Rezension
Duffyvor 13 Jahren
Joan Aiken, bekannt für ihre Familiengeschichten, beschreibt auch hier wieder ein recht konfliktbeladenes Gefüge. Ausgehend von zwei Mädchen, die auf dem College aufgrund ihrer optischen Ähnlichkeit einen Rollentausch beschließen, geht die eine als Missionarin nach Indien und die andere statt dessen zur Familie, von der die jungen Frauen meinen, dass das nicht auffallen würde. Da es ohne Mitwisser nicht geht, sind einige Familienmitglieder eingeweiht, der Rest errät und akzeptiert stillschweigend. Ein Problem gibt es, als die eigentliche Tochter zurückkommen will und ihre Doppelgängerin vertreibt. In diesen Zeitraum von der Planung bis zur Rücknahme lässt die Autorin die Familiengeschichte stattfinden, die natürlich in der Retrospektive vollständig aufgerollt wird. Das sich daraus nicht übelste Trivialliteratur entwickeln kann, dafür sorgt schon der unvergleichliche Schreibstil der Autorin, deren besondere Stärken in der Bildhaftigkeit liegt. Ganz entspannt lässt sie die einzelnen Ereignisse, die das Ganze so kompakt machen, vor dem Leser ablaufen, der sich schnell entscheiden kann, wen er nun symphatisch findet und wen er am liebsten loswerden möchte. Wieder eine große Familiensaga mit einer unaufdringlichen aber wirkungsvollen Dramaturgie. Sehr empfehlenswert.