Joachim Röhm

 4,1 Sterne bei 114 Bewertungen

Lebenslauf

Joachim Röhm lebt als freier Übersetzer in Stuttgart, München und Tirana. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Albanien Ende der 1970er Jahre, kehrte er 1980 nach Deutschland zurück. 2010 wurde er mit dem Jusuf Vrioni Übersetzerpreis der Republik Albanien ausgezeichnet.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Doruntinas Heimkehr (ISBN: 9783596191802)

Doruntinas Heimkehr

Neu erschienen am 23.04.2025 als Taschenbuch bei FISCHER Taschenbuch.

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Neue Rezensionen zu Joachim Röhm

Cover des Buches Geboren aus Stein (ISBN: 9783103974584)
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Rezension zu "Geboren aus Stein" von Ismail Kadare

Princess_Crab
Geboren aus Stein

Dieses Buch war meine erste Begegnung mit Ismail Kadare. Er erzählt autobiografische Geschichten und verflechtet diese mit der Geschichte und den Traditionen Albaniens. Immer wieder wird Kritik am damals herrschenden sozialistischen Sytem geübt, welche ein zentraler Bestandteil seiner Werke ist. Ich fand einige Geschichten besser, als andere, aber als Gesamtwerk betrachtet war es wirklich klasse. Habe jetzt noch mehrere Bücher von ihm in meinem Kopf, die ich lesen möchte.

Cover des Buches Geboren aus Stein (ISBN: 9783103974584)
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Rezension zu "Geboren aus Stein" von Ismail Kadare

parden
Gjirokastra...

GJIROKASTRA...

Selten geschieht es in der Weltliteratur, dass ein ganzes Werk von einem Ort einzigen ausgeht und immer wieder zu ihm zurückkehrt. Bei Ismail Kadare ist das Gjirokastra, einst die mächtigste Gebirgssiedlung Albaniens. Große Kastenhäuser ducken sich wie Nester in den Hang. Enge Gassen, verwinkelte Gänge, dunkle Tore. Über allem der Schatten der Burg. In diesem Labyrinth aus Stein und Geheimnis ist Kadare geboren. Hier verlebte er seine Kindheit und Jugend und sog unter den Granitdächern von den Großeltern mysteriöse Geschichten von Geistern und Gespenstern in sich auf. Hierhin kehrte er in seinen Büchern immer wieder zurück, auch in seinem letzten Roman »Die Puppe«, der diesen Band beschließt und seiner Mutter gewidmet ist. (Klappentext)

Das Buch "Geboren aus Stein" versammelt autobiografische Texte aus verschiedenen Bänden der albanischen Werkausgabe und stellt somit keinen zusammenhängenden Roman dar. Im Wesentlichen beschreibt hier der Autor seine Kindheit und Jugendjahre in dem südalbanischen Städtchen Gjirokastra. Integriert ist hier aber auch ein kleiner, knapp hundertseitiger Roman über die Mutter Kadares, die er "die Puppe“ nennt. 

Diese Textsammlung - die Geschichten reichen zurück bis in die Nachkriegskindheit des 1936 geborenen Autors - vermittelt einen Eindruck davon, wie es ist, in diesem Städtchen mit den dunklen Häusern groß zu werden. Stein - das sind die imposanten Wohnburgen der bessergestellten albanischen Familien, so wie die der Kadares. Labyrinthartig angelegt, bergen diese Häuser ihre Geheimnisse mit ihren bewohnten und den unbewohnten Räumen und sogar mit einem eigenen Kerker. Ismails Mutter fürchtet sich in den gewaltigen Mauern und hat das beklemmende Gefühl, von dem alten Haus aufgefressen zu werden.  

Starre familiäre Strukturen und fortgeschriebene Traditionen bilden zudem ein enges Korsett, dem der kleine Ismail gemeinsam mit seinem besten Freund nur durch Fantasie zu entkommen vermag. Für jeden Blödsinn sind die beiden zu haben - einen Roman wollen sie schreiben, scheitern aber an ihrem Vorhaben. Eigene Münzen wollen sie herstellen, indem sie Bleilettern einschmelzen und zu Geld prägen, doch reich werden sie nicht damit, landen dafür aber beide für zwei Tage im Gefängnis. 

