Joanna Bator

 4,5 Sterne bei 27 Bewertungen
Autor*in von Sandberg, Dunkel, fast Nacht und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Joanna Bator, 1968 geboren, publizierte in wichtigen polnischen Zeitungen und Zeitschriften und forschte mehrere Jahre lang in Japan. Die deutsche Übersetzung ihres Romans Sandberg durch Esther Kinsky war ein literarisches Ereignis. Seither gilt Joanna Bator als eine der wichtigsten neuen Stimmen der europäischen Literatur. Für Dunkel, fast Nacht (2012) wurde sie mit dem NIKE, dem wichtigsten Literaturpreis Polens, ausgezeichnet. Joanna Bator ist Hochschuldozentin und lebt in Japan und Polen.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Joanna Bator

Cover des Buches Sandberg (ISBN: 9783518464045)

Sandberg

 (12)
Erschienen am 10.12.2012
Cover des Buches Dunkel, fast Nacht (ISBN: 9783518471197)

Dunkel, fast Nacht

 (10)
Erschienen am 18.01.2021
Cover des Buches Wolkenfern (ISBN: 9783518465745)

Wolkenfern

 (5)
Erschienen am 18.08.2014
Cover des Buches Bitternis (ISBN: 9783518431313)

Bitternis

 (0)
Erschienen am 29.10.2023

Neue Rezensionen zu Joanna Bator

Cover des Buches Sandberg (ISBN: 9783518464045)
Helene_Leuschels avatar

Rezension zu "Sandberg" von Joanna Bator

Sehr originell und ausdrucksstark!
Helene_Leuschelvor 5 Jahren

Dies ist ein Buch, dass ein generationsübergreifendes Familienportrait der Nachkriegszeit in Polen, mit viel Sprachwitz, bewegenden Szenen und tiefgehenden Charakterbeschreibungen intelligent und sehr fliessend und packend miteinander verknüpft. Sehr originell und ausdrucksstark!

Cover des Buches Dunkel, fast Nacht (ISBN: 9783518424971)
haberland86s avatar

Rezension zu "Dunkel, fast Nacht" von Joanna Bator

Toll geschrieben, aber nicht fesselnd
haberland86vor 7 Jahren

Die Journalistin Alicja Tabor reist von Warschau in ihre alte Heimat Wałbrzych, um in der niederschlesischen Großstadt dem Verschwinden mehrere Kinder auf den Grund zu gehen und wird dort mit den Dämonen ihrer Vergangenheit konfrontiert.

So spannend sich die Idee anhört, so langweilig ist sie umgesetzt. Vielleicht war mir die Spannung einfach zu subtil oder sie wurde durch schwülstige Sätze und endlose Rückblenden im Keim erstickt. So genau kann ich das nicht einmal sagen, denn die Ansätze waren da und Joanna Bator bewies mehr als einmal, dass sie großartig schrieben kann.

Trotzdem blieb nach der Lektüre ein undefinierbar dumpfes Gefühl der Unvollständigkeit zurück, was vermutlich daran liegt, dass die Geschichte über hunderte von Seiten vor sich hindümpelt und man das Gefühl hat, zwar alle Familiengeheimnisse der Stadt zu kennen, der Autorin die Auflösung der Entführungen aber nicht so ganz abnimmt, weil sie dann doch eine Spur zu schräg ist.

Vielleicht will die Autorin mit dem Roman auch einfach zu viele Themen unter einen Hut bringen – häusliche Gewalt, Rassismus, Aufarbeitung von Kriegstraumata, Faschismus, Religiösität, Drogenmissbrauch und so weiter. Als wolle sie mit ihrem Buch hauptsächlich ein vollständiges Bild der polnischen Gesellschaft zeichnen und die Rahmenhandlung nur als Vorwand dazu missbraucht.

Dabei sind diese Themen hochaktuell und sehr interessant. Nur trugen sie leider nicht unbedingt dazu bei herauszufinden, was mit den Kindern geschehen ist.

Außerdem stieß mir das ständige Auftauchen von Katzenmenschen (die wohl das Gute verkörpern und Alicja dabei helfen sollen, dem Rätsel näher zu kommen) sauer auf, da nicht wirklich klar wurde, wofür sie gut sind und sie den Lesefluss ungemein störten.

Auch hätte es – für meinen Geschmack – nicht so viele Rückblenden gebraucht, die das Verhältnis zwischen Alicja und ihrer Familie bis ins kleinste Detail breitreten. Im Endeffekt macht es natürlich Sinn, darüber Bescheid zu wissen, was in der Familie der Erzählerin alles vorgefallen ist, aber das hätte man sicherlich ein wenig straffen können.

Alles in allem ein mittelmäßiger Roman von einer tollen Autorin, der mich bis zum Schluss leider nicht so richtig fesseln konnte.

