Zwischen Leben und Tod
von annlu
Kurzmeinung: Etwas Besonderes!
Rezension
*Ich sehe ein seltsames Tagebuch vor mir. Da ist Geschriebenes und Gezeichnetes, Persönliches und Allgemeines, Klares und Unklares...*
Ein Unfall, ein Ringen um das Bewusstsein und die eigenen Erinnerungen, ein Suchen seiner Selbst und der wichtigen Personen im Leben – umgesetzt als Geschichte in einer Mischung aus Zeichnungen und Texten.
Die Geschichte – und das Buch – beginnen mit Leere. Aus dieser stellen sich für den Ich-Erzähler (und den Leser) langsam Bilder und vermeintliche Erinnerungen zusammen. In einer Mischung aus Zeichnungen und Texten - unterteilt durch kurze Ausflüge in die Realität – wird der Leser/Betrachter in die Gedanken des Erzählers entführt. Dabei ergibt sich die Geschichte aus der Einheit zwischen den Bildern und dem „Gesprochenen“. Der Text fügt sich nicht nur inhaltlich den Bildern an, sondern ist Teil von ihnen. Zum Teil bilden die Texte selbst grafische Darstellungen, ergänzen das Bild oder sind verschwommen, geschwungen und auf den Kopf gestellt – und geben damit genau die Stimmungen wieder, die der Erzähler gerade fühlt.
Absolut sehenswert sind auch die Zeichnungen, die diesen KunstBuchRoman zu etwas Besonderem machen. In Teilen voller kleiner Details, dann wieder zu einem großen Ganzen verschwimmend, bauen die Bilder die Geschichte auf. Immer wieder geht ein Bild ins nächste über, wird mit neuen Details bereichert oder bildet selbst ein Detail der nachfolgenden Zeichnung. Mich jedenfalls haben sie dazu gebracht immer wieder aufs Neue durch das Buch zu blättern und meine Favoriten noch mal auf mich wirken zu lassen. Besonders auch, da der Text immer wieder Hinweise auf verborgene Teile des Bildes bietet, die sich erst durch einen zweiten und dritten Blick offenbaren. So waren nicht nur Worte in ihnen versteckt, sondern auch Silhouetten.
Die Gedanken des Erzählers schweifen zu Geschichten innerhalb der Geschichte ab, bilden Botschaften, die sich in Verbindung mit den „Besucherschleusen“ – die in die Realität einer Intensivstation entführen – zwischen Hoffen und Bangen bewegen. Vermischt mit poetischen Abschnitten greift das Buch ein ernstes Thema auf und bringt zum Nachdenken.
Fazit: Ich bin beeindruckt, wie sich hier Text, Zeichnungen und grafische Gestaltung miteinander verflechten, welche Harmonie sie miteinander bilden – aber auch welch ernste Geschichte sich daraus spinnt. Eindeutige Leseempfehlung!