächtigen sind ziemlich dürftig. Die Auflösung war für mich dann schlussendlich nicht 100 % befriedigend. Einfach deshalb weil es jeder hätte sein können. Psychologisch gesehen nicht ganz nachvollziehbar, aber für einen unterhaltsamen Krimiroman absolut vernachlässigbar.

Weiteres: in diesem Buch geht es auch immer wieder ums Schriftstellertum und um die Veröffentlichung und Fabrizierung von Bestsellern. Dies ist nicht nur sehr interessant, sondern zum Teil auch ziemlich ernüchternd. Dicker hält dem "Business" einen unangenehmen Spiegel vor, während dem er selber einen Bestseller konstruiert. Selbstironie? Wieviel Kalkulation steckt dahinter, wenn ein Schweizer einen "amerikanischen" Roman schreibt?

Fazit: Dieser Roman hat viele Preise gewonnen, deshalb hätte ich auf sprachlicher und psychologischer Ebene mehr erwartet. Nichts desto trotz sind die Handlungsstränge sehr clever überlegt und geplant worden. Eine lesenswerter Krimi über die Welt der Bestseller! Last but not least: einem 28-jährigen Autor, der einen internationalen Bestseller konstruiert, der nicht nur clever und unterhaltsam ist, sondern auch noch den alten Hasen des Geschäfts zeigt wo's lang geht, gebührt Applaus.


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