Joachim Seng

 4 Sterne bei 41 Bewertungen

Lebenslauf

Joachim Seng, Studium der Germanistik, Politologie und Volkswirtschaft in Frankfurt am Main. Seit 1997 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Freien Deutschen Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum, seit 2007 Leiter der dortigen Spezialbibliothek zur Goethezeit und Romantik. Editionen und Publikationen zu Paul Celan, Einzelveröffentlichungen zu Johann Wolfgang von Goethe und Hugo von Hofmannsthal sowie zur Geschichte des Freien Deutschen Hochstifts.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Joachim Seng

Cover des Buches Briefwechsel (ISBN: 9783518421222)

Briefwechsel

(6)
Erschienen am 21.09.2009
Cover des Buches Briefe der Frau Rat Goethe (ISBN: 9783458195092)

Briefe der Frau Rat Goethe

(0)
Erschienen am 07.03.2022

Neue Rezensionen zu Joachim Seng

Cover des Buches Jedermann (ISBN: 9783458348139)
Farbwirbels avatar

Rezension zu "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal

Farbwirbel
Moderne Historie - historische Moderne?

Hugo von Hofmannsthal, einer der wichtigsten österreichischen Literaten, umworben von Stefan George und Paradeautor der Wiener Moderne... Viele Attribute kann man ihm zugeben und vor allem eigentlich ein Neudenken und Umdenken. Umso mehr verwunderte mich dieses kleine Stück.

„Jedermann“ ist ein kurzes Drame, dass einem barrocken Fastnachtspiel fast gleichkommt.

Es handelt sich um ein Stück, welches den Reichtum als solches verurteilt und die christlichen Tugenden lobt. Jedermann ist hier eine Figur – mit sehr buchstäblichem Namen -, die der Wollust und dem Reichtum erlegen ist und dabei all die christlichen Werte vergisst.

Ganz in der Tradition des goethschen Faust beginnt das Drama mit einem Gespräch zwischen Gott und Teufel. Dabei beauftragt Gott den Teufel, Jedermann zu sich zu holen und vor das Jüngste Gericht zu stellen.

Dann lernt der Leser Jedermann kennen und lernt, wie selbstbezogen und verliebt in sein Leben er ist. Obwohl ihn seine Mutter zu mehr Christlichkeit ermahnt, kann er weder Nächstenliebe noch Güte für seine Mitmenschen aufbringen.

JEDERMANN

Ich kenn dich auch vom Ansehen nit.

SCHULDKNECHT

Ist doch dein Fuß, der auf mich tritt. - S. 15

Bei einem ausgelassenen Fest in seinem Haus kommt nun der Teufel herbei. Mit diesem verhandelt Jedermann eine Stunde, um jemanden zu finden, der mit ihm den ungewissen Weg zu Gott geht.

JEDERMANN Dich strafen, Süße, ist mir fern,

Lieb dich gleich meinem Augenstern,

Habe müssen denken von ungefähr

Wie deine Miene beschaffen wär,

Wenn dir auf eins zukäm die Kund,

Daß ich müsst sterben zu dieser Stund.

BUHLSCHAFT

Um Christi willen, was ficht dich an,

Mein Buhle traut, mein lieber Mann,

Ich bin bei dir, sieh doch auf mich,

Dein bin ich heut und ewiglich. - S. 31

Jedermann meint, sichere Freundschaft in seinem Leben zu haben, doch täuscht er sich darin. Niemand will mit ihm.

Dann tauchen auch noch die Personifizierungen des Glaubens und der Werke sowie des Mammons auf. Diese erinnern wiederum stark an Faust, der sich ja ganz ähnlich mit Personifikationen von Eigenschaften und Tugenden herumschlagen muss (Faust II).

MAMMON (stößt ihn weg)

Du, trau mir nit, dein Wut acht ich gering,

Wir umkehrt wohl geschaffen sein.

Ich steh gar groß, du zwergisch klein.

Du Kleiner wirst wohl sein der Knecht

Und dünkst dich, anders wärs gewesen,

Das war ein Trug und Narrenwesen.

JEDERMANN

Hab dich gehabt zu meim Befehl.

MAMMON

Und ich regiert in deiner Seel. - S. 56

Ich kam beim Lesen nicht umhin, immer mehr Bezüge zu Faust zu entdecken. Auch der Teufel ist ganz dem Mephisto nachgezeichnet. Selbst die Auflösung des Dramas erinnert daran.

Nun bin ich denn etwas verwundert. Das Stück „Jedermann“ ließe sich in Handlunng und in Motivik auch deutlich in die Sattelzeit verlegen und nicht zwingend in die Wiener Moderne. Aber vielleicht liegt genau da der Knackpunkt. Ein moderner Dichter bedient sich traditioneller, teilweise auch mittelalterlicher Bezüge und schafft damit wiederum eine Kritik an der modernen Gesellschaft, weil eben auch diese stets und immer noch diese Fehler macht...

Dafür, dass das Werk so schmal ist, hat es mich ziemlich zum Nachdenken gebracht. Ich bin kein großer Fan christlich bezogener Literatur, aber das Werk hat mit dennoch recht gut gefallen.

