Joachim Bartholomae

 3,6 Sterne bei 19 Bewertungen

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Neue Rezensionen zu Joachim Bartholomae

Cover des Buches Der Hirtenstern (ISBN: 9783863003319)
Zauberberggasts avatar

Rezension zu "Der Hirtenstern" von Alan Hollinghurst

L'art pour l'art
Zauberberggastvor 9 Monaten

Der Begriff “L'art pour l'art” bezeichnet ja eine Kunst, die nur um ihrer selbst willen existiert. Sie hat keinerlei “Sinn und Zweck”, keine politische Botschaft oder sonst ein Anliegen - sie “ist” einfach. Oft musste ich an diese Kunstströmung denken, als ich “Der Hirtenstern” von Alan Hollinghurst gelesen habe. Denn der Protagonist Edward Manners zelebriert die Kunst der Begierde um ihrer selbst willen. Die Verliebtheit in seinen Schüler Luc ist nichts anderes als praktizierter Hedonismus.


“Der Hirtenstern” ist bereits 30 Jahre alt. 1994 wurde er auf die Shortlist des Booker Prize gesetzt. Erst im Jahr 2022 wurde “The Folding Star” für den Albino Verlag von Joachim Bartholomae ins Deutsche übersetzt. 

Die Handlung des Romans spielt sich im Herbst 1991 ab. Der 33-jährige Engländer Edward Manners kommt als Privatlehrer in eine nicht genannte mittelgroße alte belgische Stadt in Flandern - man vermutet es ist Brügge. Der homosexuelle Manners erkundet abends die örtliche Schwulenszene und unterrichtet tagsüber zwei männliche Teenager in Englisch, Marcel und Luc. Marcel ist der Sohn des Direktors eines Kunstmuseums, das den Werken des verstorbenen (fiktiven) Malers Edgard Orst (er spielt eine wichtige Rolle im Roman) gewidmet ist, Edward wird sein Assistent. Edward verliebt sich aber in den siebzehnjähren Luc, der davon erstmal lange nichts mitbekommt. Die Verliebtheit ist der Dreh- und Angelpunkt des Romans sowie das Empfinden des Ich-Erzählers Edward.


Hollinghursts Prosa ist allererste Sahne. Der Mann kann absolut mit Worten umgehen und aus ihnen Kunst schaffen. Nicht umsonst wurde der Roman 1994 auf die Shortlist des Booker Prize gesetzt, als queere Thematiken in der Literatur noch lange nicht selbstverständlich waren.

Es gibt so Sätze in diesem Buch, die sind so blumig und gespickt mit Metaphern, dass ich einfach pure Begeisterung dafür empfinde. Z.B.: “Sie benutzte immer dasselbe Parfüm, einen wundervollen Duft, der alte Klöster, Tanten, Landhäuser voller Gobelins und vertrocknete Blüten in einer Porzellanvase gewesen war, bevor er zu dem wurde, was immer er jetzt war, eingefangen in stilvolle Phiolen, die ein Herbalist aus Mayfair an gepuderte Witwen in schwarzen Pumps verkaufte.” (S. 221f.) Oder: “Ich spürte, wie der Geist der Zeit, den ich heraufbeschworen hatte, an mir vorbeizog wie ein nächtlicher Wind in den Wäldern, der um einen einsamen Schuppen oder eine lang verlassene Nissenhütte weht, wo zwei Jungen bei einem dürftigen Feuer aus Zweigen und Abfall hocken und plaudern.” (S. 347). Sorry, aber in solche Sätze kann ich mich einfach reinsetzen. Wenn sie ein Getränk wären, würde ich sie ausschlürfen und mich daran berauschen. Das ist für mich Literatur! Hier muss natürlich auch dem Übersetzer Joachim Bartholomae Beifall gezollt werden.


Es geht in diesem Roman - für ein literarisches Buch - sehr viel und explizit um S*x (ich verfremde das Wort, um Bots abzuhalten). Zum einen wird der S*x zwischen dem Protagonisten und seinen Fast-Lebensgefährten Cherif und Matt ausführlich beschrieben. Durch das “Fetischbusiness” des extrovertierten Matt wird das Thema zusätzlich in den Fokus gerückt. Er klaut u.a. getragene Unterwäsche aus Schwimmbädern und verkauft sie zu horrenden Preisen weiter. Außerdem kopiert und verkauft er Schwulenpornos, damals noch als VHS-Kassetten, die er mit der Post unter die Leute bringt.


Was Hollinghurst meisterhaft einander gegenüberzustellen vermag, ist die Banalität von S*x im Gegensatz zur Erhabenheit des Begehrens. Während S*x wie alle körperlichen Bedürfnisse eigentlich ein ziemlich simpler Vorgang und vom Prinzip Essen bzw. dem Gegenteil davon furchtbar ähnlich ist, spielt sich die eigentliche Erotik immer im Kopf ab. Nicht umsonst ist das Gehirn das größte S*xualorgan des Menschen. Und was ist schon ein erfülltes Bedürfnis im Gegensatz zum Begehren, zur Erotik des “Vielleicht”. Sind es nicht die unerwiderten, einseitigen Liebesgeschichten, die uns ein Leben lang verfolgen? Das Motiv, Kunst zu schaffen, entsteht oft durch einen Mangel heraus. Der Mangel ist der Zustand, der uns hoffen und wünschen lässt. Und diesen Zustand hat mir Hollinghurst meisterhaft erzählt.


