Rezension zu "Kaltes Wasser" von Joachim Friedrich
Die Protagonistin Anna mochte ich direkt und auch die Geschichte begann vielversprechend: Anna konnte sich an nichts erinnern und war deutlich auf dem geistlichen Niveau eines Kleinkindes, obwohl sie selbst eigentlich schon zwanzig war. Irgendwie spürte man unterschwellig die ganze Zeit, dass irgendetwas nicht richtig war (vielleicht aber auch nur, weil man durch den Klappentext natürlich besonders darauf achtet). Bei solchen Büchern über eine Person, die ihr Gedächtnis verloren hat, taucht in der Regel auch eine Bedrohung auf, vor der sich die Hauptfigur in Acht nehmen muss, hier allerdings nicht, wodurch sich das Buch zwar gut lesen ließ, aber keine richtige Spannung aufkam. Dennoch gelang es dem Autor, nach und nach die ganze Geschichte durch Rückblenden aufzulösen, wobei ein unerwartetes Ende herauskam. (SPOILER) Ich persönlich hatte die ganze Zeit gedacht, dass die Eltern in der Geschichte die Bösen waren, aber bis auf den Fakt, dass es ziemlich gruselig ist, seine Tochter durch ein anderes Kind zu ersetzen, haben sie wohl nichts verbrochen. Anna und ihr Freund dafür allerdings schon, was einerseits eine unerwartete Wendung war, mir andererseits aber auch nicht ganz gefiel, weil der Charakter, den man über das ganze Buch hinweg liebgewonnen hatte, sich nun als Entführerin herausstellte (wenn sie auch sehr von ihrem Freund angetrieben wurde). (SPOILER ENDE) Ich persönlich hätte mir am Schluss noch einen Epilog gewünscht, in dem man erfährt, wie es mit Anna weitergeht, viele Leute stehen ja allerdings auch auf offene Enden.