Cover des Buches Jedermann (ISBN: 9783458348139)
Liebes_Buchs avatar

Rezension zu "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal

Liebes_Buch
Das Theaterstück

Den Jedermann kenne ich von der Berichterstattung in den Medien, wenn die Buhlschaft besetzt wird... Einmal lief eine Aufführung im Fernsehen, die so abschreckend war, dass ich ausschaltete. Mit den allerschlimmsten Befürchtungen habe ich nun das Buch gelesen und war angenehm überrascht! Der Jedermann soll sterben. Voller Schreck feilscht er beim Tod noch etwas Zeit heraus, um Beistand zu finden. Wie soll er vor Gott bestehen und muss er dem Tod allein gegenübertreten? Verzweifelt sucht er Hilfe bei seinem Gesellen, seinen Freunden, bei seinen Werken und beim Glauben. Ein Gespräch mit dem Mammon, hat er ebenfalls. Eine sehr niedliche Geschichte, die auf einem englischen Stück basiert, das wiederum auf einer holländischen Geschichte basieren soll... praktisch ein Märchen. Einziger Nachteil: das Stück ist gereimt. Da muss man durch. Trotzdem schön! Muss man tatsächlich gelesen haben :)

Cover des Buches Briefwechsel (ISBN: 9783518421222)
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Rezension zu "Briefwechsel" von Joachim Seng

Clari
Rezension zu "Briefwechsel" von Paul Celan

Briefwechsel zwischen Freunden von ungewöhnlich enger Zugehörigkeit.
Paul Celans Schicksal als Dichter aus der Bukowina, der beide Eltern in Auschwitz verlor, ist den mit seiner Dichtkunst Vertrauten weitgehend bekannt.
Er wird in seinem Wesen und Charakter durch den Briefwechsel mit Freunden und seiner Frau Gisèle Celan - Létrange, die in verschiedenen Ausgaben vorliegen, erst fassbar. Als eine geheimnisvolle, anziehende und tragische Erscheinung sehen wir ihn, dessen Gedichte von tiefer Ernsthaftigkeit und melodiöser Tiefenschärfe sind, immer ganz dicht bei dem Geschehen, dem er sich innerlich nahe fühlt.

Als er 1948 in Wien durch Vermittlung von Ingeborg Bachmann Klaus und Nani Demus kennen lernte, war er in den dortigen Künstlerkreisen angekommen. Mitglieder dieser Szene schildern ihn als einen sehr scheuen und zurückgenommenen Menschen. Seine Gedichte kamen nach Otto Basil, Herausgeber der Zeitschrift "Plan," als "traurige und sehr schöne, der östlichen Landschaft angepasste Lyrik" an.
Klaus und Nani Demus, Kunsthistoriker, Dichter und Literaturwissenschaftlerin, erkannten neben Ingeborg Bachmann früh schon seine Genialität. Celan hat in besonderer Weise ein enges Vertrauensverhältnis zu ihnen aufgebaut und eine intensive Freundschaft entwickelt, die er Zeit seines Lebens beibehielt. Soweit Nähe zu ihm überhaupt möglich war, hatten diese beiden Zugang zu ihm.

1948 begab sich Paul Celan nach Paris, wo er sein weiteres Wirken als Dichter des deutschsprachigen Raums fortsetzte. Von dort datierten fast alle seine Briefe an Klaus und Nani Demus.
P. Celan und Klaus Demus dachten und dichteten sehr ähnlich. Demus bewunderte den älteren Freund, an dessen Werk er künstlerisch mit seinen Versen aber nicht heranreichte. Demus schreibt und zeigt seine Nähe zu Celan in Sätzen wie diesem:" Weiße Flügel des Wassers über des Herzens schwarzer Wiese." Gegenüberstellungen von Helligkeit und Klarheit mit den düsteren Nebeln der Dunkelheit sind Merkmale beider Dichter. Sie schrieben sich zeitweise in Gedichtform, und es vereinte sie eine tiefe Sehnsucht nach Helligkeit und Schönheit, die sich fast immer in der Schwärze der Nacht verlor.
In tragischer Weise zerbrach diese Freundschaft, die von beiden Seiten als einmalig empfunden wurde, an der Affäre Goll, die Celan in den seelischen Abgrund gestürzt hatte. (s. Paul Celan "Die Gollaffäre" von Barbara Wiedemann.)

Zu viel erlittenes Leid machte Paul Celan empfindsam gegen jede Art von Kritik. Der von Klaus Demus vorgetragene Verdacht einer Paranoiaerkrankung bei Celan führte zum totalen Kontaktabbruch zwischen den Freunden, wenngleich Celan in der Tat als Folge seiner existenziellen und seelischen Nöte in eine Geisteskrankheit abgeglitten war.
Sehr viel Persönliches erfährt man über beide Briefpartner, denn ihr ganzes Leben, Denken und Fühlen spiegelt sich in den Briefen, in die ihre Frauen einbezogen waren.

Der Herausgeber des vorliegenden Briefwechsels, Joachim Seng, kommentiert in einem Nachtext die "Fremde" und die "Nähe" als das Kriterium, unter dem man sich Freundschaft mit Paul Celan vorstellen muss.

Der Briefwechsel beginnt mit einem Gedicht von Klaus Demus und endet vor Celans Tod mit letzten Versen aus seiner Feder im März 1970.

Wie in früher schon veröffentlichten Briefwechseln zwischen Celan und Freunden wird man Zeuge eines Lebensschicksals, das in seiner künstlerischen Größe und persönlichen Lebenstragik tief anrührend ist.

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