Dennoch muss ich leider sagen, dass ich dann doch froh war, als ich diesen 620-Seiten langen Roman beendet hatte. Für mein Empfinden ist das Buch wirklich gute 200 Seiten zu lang. Hollinghurst verliert sich oft so in Details, Kleinigkeiten und Verkünstelungen, die ich als redundant empfand. Auch die ganze Background-Story um Edgard Orst war mir viel zu ausufernd. Im Mittelteil, als Edward zur Beerdigung seines Ex-Freundes nach England reist, kommen so viele Szenen mit random eingeführten Personen vor, die ich einfach nur überflüssig fand. Also ein bisschen muss ich leider sagen, dass dieser Roman “zurecht” etwas übergangen wird im Gegensatz zu anderen Werken des Autors. Nichtsdestotrotz finde ich die Übersetzung hervorragend, die Covergestaltung ist auch sehr stimmig und jede/r soll sich natürlich selbst ein Bild machen, ob es ihm/ihr genauso geht. Im Albino-Verlag ist auch die “Schwimmbadbibliothek” erhältlich, das nächste Buch von Hollinghurst, das ich lesen werde.


Fazit: Sprachlich erste Klasse, aber vom Unterhaltungsaspekt (also wie angenehm das Buch im Ganzen zu lesen ist) eher schwierig und leider viel zu lang.

Cover des Buches Hyänen (ISBN: 9783499258664)
Jezebellas avatar

Rezension zu "Hyänen" von Tom Epperson

Vorhersehbar
Jezebellavor 2 Jahren

Ich bin keine regelmäßige Thriller-Leserin, aber der auf der Kladde beschriebene Plot ließ etwas Roadmoviges erwarten. Nachdem mein Sohn das Buch schon gelesen und für gut befunden hatte, wagte ich mich heran. Die Sprache irritierte mich etwas, zumal mein 12 Jahre ist und mir fast rote Ohren kamen, ob der zotigen Männerfloskeln. Nicht immer passten die, um die Charaktere besser zu beschreiben. Die Hauptfigur Gray stellt sich mit einem Morgenurinstrahl vor un  du wäre mit damit fast unsympathisch gewesen.


Es wimmelt von jeder Menge Sichten aufs Geschehen, was die Verfolgungsjagd und die Annäherung der Helden über den Plot hinaus interessant macht. Die Unterschiedlichkeit der Guten und der Mafiosis ist der one große Strähle der Geschichte. Nicht immer ist der Wechsel sofort zu erkennen. Deswegen sollte man das Buch auch in einem Schwung lesen, um nicht herauszukommen. Das angedeutete Übernatürliche und Astrale sagte mir nicht zu. Die Auflösung und damit das Ende erschien mir zu platt und schnell. Das hört bei mir der Glaube an Zufälle auf. Man wird das Gefühl nicht los, der Autor wollte/ musste zum Schluss kommen.


Kurzweilig, nicht mehr.

Cover des Buches Safe House (ISBN: 9783499254345)
martina400s avatar

Rezension zu "Safe House" von Chris Ewan

Safe House
martina400vor 3 Jahren

Inhalt:
Rob Hale erwacht nach einem schweren Motorradunfall im Krankenhaus. Doch seine Mitfahrerin ist wie vom Erdboden verschluckt und niemand scheint sie je gesehen zu haben. Doch Rob ist sich sicher, dass Lena auf seinem Bike saß. Als schließlich Rebecca, die Privatdetektivin auftaucht, ist für Rob klar: Da stimmt etwas nicht und er beginnt selbst zu ermitteln.

Cover:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Der graue Hintergrund macht alles etwas mystisch und so sticht die rote Schrift im Kontrast deutlich hervor. Das A als Haus zu gestalten ist ein nettes Detail.

Meine persönliche Meinung:
Man taucht unglaublich schnell in die Geschichte ein und wird auch rasch gefangen und mitgerissen. Der Spannungsbogen ist groß und die Neugier will gestillt werden. Doch ab ca. der Hälfte des Buches wird es ein wenig langatmig und nimmt an Spannung ab. Zum Ende hin, wird die Geschichte immer verzwickter. Lenas Rolle, die immer noch entführt ist, verschwindet fast komplett. Die Geschichte wird erst am Ende komplett aufgelöst und das mehr verwirrend bzw. undeutlich als klar. Die Geschichte hatte wirklich gutes Potenzial, was leider in der 2. Hälfte abnahm.

Fazit:
Ein Thriller, der zwar spannend ist, doch gegen Ende hin immer verwirrender wird und eine unbefriedigende Auflösung gibt.

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