Cover des Buches Dunkel, fast Nacht (ISBN: 9783518424971)
Corsicanas avatar

Rezension zu "Dunkel, fast Nacht" von Joanna Bator

Dunkle Geschichte - mit Sogwirkung
Corsicanavor 8 Jahren

"Dunkel, fast Nacht" heißt der neue Roman von Joanna Bator. Sie hat dafür den polnischen Literaturpreis NIKE bekommen - und vollkommen zu Recht wird sie als eine der wichtigsten Stimmen in der zeitgenössischen europäischen Literatur bezeichnet.

Mir selbst war die Autorin nicht bekannt - bis ich auf der litcologne bei einer Lesung von ihr war - die deutschen Texte hat Corinna Harfouch gelesen. Und daraufhin habe ich mir das Buch gekauft.

Aber ich hatte immer ein wenig Angst vor der Lektüre, denn Buchtitel und Lesung wiesen auf dunkle und traurige Geschichten hin. Und so war es auch. Trotzdem hat dieses Buch eine Sogwirkung auf mich ausgeübt. Ich musste immer weiter lesen - denn das Buch ist auch sehr spannend - es gibt eine eingebaute Krimihandlung - und das Buch ist literarisch sehr hochwertig komponiert. Sprachgewaltig, Bildgewaltig und es gibt viele sprachliche Stilmittel, die sehr gekonnt eingesetzt werden, z.B. seitenweise Sequenzen aus Internetforen in der entsprechenden Sprache und assoziative Aneinanderreihungen von Angst-, Beschwörungs- und Schmähworten.

Insgesamt kann man den Roman wohl am ehesten als "Schauerroman" bezeichnen. Teilweise surreal - manches wird im Nachhinein realistisch erklärt - manches bleibt rätselhaft und mystisch. Es gibt Anlehnungen an Hexengeschichten und an Schatzsucher-Geschichten. 
Im Kern geht es um die Bewältigung von historischer Geschichte, um Bewältigung von Traumata aufgrund von Kriegs- und Gewalterfahrungen, die sich in den Menschen eingenistet haben und die auch in den nächsten Generationen wieder zu Gewalt, Missbrauch von Kindern, Familientragödien  und Einsamkeit führen.

 

Einsam ist auch Alicja Tabor, eine erfolgreiche polnische Journalistin, die in ihre Heimatstadt Walbrzych zurückkehrt, um dort eine Reportage über drei verschwundene Kinder zu schreiben.
Alicja war 15 Jahre nicht mehr in ihrem Elternhaus, sie hat es nach dem Tod ihres Vaters leer stehen lassen und so versucht, vor den Dämonen ihrer unglücklichen Kindheit zu fliehen. Schön waren in ihrer Kindheit nur die Liebe und Fürsorge ihrer älteren Schwester - doch diese hatte sich das Leben genommen, in einer der vielen Höhlen rund um Schloss Fürstenstein. Dieses ehemals deutsche Schloss und das ehemals deutsche Elternhaus von Alicja in der ehemals deutschen Stadt Waldenburg sind mit ihrer geschichtlichen Relevanz der Mittelpunkt des Romans. Grau, trist und düster wirken Stadt und Gegend, als seien die Menschen, die dort leben nie von ihren Traumata genesen, die sie durch Krieg und Flucht erlitten haben. Und seltsam verloren wirken sie, viele wohnen noch in den unverändert von den Deutschen übernommenen Häusern und Wohnungen und schaffen es nicht, sich eine eigene Identität aufzubauen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
"Uns verband, dass wir kein Zuhause hatten und Ersatz für etwas zu finden versuchten, was sich nicht ersetzen lässt: das richtige Leben"

Es sind viele Geschichten, die noch erzählt werden müssen, damit die Gegenwart verstanden werden kann. Und es werden viele Geschichten erzählt. Von Albert, dem Nachbarn, der fast sein gesamtes Leben in Walbrzych verbracht hat. Und doch heimatlos ist. Von der Suche nach dem Schatz von Schloss Fürstenstein, dem sich Alicjas Vater gewidmet hat - statt sich um seine Kinder zu kümmern. Von den Katzenfrauen, die Katzen und Schloss beschützten und Menschen helfen, sonst aber quasi unsichtbar sind. Es wird erzählt von Ewa, der toten Schwester von Alicja. Und zwischen den Geschichten werden die in der Gegenwart verschwundenen Kinder gesucht.  Und die aufgewühlte Stimmung in der Stadt geschildert, in der die verunsicherten und haltlosen Menschen ihr Heil in Verschwörungstheorien, krudem Aberglauben und Gewalt gegen Fremde suchen.

Das ist spannend, bedrückend und beklemmend. Aber es gibt Lichtblicke. Einige Menschen - bezeichnenderweise gerade die Außenseiter der Gesellschaft - kümmern sich um die Suche nach den Kindern und helfen Alicja, die Geschichte ihrer Familie zu verstehen. Und es gibt schöne, unsentimental erzählte Liebesgeschichten.

Insgesamt ein beeindruckendes, sprachgewaltiges Buch. Keine einfache Lektüre - aber lohnend.


Gespräche aus der Community

Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks