Cover des Buches Die Ära der Ökologie (ISBN: 9783406613722)
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Rezension zu Die Ära der Ökologie von Joachim Radkau

Rezension zu "Die Ära der Ökologie" von Joachim Radkau

von WinfriedStanzick vor 13 Jahren

Rezension

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WinfriedStanzickvor 13 Jahren
Joachim Radkau, seit 1981 Professor für Neue Geschichte an der Universität Konstanz, hat sich in der Vergangenheit schon mit etlichen Titeln zur Atomenergie und ihrer Verwicklung mit der Politik und Wirtschaft unseres Landes und anderer Themen der Technikgeschichte einen Namen gemacht. Neben seinem frühen großen Werk über den „Aufstieg und Krise der deutschen Atomwirtschaft“, das mir als jungem Atomkraftgegner, der in Biblis seinen ersten Pfarrdienst antreten sollte, die Augen öffnete, hat mich vor einigen Jahren sein Buch über „Holz. Wie ein Naturstoff Geschichte schreibt“ als Enkel eines Zimmermannes und Schreinermeisters, dessen Kindheit sozusagen im Holz stattfand, sehr beeindruckt, das in der empfehlenswerten Reihe „Stoffgeschichten“ im Oekom-Verlag erschien. Nach seinem großen Werk „Natur und Macht. Weltgeschichte der Umwelt“, das schon 2000 bei C.H. Beck erschienen ist, legt er nun eine weitere Weltgeschichte vor. „Die Ära der Ökologie“ heißt das Buch und beschreibt auf fast 800 Seiten die Geschichte der Umweltbewegung. Er widmet den Vorläufern der Bewegung im 18. und 19. Jahrhundert zwar einige Aufmerksamkeit, doch er setzt seinen Schwerpunkt auf die Entwicklung der letzten 40 Jahre, also einem Zeitraum, den die meisten der heutigen Leser ganz oder teilweise miterlebt haben. Die Lektüre dieses anregenden und spannenden und immer wissenschaftlichen Ansprüchen verpflichteten Buches war für mich als 1954 geborener und seit seinem Studienbeginn 1973 , erst recht aber seit den ersten Atomprotesten Mitte der siebziger Jahre, sich zur Bürgerinitiativbewegung zählenden, später bei der Startbahn 18 West aktiven und dann seit 1982 als Einwohner von Biblis gegen das dortige AKZ engagierten Zeitgenossen wie eine Zeitreise durch wesentliche Teile meines eigenen Lebens als zoon politicon. Radkau nennt die Umweltbewegung trotz mancher skurriler Entwicklungen die neue, wahre Aufklärung unseres Zeitalters. Insofern macht das Buch, obwohl es deutlich vor den Gefahren der Engführung auf einzelne Themen wie etwa der Klimapolitik warnt, Hoffnung. Hoffnung, angesichts der unglaublichen und dramatischen Paradigmenwechsel , die innerhalb eines historisch gesehen sehr kurzen Zeitraums vollzogen wurden, die aber auch in ihrer Geschwindigkeit dem bestehenden Problem, dem sie begegnen, absolut angemessen sind. Ein Standardwerk, von dem man in Jahrzehnten noch sprechen und lesen wird.
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