Ismail Kadare ist zwölf Jahre alt, als sich Albanien von Jugoslawien abwendet und hin zur Sowjetunion orientiert. Damit setzt sich die sehr wechselhafte Geschichte Albaniens fort. In den Schulen verschwinden die Fächer Latein und Französisch aus dem Lehrplan, und Russisch wird eingeführt. Zudem wird von den Schülern explizit verlangt, ihre Lehrer und Eltern zu bespitzeln und zu denunzieren. Kadare deutet vieles nur an und schildert die Ereignisse aus der Sicht eines Kindes, das die Zusammenhänge noch nicht recht begreift. Ist einem die Historie Albaniens nicht vertraut, so ist man gefordert, auf andere Quellen zurückzugreifen, um die Andeutungen richtig einordnen zu können. Das empfand ich phasenweise doch als ziemlich anstrengend.

Mit offensichtlicher Lust am Fabulieren verknüpft Kadare die eigene Familiengeschichte mit der Geschichte seines Landes, wirft einen ironischen Blick auf die in der Diktatur geknechtete Gesellschaft und macht sich nicht zuletzt auch über sich selbst lustig als stiller Beobachter der wirren albanischen Verhältnisse. 

Ein interessantes, wenngleich auch anstrengendes Leseerlebnis - meine erste Begegnung mit diesem Autor, der schon lange als Kandidat für den Nobelpreis für Literatur gehandelt wird. Bislang vergeblich.


© Parden 

Cover des Buches Die Pyramide (ISBN: 9783596191277)

Rezension zu "Die Pyramide" von Ismail Kadare

Ein LovelyBooks-Nutzer
Zeitloses und fesselndes Portrait!

Ein zu Stein gewordenes Rätsel, so liegen die Pyramiden in der Wüste. Pharao Cheops erklärt seinen nahen Untertanen, dass er für sich keine Pyramide als Denkmal beanspruchen möchte. Sein Hofstaat ist entsetzt über diese Entscheidung und fürchtet eine gewaltige Strafe, falls diese Tradition gebrochen wird. Sie wälzen ihre wertvollen Schriften um den Pharao umstimmen zu können. Dieses Vorhaben ist von Erfolg gekrönt. Die Cheops Pyramide soll gebaut werden. Diese Kunde verbreitet sich in alle Winde. Die Architekten stellen sich dieser kräftezehrenden Aufgabe.

> Es ging nicht nur darum, die genaue Zahl der benötigten Blöcke und die durchschnittlich benötigte Zeit für das Brechen und das Verladen zu berechnen. Die verladenen Blöcke mussten an ihren Bestimmungsort befördert werden, und damit wurde erst alles kompliziert. Da man zum Transport der Steine und der anderen Materialien auf den Nil angewiesen war, mussten dessen Hochwasserphasen berechnet werden. Bereits früher hatte es Versuche gegeben, sicherheitshalber ohne den Fluss zu planen, aber alle Berechnungen zeigten, daß sich dadurch die für den Transport benötigte Zeit verdoppelte, wenn nicht sogar verdreifachte, so daß ( hinter vorgehaltener Hand gesagt ) der Pharao wohl möglich starb, bevor sein Grab fertig war. < ( Seite 31 )

Der Bau der Pyramide dauerte 20 Jahre an. Sehr viele Tote gab es zu beklagen. Verschwörungen und Hinrichtungen waren an der Tagesordnung. Der Pharao sah in diesen 20 Jahren immer seine in Staub gehüllte Grabstätte vor Augen.

> Reihenweise besuchten ausländische Abordnungen in Begleitung der jeweiligen Botschafter die Baustelle. Gleich wenn sie aus den Kutschen stiegen, erstarrten sie fast vor Erfurcht, manchen kamen die Tränen, andere fielen auf die Knie. Die ganze Welt, hieß es, schaue auf Ägypten, wo das größte aller Weltwunder entstehe.> ( Seite 57 )

Fazit: Dieses Weltwunder ist auch heute noch zu bestaunen. Ismail Kadare zeigt hier in seinem Buch eine weise, politische Parabel auf. Er rückt die totale Herrschaft in den Mittelpunkt seiner Geschichte. Die Cheops – Pyramide wird in einer Zeit gebaut, als es den Ägyptern sehr gut ging, sie waren zu Wohlstand gekommen. Dies sollte der Bau mitunter zunichte machen. Der Autor stellt den Pharao Cheops als herrschsüchtigen Despoten dar, der Menschen unterdrückt und hinrichten lässt. Doch auch wenn diese Geschichte sich schon vor tausenden von Jahren so zugetragen hat, zeigt sie uns Parallelen zu heutigen Staaten auf. Somit erscheint dieses fesselnde Porträt, zeitlos. Der Stil von Ismail Kadare ist weitgehend schnörkellos und flüssig zu lesen, dies ermöglicht die interessanten Zeilen leicht zu lesen. Anmerkung: Mancher Unfall oder Hinrichtung waren ab und an zu gut beschrieben. ( Meine Empfindung ) Große Leseempfehlung!

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