Cover des Buches Der Bruder (ISBN: 9783499268908)
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Rezension zu Der Bruder von Joakim Zander

Brisantes Thema

von Duffy vor 7 Jahren

Rezension

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Duffyvor 7 Jahren
"Never change a winning team", heißt es so schön, hier könnte man es abwandeln und sagen "Never change a successful concept". Zweiter Roman des Schweden Zander, der sich in den Fußstapfen von Stig Larsson bewegt.
Yasmin, Flüchtling aus Syrien, hat sich aus der Stockholmer Vorstadt gelöst und ihren Bruder Fadi zurückgelassen. Der wird radikalisiert und als die Botschaft seines Todes bei Yasmin ankommt, kehrt sie zurück und sieht sich dem Chaos randalierender Banden gegenüberstehen. Dennoch glaubt sie, dass ihr Bruder lebt, weil es ein Foto gibt, das ihn im Zusammenhang mit einem rätselhaften Enblem zeigt, das überall in Stockholm gesprayt wird. Sie macht sich auf die Suche und trifft dabei auf Klara Walldéen, die für eine Londoner Menschenrechtsorganisation einen Bericht über die Privatisierung einiger Teile der Polizei co-verfassen. Eine seltsame Organisation namens Stirling Security spielt plötzlich eine große Rolle und als ein Kollege ermordet und ihre Chefin korrumpiert wird, rutscht Klara immer tiefer in die Machenschaften von Lobbyisten, Staat und Polizei. Yasmin und Klara verknüpfen ihre Informationen und langsam ergibt sich ein Bild.
Zander arbeitet wie in seinem ersten Roman "Der Schwimmer". Abgesehen davon dass seine Klara schon aus dem ersten Roman bekannt ist, lässt er wieder von drei verschiedenen Seiten die Stränge zusammenlaufen und ins Grand Finale münden. Er arbeitet auch wieder bewusst mit Cliffhangern und das Ergebnis gibt ihm recht, denn man kann den Roman kaum aus der Hand legen.
Das Hauptthema, die Radikalisierung Jugendlicher zum IS ist natürlich ein schmaler Grat, Zander hat sich abgesichert und verwendet für seinen Plot nur die Zutaten, die relevant sind. Allzu tief dringt er in die Materie nicht ein, beschränkt sich auf die emotionalen Momente des Bruders Fadi, der zum IS überläuft und überschreitet dadurch keine Grenzen. Natürlich ist das Thema vielschichtiger, aber ganz sicher nicht geeignet, aus Spekulationen (die es zum größten Teil bleiben müssen) einen Thriller zu "basteln". Auf diesem Level aber ist es gut, die Figuren können ihre Transparenz behalten, auch wenn das ganze Gerüst (die russiche Unterwanderung und die Reaktion des Geheimdienstes) so manches Mal auf wackeligen Füßen steht. Doch das zu hinterfragen ist müßig, hier handelt es sich um Fiktion und Zander hat sich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt, als das man ihm gravierende inhaltliche Schnitzer vorwerfen kann.
So ist auch dieser Roman wieder gelungen und die Spannung hält an bis zum Schluss. Thrillerherz, was willst Du mehr? Der dritte Band ist angekündigt und es bleibt abzuwarten, ob der Autor bei seinem stilistischen Schema bleibt. Das könnte dann irgendwann abgenutzt sein. Bis dahin ist Zander der neue Stern am skandinavischen Thrillerhimmel.
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